Dunkle Begierde - Teil 1 - erotischer Psychothriller - Roman (German Edition)
desto fester ballte er
die Faust. Er ballte sie und es schien, als floss Blut zwischen den Fingern.
Ihr Blut.
„Du
verdammte Schlampe!“, schrie er ins Tal hinaus, voller Zorn. Ohne Rücksicht, ob
jemand ihn hören konnte, oder nicht. Und um seine Wut aus dem Körper zu lassen,
wie die Luft aus einem Luftballon, schlug er mit der Faust auf den Tisch, der
neben der Bank stand.
„Junger
Mann, alles in Ordnung? Können wir Ihnen helfen?“, hörte er eine Stimme fragen.
Thomas erschrak und wurde aus seinem Zorn gerissen. Herausgerissen, ehe er
seinen bösen Gedanken vollenden konnte. Herausgerissen, ehe dieser böse Gedanke
von ihm Besitz ergriff.
Hörte
er eine Harfe spielen?
Thomas
drehte sich um und sah auf einer Bank, am anderen Ende des Wegs, ein altes
Ehepaar sitzen. Wie alt mochten sie sein? Achtzig? Sie machten einen sehr
sympathischen Eindruck. Und obwohl er wie eine Bestie schrie, war kein Vorwurf
in ihren Gesichtern zu sehen. Sie lächelten ihn sympathisch, fast schon
liebevoll an. Thomas nahm dieses Lächeln als ehrliche Geste an, schämte sich
und antwortete kleinlaut: „Ja, danke. Verzeihen sie bitte, dass ich mich nicht
beherrschen konnte. Ich dachte ich wäre alleine.“
„Schämen
Sie sich nicht für Ihre Gefühle, junger Mann. In uns allen brennt manchmal der
Teufel der Wut. Und dann ist es besser ihn rauszulassen, ehe er einen großen
Schaden anrichtet“, antwortete die alte Frau.
Der
Teufel der Wut, wie nett Sie das formuliert hatte , dachte Thomas und
wollte sich wieder umdrehen, als der Mann etwas sagte.
„Sie
sind noch jung. Ihre Familie ist noch jung. Geben Sie sie nicht auf. Was meinen
Sie, wie oft ich mich mit meiner liebsten Irmgard hier gestritten habe. Und
glauben Sie mir, da flogen nicht nur Worte. Aber dennoch haben wir nie
aufgehört uns zu lieben. Und das seit 60 Jahren.“
60
Jahre ... 60 Jahre mit dieser Furie? , dachte Thomas, und hatte dabei Claudias Bild
im Kopf.
„Gratulation.
Da kann sich manch einer eine Scheibe von abschneiden.“
„Sie
werden sehen, wenn Sie heute Abend ihre Frau in die Arme nehmen, werden Sie
bereits vergessen haben, warum Sie überhaupt wütend waren“, betonte Irmgard in
sanften und warmen Tönen.
Wegen
ihr geschrien? Was geht sie an, wegen wem ich geschrien habe? Du dreckiger
alter Waschlappen von Frau. Woher weißt du überhaupt, dass ich eine Frau habe?
Oder hat sie dich geschickt, diese Hure, um mich zu kontrollieren? Ist sie schon
auf der Jagd? Lustig ist es, den Fuchs zu jagen, sehr lustig ... die Faust ins
Gesicht ,
dachte Thomas.
Sie
sollte sich lieber um ihre Angelegenheiten kümmern. Thomas hatte niemanden um
Rat gebeten. Das Letzte, was er brauchte, war ein Eheberater in Gestalt von
zwei alten Kreaturen, die eher die Radieschen von unten bestaunen sollten, als
den nächsten Frühling.
Einfach
den Hals umdrehen und hier begraben. Wer würde sie schon vermissen?
Trotz
seiner plötzlichen negativen Einstellung gegenüber diesem Pärchen fühlte er
sich, wenn er ehrlich war, wie ein verlorenes Kitz, das im Wald seine Mami
verloren hatte und durch laute Schreie hoffte, die Mami würde es hören, oder
jemand würde es zu ihr führen.
Waren
diese Schreie letzten Endes Hilferufe? Und dieses Paar war sein Retter? Hatten
sie vielleicht die Antworten, nach denen er suchte?
Manchmal
war es gar nicht verkehrt, seine Gedanken wildfremden Menschen zu öffnen, um zu
hören, was sie dachten. Was konnte es schaden? Er würde sie eh nie wieder
sehen.
Du Flagge im Wind, eben wolltest du sie
noch lebendig begraben und jetzt kriechst du vor ihnen. Wer bist du eigentlich?
Was bist du eigentlich? Charakterlos?
„Ich
hoffe es. Denn wenn ich ehrlich bin, dann liebe ich sie“, bekannte Thomas und
gab sich in ihre Hände. Nicht nur sich, sondern auch das Beil und das
Richteramt, Richter und Henker, Urteil und Vollstrecker.
„Sie
lieben Sie auch. Wir haben sie an ihrem Ankunftstag zufällig beim Grillen
beobachten können. Und mein Mann meinte, welch schönes Paar sie doch wären.“
„Sie
wohnen in unserer Nähe?“, fragte Thomas neugierig.
„Ja,
die Querstraße, etwa 500 Meter von ihnen. Wir haben Sie mit ihrer Familie des
Öfteren gesehen. Sie haben eine gute Familie. Sie ist es wert, für sie zu
kämpfen. Ehe ist ein große Bürde, und das bedeutet natürlich auch große
Verantwortung. Sie will gepflegt werden, jeden Tag, wie eine Knospe, ehe sie
ihre volle Blüte und Herrlichkeit erreicht. Und oft lässt es sich nicht
vermeiden, dass
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