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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Falcons? Grausig.« Das letzte Wort sprach er mit tief empfundenem Ekel. »Ich bring es einfach nicht fertig, gegen sie zu wetten, obwohl ich so vermutlich ein hübsches Sümmchen verdienen würde. Wo ist dein Mann heute Abend?«
    »Verreist.« Sie spürte Gewissensbisse. »Sie wissen doch – er ist mein Chef, nicht mein Mann.«
    Der Barkeeper stützte sich auf den Ellbogen. »Herzchen, ich hab mitbekommen, wie du ihn angeschaut hast. So sehen meine Kellnerinnen
mich
nicht an.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Die haben bloß Angst vor Ihrer Frau.«
    »Wie alle.« Er nickte ehrerbietig ihrem gerahmten Bild über der Kasse zu. »Apropos – Sally sagt ständig, ich soll dich wieder zum Abendessen einladen. Sie möchte von dir gezeigt bekommen, wie man den Schokoladenkuchen macht, den du am Unabhängigkeitstag zum Grillen mitgebracht hast.«
    Rowan besuchte William und Sally liebend gern. Ihr gemütliches altes Haus auf einem kiefernbestandenen, neun Hektar großen Sumpfgrundstück war voller Kinder, Enkel, Hunde, Katzen und andere Viecher, die die Kinder einschmuggelten. Sally zog Rowan immer gleich in die Küche, gab ihr von dem zu essen, was sie gerade kochte, und verwickelte sie in hitzige Diskussionen über die Vorzüge und Nachteile der Nordstaaten- und der Südstaatenküche.
    »Obwohl du ein verdammter Yankee bist und Grünkohl nicht von Blattkohl unterscheiden kannst«, hatte Sally mal gesagt, »bist du die geborene Köchin. Du solltest wirklich überlegen, ein eigenes Lokal zu eröffnen, Süße.«
    Dieses Lob hatte Rowan verlegen gemacht, zugleich aber für eine lange Zeit erfreut. Tatsächlich kochte sie sehr gern und stellte sich manchmal vor, irgendwo ein kleines Café zu haben. Aber daraus würde nichts werden, nicht in diesem Leben. Die Wirklichkeit hatte all die schönen Pläne ihrer Jugend aufgezehrt und nur ausgespuckt, was nicht zu zerkauen und zu schlucken war: ihr Rückgrat, ihren Sturkopf und ihr von vielen Kämpfen vernarbtes Herz.
    »He, bleib doch übers Wochenende und geh morgen früh mit mir und den Jungs angeln – wie wär’s?«, fragte William. »Ich hab ein schönes Plätzchen im Norden der Insel entdeckt – mit etwas Glück füllen wir meine Kühltasche bis zum Morgengrauen drei Mal.«
    Sollte alles planmäßig laufen, würde Rowan bis Ende Oktober nirgendwohin fahren. »Ich muss für meinen Chef etwas in den Norden schaffen«, erwiderte sie. »Das dauert ein paar Wochen. Vielleicht danach.«
    »Mit wem redest du, Willie?« Einer der lausigen Billardspieler kam an die Theke und musterte Rowan. »Mit deiner Freundin?«
    »Ach was.« William warf sich das Geschirrtuch über die Schulter. »Das ist meine Rausschmeißerin.«
    Der Billardspieler lachte. »Die kleine Süße?«
    Rowan ertrug so manche Bezeichnung und wehrte sich nicht einmal dagegen, als Hure bezeichnet zu werden, denn das wäre sie einst beinahe gewesen, aber war sie etwa klein? Oder gar
süß
? Mochte sie auch aussehen, als ginge sie noch zur Schule – wie eine Schülerin ließ sie sich keinesfalls behandeln!
    Sie glitt vom Hocker, und schon schrak der lachende Mann zusammen, denn sie war einen Kopf größer als er. »Lust auf ein Spielchen?« Sie krempelte die Ärmel hoch und ließ die schwarz-roten Drachentattoos auf den Unterarmen sehen. »Um fünfzig Dollar.«
    Der Mann schaute sich kurz zu seinen Freunden um und musterte Rowan eingehender – von den kurzen braunen Zottellocken bis zu den abgewetzten Turnschuhen. »Sicher, Kindchen.« Er beäugte ihre kleinen Brüste und ihren langen Rumpf, doch es waren die Tätowierungen auf den Armen, die ihn mit der Zunge über seine Lippen fahren ließen. »Ich überlass dir sogar den Anstoß.«
    William warf Rowan einen zornigen Blick zu. »Gegen den trittst du nicht an, Ro.«
    »Keine Sorge, alter Mann«, beruhigte ihn der Spieler. »Ich lass es ruhig angehen.« Er warf Rowan einen anzüglichen Blick zu. »Es sei denn, du magst es heftig, Häschen.«
    Sie zog ihr Portemonnaie aus der hinteren Hosentasche, nahm zwei Zwanziger und einen Zehner heraus, klatschte sie auf den Tresen und schaute ihren Gegner an, bis er es ihr nachtat.
    William stellte ein leeres Schnapsglas auf die Geldscheine. »Ich kann das nicht noch mal mit ansehen«, erklärte er und zog sich ans andere Ende der Theke zurück.
    Rowan wählte einen Queue aus dem Wandständer, schob das Dreieck mit den Billardkugeln an Ort und Stelle, entfernte den Rahmen und kreidete die Spitze ihres Spielstocks ein. Ihr Gegner

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