Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Begierde 2

Dunkle Begierde 2

Titel: Dunkle Begierde 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrik Moreau
Vom Netzwerk:
es an. Eine leichte Brise kam
ihm durchs offene Fenster entgegen und brachte das Streichholz zum Erlöschen.
Er dachte sich nichts dabei und zündete ein zweites Streichholz an. Auch dieses
erlosch durch einen Windstoß.
    Von fern
konnte er einen Raben krächzen hören.
     
    Waren
das nicht biblische Tiere? Seht euch die Raben an, sie säen nicht, sie ernten
nicht und dennoch wird für sie gesorgt. Versorgt durch Gott!?
     
    Geschah
hier etwas, was nicht dem Zufall entsprang? Etwas, das ihn davon abbringen
sollte, an seinem Glauben zu zweifeln. Wurde nicht auch Jesus in Versuchung
geführt? In der Wüste gleich dreimal. Wurde also auch Thomas versucht?
Versucht, um zu beweisen, dass er wirklich ein guter Christ war?
    Christ -
Thomas würgte bei diesem Gedanken.
    Er holte
aus der Küche ein Feuerzeug und ein Stück Papier. Er zündete das Papier an und
hielt es über den Eimer.
    „Na,
willst du das auch löschen. Wieso du? Dich gibt es gar nicht. Schau, wie ich
beweise, dass es dich nicht gibt. Denn wenn es dich gibt, lösche dieses Feuer
und ich werde es mir noch einmal überlegen.“
     
    Du
sollst deinen Herren nicht versuchen.
     
    Doch
nichts geschah. Thomas zögerte noch eine Weile.
Das Papier brannte fast runter und seine Finger fingen an, warm zu werden. Er
schaute noch einmal aus dem Fenster. Kein Windstoß, kein Rabenschreien. Stille.
Vollkommene Stille.
    „Ich habe
es gewusst“, sagte er und warf das Papier in den Metalleimer.
    Durch den
Spiritus schoss eine Stichflamme nach oben und hätte beinahe seine Haare
angesengt.
    Das
Tagebuch brannte lichterloh. In Thomas Gesicht trat ein hinterhältiges Grinsen.
Das Feuer bahnte sich seinen Weg und machte sich an das Silber der Kette,
bereit, um es in seinen Ursprung zu schmelzen. Ins Nichts.
     
    Kommen
wir nicht alle aus dem Nichts und verschwinden wieder da hin?
     
    Fast
hatte er den Eindruck, als würde das Feuer Respekt vor dem Kreuz haben. Als
würde es das Kreuz umkreisen, aber nicht angreifen.
    „Brenne
doch endlich. Du Judas“, schrie Thomas und klopfte mit seinem Fuß gegen den
Eimer. Das Feuer machte sich ans Kreuz und es begann zu schmelzen.
Hatte er das eben wirklich gesehen? In dem Moment, wo sich das Feuer ans
Silberkreuz machte, schien Thomas, als ob Jesus seine Füße von den Fesseln
lösen und nach oben ziehen würde. Ziehen würde, um nicht zu verbrennen.
    Was
stellte er sich an, er war doch schon einmal gestorben. Was macht da ein
zweites Mal aus.
    Doch das
Feuer war nun Herr der Lage. Es griff nach Jesu Leib. Jesus bewegte sich rechts
und links, versuchte dem Feuer aus dem Weg zu gehen. Doch vergebens. Er schmolz
dahin ins Nichts. Er schmolz, ohne zu schreien. Jesus schrie nicht, obwohl
Thomas ganz deutlich sein Gesicht sah, welches den Mund ganz weit offen hatte.
Offen zum Schreien. Aber wer schrie da? Er hörte es doch ganz deutlich - ein
Schrei aus dem Feuer.
    Er
schaute ins Feuer und konnte sehen, dass das Feuer gesiegt hatte. Es gab nichts
mehr zu verbrennen - gleich würde auch das Feuer verschwinden. Dahin, woher es
kam: ins Nichts.
    Das
Schreien wollte nicht verstummen, und plötzlich konnte er erkennen, woher und
von dem er kam: Es war ein Kinderschrei. Ein Kinderschrei, gefangen in diesem
Feuer. Und dann hörte er einen Satz, einen Satz eines Mannes. Eines guten Mannes.
Milde lag in der Stimme.
    „Ich
vergebe dir, für das, was du tust und noch tun wirst. Mein Garten ist immer für
dich geöffnet.“
    Wieso
Garten? Hieß es nicht eigentlich Haus?
    Thomas
war verwirrt. Wer war die Stimme? Jesus, Gott, der Teufel oder nur Einbildung?
    Dann
plötzlich - Stille. Das Feuer war erloschen. Außer Asche und ein wenig Schwarz
an der Innenfläche des Eimers blieb nichts übrig.
    Jetzt
konnte er befreit aufatmen, denn jetzt hatte er wirklich mit seinem alten Ego
abgeschlossen. Der weiche, eingeschüchterte und naive Thomas war gestorben.
    Erleichtert
atmete er auf und sagte: „Geschafft.“
    Dann
begab er sich an seinen Schreibtisch und lernte für die in zwei Wochen
anstehende Matheprüfung. Den Verlust seiner Kette bemerkten weder sein Vater
noch seine Mutter, obwohl sie sehr an diesem Erbstück hingen.
    Obwohl er
sich ohne Kette leichter fühlen sollte, fühlte er sich noch eine ganze Weile
träge und schwer. Doch er gewöhnte sich auch daran, genauso wie er sich an die
Albträume gewöhnte, die ihn in regelmäßigen Abständen besuchten.
     
     

Kapitel 7
     
     
    Mit dem
Tode seines Tagebuches legte sich Thomas einen imaginären

Weitere Kostenlose Bücher