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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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vergewissert hatte, dass niemand eingebrochen war und sich auf dem Rücksitz verbarg.
    Jessa sah ein letztes Mal zum Park hinüber, wartete, deaktivierte die Alarmanlage des Wagens, setzte sich ans Steuer und blickte noch eine Minute in den Rückspiegel, ehe sie den Motor anließ und aus dem Stellplatz fuhr.
    Sie nahm nie zweimal denselben Heimweg vom Park, doch heute fuhr sie überdies im Kreis, wendete sechsmal und achtete ständig darauf, ob ihr jemand folgte. Aber kein Auto kam ihr nach, und nach einer Stunde ziellosen Herumfahrens gestand sie sich ein, womöglich überreagiert zu haben.
    »Keinen kümmert es, wer du bist«, murmelte sie und bog in die Straße ein, in der sie wohnte. »Sie sind alle tot.«

3
    Matthias stand an seinem erhöhten Ort und schaute noch eine Zeit lang hinab, nachdem die Frau den Park verlassen hatte und in die Nacht davongefahren war. Er hatte richtig vermutet, dass ihre Sinne so geschärft waren wie seine, und nachdem er sich mit dem einzigen Auto beschäftigt hatte, das in unmittelbarer Nachbarschaft abgestellt war, hatte er nach einem Versteck gesucht. Sich unsichtbar zu machen, war eine alte Taktik, um andere in einen Hinterhalt zu locken, doch dass er in die schweren, stark belaubten Äste des alten Eichbaums gegenüber dem Springbrunnen gestiegen war, hatte ihm erlaubt, ihr Gesicht fast die ganze Zeit zu beobachten.
    Vermutlich hatte Trauer sie hergeführt – und nicht nur die Notwendigkeit, den Wagen zu wechseln.
    Die Einsamkeit und das Plätschern des Wassers machten ihr keine Freude, sondern sie saß wie eine junge Witwe an einem frischen Grab reglos und allein da. Sie flüstern zu hören und weinen zu sehen, hatte ihn unruhig gemacht. Der Teil von ihm, der vor den Erfordernissen seiner Arbeit nie den Kopf senkte, hatte zu ihr gehen wollen. Keine Frau sollte ihre Seele derart entblößen müssen – ganz allein an diesem herrlichen, ruhigen Ort. Sie musste gezeigt bekommen, dass das Leben sie nicht vergessen hatte und die Leere sich wieder füllen ließ.
    Was Matthias zunächst für Mitleid mit dieser traurigen Schönheit gehalten hatte, veränderte sich in ihm, wurde ungeduldig und fordernd, hart und heiß. Sein Außenseiterdasein hatte ihn kalt für die Empfindungen anderer werden lassen, und er hatte sich dieser Gleichgültigkeit bedient, um im Leben voranzukommen. Genau wie sie. Von allen Frauen, die ihm im Laufe der Zeit begegnet waren, würde nur sie wissen, wie es war, im Exil zu leben – als wäre sie extra für ihn entworfen und gemacht worden; das Schloss, das nur er öffnen, die Rüstung, die nur er tragen konnte.
    In einer anderen Zeit und an einem anderen Ort hätte er sie sich einfach nehmen können. All ihren Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz hatte sie kaum wirkliche Abwehrkräfte. Sie würde kämpfen wie das wilde Wesen, das sie war, doch mit der Zeit würde er sie zähmen. Sie würde ihn kennenlernen, und er würde ihr zeigen, was sie wirklich füreinander sein konnten.
    Es würde die pure Lust sein. Sie hatte einen starken, jungen Leib und empfindsame Haut. Matthias krümmte unwillkürlich die Hände, als er sich vorstellte, sie zu entkleiden und hinzulegen. Sie wäre nicht passiv oder nur empfänglich; sie würde so viel fordern, wie sie gab. Ihr Mund würde nach ihrem Duft schmecken – süß wie das Wasser einer verborgenen Quelle. Er spürte seinen Samen anschwellen, gierig danach, ihre verborgenen Räume zu fluten und ein Kind mit ihr zu zeugen, damit sie es an ihre herrliche Brust setzte. Er sah vor sich, wie ein kleiner dunkler Kopf in ihrer anmutigen Armbeuge lag, sah den winzigen Mund wie eine Blume, während das Baby trank. Er stellte sich vor, wie er die beiden im Arm hielt und beobachtete.
    Es verwirrte ihn, dass er sie innerlich schon zu seiner Geliebten und zur Mutter seines Erstgeborenen gemacht hatte. Er, der Frauen nie mehr als ein paar heißblütige Stunden gegönnt hatte, in denen sie auf ihre Kosten kamen, bevor er ihnen seinen Samen ganz bewusst auf den Bauch spritzte. Er hatte das nie gemocht, doch anders als die anderen Männer, mit denen er gedient hatte, lag ihm nichts daran, auf seinen Reisen eine Horde vaterloser Kinder in die Welt zu setzen. Er würde nicht zulassen, dass sie aufwuchsen wie er – nichts ahnend von dem, was in ihnen schlummerte.
    Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte sich nicht von dieser Fantasie frei machen: die Frau an seiner Seite, nackt und willig in seinem Bett, seinen Sohn an der Brust.
    Er hatte die

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