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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Größe geordnet da. Jessa trat ein, ging zum ersten Regal und zog einen Band heraus.
    Auf dem bunten Umschlag prangte der Slogan
Farbiges Sachwissen
, und daneben stand
Planeten und Raumfahrt
. Dazu war aus der Vogelperspektive ein Astronaut zu sehen, der in der offenen Frachtluke einer Raumfähre stand, während die Erde riesig hinter ihm aufragte.
    Was fing Matthias mit solchen Kinderbüchern an?
    Sie stellte das Buch zu den über hundert anderen Titeln der Serie zurück. Weitere Bildbände behandelten zum Beispiel die alte Pennsylvania Station (einen berühmten, 1963 trotz großer Proteste abgerissenen Bahnhof in New York) oder den Liga-Baseball der amerikanischen Farbigen zwischen 1920 und 1947. Alle Bücher enthielten außergewöhnlich anschauliche Illustrationen und zugleich einfachen Text und schienen sich jedem erdenklichen Thema zu widmen – von Reiseberichten über Geschichte bis hin zu Biografien berühmter Persönlichkeiten. Und sie waren oft gelesen, wie die lädierten Umschläge und die feinen Risse am Buchrücken zeigten.
    So harmlos diese Bände wirkten, beunruhigten sie Jessa doch. Falls Matthias und Rowan Kinder in diese Keller gebracht hatten …
    Jessa wich aus dem Raum zurück und schloss die Tür. Sie konnte nicht glauben, dass die beiden mit jenen Ärzten unter einer Decke steckten, die an ihr und den übrigen Takyn, die damals alle noch Kinder waren, Experimente durchgeführt hatten. Oder dass diese Experimente weiter stattfanden. Paracelsus und Vulkan hätten dafür sicher Beweise gefunden.
    Sie sah noch in weitere Zimmer und war stets auf das Schlimmste gefasst, entdeckte aber nur ganz harmlose Dinge: Schränke voller alter Radios, Taschenrechner, kleiner Elektromotoren und Lampen. Im nächsten Raum standen fünfzig unterschiedliche Klappstühle in konzentrischen Kreisen, und in einem anderen Zimmer streifte sie durch einen Irrgarten an Musikanlagen. Nichts davon ergab für sie Sinn; falls Matthias diese Dinge sammelte, schien deren Wert ihm egal zu sein, denn neben großen Seltenheiten stand Gerümpel vom nächstbesten Hinterhofverkauf.
    Bei ihrer Suche fiel ihr auch auf, dass Matthias sehr alte Waffen schätzte, die er in mehreren verschlossenen Vitrinen da und dort in den Tunneln ausgestellt hatte. Meist handelte es sich um Dolche oder Kurzschwerter, doch es gab auch zwei alte Pistolenkoffer und eine große Sammlung mit Dornen besetzter Hämmer und Keulen. Allen Waffen waren Alter und gewissenhafte Pflege anzusehen; die meisten waren sorgsam poliert und besaßen einen verwitterten Glanz. Die makellosen Schneiden ließen sie an das alte Bronzeschwert in der Vitrine über dem Kamin der Bibliothek denken.
Das hat er sicher nie gesäubert,
dachte sie nun – dazu war das alte Metall von zu vielen dunklen Blutflecken übersät.
    Sie wollte Matthias fragen, warum er so seltsame Dinge sammelte. Dann bog sie um eine Ecke und witterte eine Spur seines Geruchs. Alles hier unten kam ihr leicht vergrößert vor, und die Aromen schienen schärfer und durchdringender zu sein. Indem sie Matthias’ Geruch folgte, machte sie sein Zimmer ausfindig, und nachdem sie eine Zeit lang an der Tür gehorcht hatte, beschloss sie, einen Blick hineinzuwerfen.
    Als sie ihn nackt auf dem Klappbett liegen sah, hätte sie zurückweichen und verschwinden sollen, doch er erwachte nicht, und sie durfte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sein kleines Zimmer zu durchsuchen. Es war nahezu leer – Matthias nutzte es also nur zum Schlafen. Nachdem sie sich lautlos umgesehen hatte, hockte sie sich hin und blickte unter seine dünne, unbequem wirkende Matratze, entdeckte aber nichts, nicht einmal Staubmäuse.
    Sie erhob sich und betrachtete ihn. Schlafend hätte er jünger oder verletzlich aussehen sollen, doch seine starken, schönen Züge wirkten unverändert. Nur wenn er lächelte, tat das – wie sie fand – seiner Gottähnlichkeit auf sympathische Weise Abbruch.
    Zum ersten Mal überlegte sie, ob er zu den Takyn gehörte und trotzdem noch nicht begriff, wer sie war. Sie verbargen ihre Begabung und Identität so geschickt und gründlich, dass Jessa einen der Ihren selbst dann nicht erkannte, wenn sie vor ihm stand – es sei denn …
    Zu einem bestimmten Zeitpunkt der Experimente, die an ihnen vorgenommen worden waren, bekam jeder Takyn ein Tier auf die Haut tätowiert. Paracelsus hatte ein verlassenes Labor durchsucht und der Gruppe berichtet, die Ärzte hätten anhand der Tattoos die Probanden benannt und ihre

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