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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Tunnel zu ihrem Zimmer und stellte fest, dass es leer war. Ihre Geruchsspur führte zu Rowans Raum. Jessa musste sie beide von draußen belauscht und Rowans Bemerkung gehört haben, dass die Notausgänge sich über die Deckenlichter öffnen ließen. Also konnte sie nichts mehr aufhalten, an die Erdoberfläche zurückzukehren – nur er.
    Jessa beobachtete, wie Matthias aus der Bibliothek kam. Kaum war er Richtung Rowans Zimmer verschwunden, eilte sie hinein, ging zum Geheimversteck am Kamin, das er offen gelassen hatte, griff in den doppelwandigen Stahlbehälter und nahm einen Schwung Akten heraus.
    Die oberste trug ihren Adoptivnamen Minerva Jessamine Starret und enthielt ein vollständiges Dossier über sie, das bis in das Jahr zurückging, in dem ihr Vater sie an Kindes statt angenommen hatte. Matthias hatte alte Zeitungsartikel über Dariens Begräbnis aufgetrieben, über den Amoklauf bei Oglethorpe und ihr Verschwinden aus dem Krankenhaus. Es gab außerdem zig unbemerkt geschossene Fotos von ihr in Atlanta. Er musste ihr tagelang gefolgt sein, um diese Aufnahmen zu machen – mal stand sie an ihrem Auto, mal betrat sie das Gebäude, in dem sich ihre Firma befand, dann fuhr sie Richtung Innenstadt, ging über einen Parkplatz … oder saß beim Springbrunnen im Park.
    Er war an jenem Nachmittag also tatsächlich dort gewesen und hatte sie beobachtet und belauscht.
    Jessa riss die Fotos heraus, warf sie in die Flammen, schleuderte die Mappe hinterher und öffnete die nächste Akte.
    Alle Hefter enthielten die gleiche Art Informationen über Dutzende Männer und Frauen im ganzen Land. Einige Lebensläufe waren umfangreich, doch vier Mappen enthielten nur Bruchstücke über Personen, die nicht einmal namentlich identifiziert waren – über einen Professor, eine Zoologin, einen Polizisten und eine Hebamme. Jessa erkannte die Beschreibung der Zoologin: Es musste sich um Delilah handeln. Dann entdeckte sie, dass jemand an den Rand einer Seite »Delilah« geschrieben hatte.
    Er wusste so viel über die Takyn wie sie, vielleicht sogar mehr.
    Jessas Zorn loderte mächtig auf, als sie sich den Briefkopf eines Formulars näher ansah. Erst wollte sie ihren Augen nicht trauen, stellte beim Weiterblättern aber fest, dass überall der gleiche Briefkopf prangte. Jeder Bericht war auf Firmenpapier von einem Andrew Riordan verfasst worden, dem Cheftechniker bei GenHance.
    Matthias hatte sie von Anfang an belogen: Er schützte sie nicht vor GenHance – er arbeitete für dieses Unternehmen und hatte sie in dessen Auftrag entführt.
    Sie warf alle Akten ins Feuer. Als sie nicht gleich in Flammen aufgingen, sah sie sich um, entdeckte in einer Ecke eine kleine Öllampe, nahm sie, entfernte den Dochthalter und goss ihren Inhalt über den schwelenden Haufen aus Akten. Das Öl brachte das Feuer dazu, aufzuflammen und versengte die Steine am Rand des Kamins, ehe es wieder zu normaler Größe zurückfand. Zu diesem Zeitpunkt waren alle von Matthias angelegten Akten zu Asche verbrannt.
    Erneut besah sie sich das Geheimversteck, fand aber nur mehrere Stapel Rechnungen und einen Briefumschlag mit leeren Pässen, Führerscheinen und Sozialversicherungskarten. Sie räumte das Fach aus und schnitt eine Grimasse, als sie mehrere Tausend Dollar einsteckte. Sie wollte ihn nicht bestehlen, würde das Geld auf der Flucht aber brauchen. Den Rest warf sie ins Feuer und sah mit wilder Freude zu, wie auch sein Geld und alle seine Unterlagen zur Änderung seiner Identität in Flammen aufgingen.
    Ihr war klar, dass Matthias ihre List wohl inzwischen durchschaut hatte. Also verließ sie die Bibliothek und folgte ihrem Plan. Da sie nun wusste, wie sich die Notausgänge am Ende der Tunnel öffnen ließen, begab sie sich zu der Tür, hinter der sich die Ausstiegsluke verbarg. Rowan hatte sie offen gelassen, doch als sie über die Schwelle trat, löste sich ein Schatten von der Wand und starke Arme packten sie von hinten.
    »Sie haben sich nicht verabschiedet«, sagte Matthias ihr ins Ohr.
    Jessa wand sich, trat nach ihm, versuchte verzweifelt, sich zu befreien, doch er presste sie an sich, hob sie vom Boden, schleppte sie in den Tunnel zurück, drückte mit dem Ellbogen auf den Lichtschalter und verschloss den Notausgang.
    »Hören Sie auf, sich zu wehren, dann setze ich Sie ab«, sagte er.
    »Scheren Sie sich zum Teufel«, schrie sie und prügelte auf seine Arme ein.
    Matthias brachte Jessa in sein Zimmer, legte sie bäuchlings auf die Pritsche, setzte sich

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