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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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voreinander, und da Sie nun hier sind, wäre das ja auch unmöglich. Aber nun kommt rein, damit ich euch etwas zu essen auftischen kann.«
    In der großen, gut ausgestatteten Küche bereitete Sarah ihnen fachmännisch ein warmes Frühstück aus Pfannkuchen mit Pekannüssen, Pfirsichscheiben und duftendem Kamillentee zu und nahm Jessas Angebot, den Tisch zu decken, gern an. Matthias erzählte Paul währenddessen, dass Drew Riordan aufgeflogen und Rowan nach Atlanta gefahren war, um ihn abzuholen, während er selbst und Jessa eine entsetzliche Begegnung mit Lawson gehabt hatten.
    »Du musst weiter zur Farm, Matt«, hörte Jessa Paul sagen. »Sarah und ich fahren euch morgen hin.«
    »Wo ist diese Farm?«, fragte sie Sarah.
    »Mitten in Tennessee – sie gehört Gaven. Dort verbringt er Frühling und Sommer, baut biologisches Obst und Gemüse an und gewinnt Abstand von alldem.« Bei diesen Worten machte sie eine vage Geste Richtung Norden. »Als Paul und ich ihn trafen, hatten wir gerade alles verloren – GenHance hatte sich unseren Kostümverleih unter den Nagel gerissen, das Darlehen für unser Haus gekündigt, unsere Konten abgeräumt und für eine Anklage wegen Steuerhinterziehung gesorgt. Und wenn Paul sie nicht von Weitem hätte kommen sehen, hätten sie uns vermutlich auch noch umgebracht.«
    »Und wie sind Sie hier gelandet?«
    »Hat Matthias Ihnen das nicht gesagt? Ihm gehört dieses Haus.« Sie zwinkerte Jessa zu. »Er besitzt etwa zweihundert Immobilien im ganzen Land und hat uns gefragt, ob wir Lust haben, einen Gasthof zu führen. Und da Paul und ich Menschen mögen und immer von einem kleinen Landhaus geträumt haben, erschien uns das perfekt.«
    »Ich bin wohl nicht die Erste, die er hierhergebracht hat«, vermutete Jessa.
    »Er bringt uns von Zeit zu Zeit Leute, die bereit sind, umzuziehen und eine neue Identität anzunehmen; sie können hier etwas zur Ruhe kommen, bevor sie andere Personen werden müssen.« Sarah reichte ihr eine Servierplatte mit drei Stapeln Pfannkuchen. »Nehmen Sie sich zuerst – die Jungs lassen kein Krümelchen übrig.«
    Beim Essen erzählte Sarah einige lustige Geschichten über ihre Gäste. Jessa zuckte zusammen, als sie von den Frischvermählten hörte, die auf einem Spaziergang im Grünen der Leidenschaft nachgegeben und sich dabei durch Giftefeu an den heikelsten Stellen juckenden Hautausschlag zugezogen hatten. Paul steuerte die Geschichte eines Managers aus New York bei, der wild entschlossen gewesen sei, eins ihrer Pferde zu reiten und sich dabei fotografieren zu lassen, um die Fotos Freunden in der Stadt zu zeigen, doch dann sei er vom Pferd gefallen und habe sich das Steißbein verstaucht.
    Matthias entschuldigte sich, um vom Telefon der Clarks aus Rowan anzurufen.
    Jessa wollte Sarah nach Einzelheiten über ihr Leben und ihre Begabung fragen, wusste aber nicht recht, wie. Sie hatte die eigene Begabung so viele Jahre verborgen, dass sie keine Ahnung hatte, wie sich ein solches Gespräch überhaupt beginnen ließe.
    Einmal mehr bemerkte Paul ihr Unbehagen. »Ich glaube, Jessa würde gern etwas anderes hören als Geschichten darüber, wie viel Spaß wir mit den Gästen hatten.«
    Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu. »Außer Matthias und Rowan bin ich nie Leuten wie mir persönlich begegnet. Deshalb habe ich viele Fragen – darf ich sie Ihnen stellen?«
    »Aber natürlich«, erwiderte Paul. »Schießen Sie los.«
    »Wie haben Sie beide sich kennengelernt?«
    Sarah verzog das Gesicht. »Wie unsereins typischerweise zusammenkommt. Paul und ich waren in einer Selbsthilfegruppe für Erwachsene, die ihre leiblichen Eltern suchen. Wir verstanden uns, verglichen die Ergebnisse unserer Recherchen und stellten fest, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben.«
    »Sarah und ich wurden wohl in Chicago geboren«, sagte Paul. »Dort jedenfalls wurden wir als Kleinkinder adoptiert. Die meisten Unterlagen darüber sind verloren, aber wir wissen, dass die katholische Kirche an unserer Vermittlung beteiligt war. Und bevor wir ein Paar wurden, haben wir uns vergewissert, nicht miteinander verwandt zu sein.«
    »Dem Himmel sei Dank, dass es DNA -Tests per Post gibt«, ergänzte Sarah.
    »Wir wuchsen in guten Familien auf und hatten eine normale Kindheit, bis ich mit zwölf Jahren von einem Auto angefahren wurde und Sarah mit sechzehn Hirnhautentzündung bekam. An sich hätten wir sterben müssen, doch stattdessen kamen wir zurück, und zwar in verbesserter Form.« Er wies auf sein Gesicht.

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