Dunkle Beruehrung
Bellamy, um zu sehen, wo genau ihr Wagen auf dem Parkplatz stand. Rowan zufolge würde sie Bradford Lawson im Restaurant treffen, aber er prüfte das Signal des GPS -Senders, den er an ihrem Auto angebracht hatte, um sicher zu sein, dass es noch stark und regelmäßig war. Sollte sie es sich mit dem Treffen anders überlegen oder das Restaurant fluchtartig verlassen, musste er sie womöglich verfolgen.
Auf der Straßenseite gegenüber fand er eine Parklücke, von der aus er Jessas Stellplatz bestens sehen konnte, zog einen Stadtplan hervor und machte sich mit der Gegend rund um das
Cecile’s
vertraut. Das Restaurant lag an einer Kreuzung, und wer dort parkte, überließ seinen Autoschlüssel dienstbaren Händen, die den Wagen für die Gäste abstellten und wieder vorfuhren. Ein anderes Problem war, wie er Jessa aus dem Lokal schaffen sollte. Er rief Drew an, damit der ihm sagte, durch wie viele Türen er das Restaurant betreten und verlassen konnte.
»Auf den Plänen sind zwei Eingänge und zwei Notausgänge eingetragen«, so Drew. »Man kann vorn reingehen und hinten direkt durch die Küche verschwinden. Zur Seitenstraße gibt es allerdings nur eine Tür.«
»Ich brauche zwei Ausgänge, um eine Alternative zu haben, wenn der erste blockiert ist.« Matthias sah in seinen Stadtplan. »Ich denke, ich entführe sie von vorn. Das Auto muss in der Nähe stehen.«
»Die Parkwächter erlauben dir sicher nicht, den Wagen vor dem Restaurant abzustellen«, erwiderte Drew. »Aus dem Lokal schaffst du sie am besten, indem du sie dir greifst und abhaust: Du fährst vor, lässt den Motor laufen, sagst den Parkwächtern, deine Frau ist krank, läufst rein, schnappst dir Jessa, verpasst ihr eine Injektion, bringst sie raus, wirfst sie in den Wagen und verschwindest.«
Er ließ es einfach klingen, doch Matthias wusste, dass es alles andere als einfach werden würde.
»Ich hab noch nicht zu Mittag gegessen«, meinte Drew. »Ich könnte rüberkommen und dir Schützenhilfe geben.«
Matthias ächzte. »Wenn du dort gesehen wirst, wissen sie Bescheid.«
»Darum meide ich den Außendienst«, sagte Drew ironisch. »Aber ich fürchte, du schaffst es nicht allein. Da sind einfach zu viele Leute. Es kann zu viel schiefgehen.«
»Ruf Lawson um Viertel nach eins an«, gab Matthias zurück. »Genau dann schnapp ich sie mir.«
»Alles klar. Und immer schön Handschuhe tragen«, sagte Drew und legte auf.
Matthias beobachtete den Parkplatz, bis Jessa Bellamy aus dem Gebäude kam und zum Auto ging. Sie trug einen schlichten Hosenanzug von so dunklem Grün, dass er auf den ersten Blick schwarz erschien. Im Halsausschnitt schimmerten ein smaragdgrünes Tuch und eine einfache Goldkette. Und auch am Hinterkopf funkelte es golden, denn sie hatte ihr tiefschwarzes Haar mit einem langen, schlichten Kamm locker zusammengesteckt.
Sie sah seriös und gediegen aus – und umwerfend schön.
Diesmal trug sie statt der Handtasche eine Aktenmappe, und als sie ihre Sonnenbrille aufsetzte, bemerkte er, dass sie wieder schwarze Handschuhe anhatte.
Sie setzt ihre Fähigkeit also nicht gegen ihre Kunden ein, solange sie keinen Grund dafür hat,
dachte Matthias. Das mochte auch ihm nützen, denn würde sie ihn mit bloßen Händen berühren, erkannte sie womöglich, dass er gekommen war, um sie zu entführen.
Er nahm seinen Rucksack von der Rückbank und stellte ihn zwischen die Vordersitze. Während Jessa Bellamy den Parkplatz verließ, krempelte er seine Ärmel hoch, befestigte weiche Futterale mit Klettverschlüssen an seinen Unterarmen, schob seine Dolche hinein und krempelte die Ärmel wieder herunter. Rowan hatte ihm außerdem einen münzgroßen Zylinder mit einem Druckluftpfeil eingepackt, den er in der hohlen Hand verbergen konnte, doch nach kurzer Musterung hatte er ihn in die Tasche gesteckt. Den würde er nur benutzen, wenn es sein musste, aber sicher nicht, solange im Restaurant alles gut lief.
Sein GPS -Empfänger zeigte, dass Jessas Wagen nun in sicherer Entfernung vor ihm fuhr. Also parkte er aus und folgte ihr. Sie nahm den direkten Weg zum
Cecile’s
, ahnte also offenbar nicht, was für sie geplant war. Das würde es ihm einfacher machen, aber dafür würde es später schwieriger sein, wenn die Zeit gekommen war, ihr zu sagen, warum sie entführt worden war.
Während er sich durch den Mittagsverkehr schlängelte, schob er die Hand in die Tasche, nahm den Druckluftpfeil und ließ ihn sich immer wieder durch die Finger gleiten.
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