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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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und er hatte Mühe, zu Atem zu kommen. »Warum hast du mich … rausgewunken?«
    Der Polizist drehte den Kopf und hustete erneut Blut.
    Menschen können noch lästiger sein als Wespen,
dachte Lawson, holte aus und trat ihm mit voller Wucht gegen das rechte Knie. Der Schrei übertönte das befriedigende Brechen der Knochen nicht ganz. »Ich kann dir auch die übrigen … Gräten zermalmen … kein Problem.« Wieso war es so schwer, sich Worte zu merken? »Warum hast du mich … gestoppt?«
    »Schlangenlinien«, stieß der Mann mühsam hervor. »Über die ganze Fahrbahn. Darf nicht sein. Verletzungsgefahr.«
    Verletzungsgefahr?
Das Wort summte in seinem Hirn wie die Wespen, winzig, kopflos und dumm. Doch es klärte auch seine Gedanken und beruhigte sein stoßweises Atmen, da es ihm wieder in Erinnerung rief, wer er inzwischen war.
    Warum sollte es ihn scheren, ob er jemanden verletzte? Ein Gott brauchte sich nicht um die angeborenen Schwächen der Sterblichen zu kümmern. Er war viel stärker als sie, zehnmal intelligenter, eine neue, hoch überlegene Lebensform. Niemand würde ihm je wieder Schmerz oder Erniedrigung bereiten wie Jessa Bellamy.
    Nun sah er sie ganz klar vor Augen, jedes Detail ihres trügerischen, bildschönen Gesichts, jeden überheblichen Blick, den sie ihm zugeworfen hatte. Sie würde sich nie mit dem Versuch zufriedengeben, ihn zum Krüppel gemacht zu haben, vor allem jetzt nicht, da er eine neue Daseinsebene erklommen hatte. Nein, in ihrem Neid und ihrer Bösartigkeit würde sie ihm erneut schaden, ihn sogar töten wollen, sobald sie nur konnte.
    »Sie hat dich mir auf den Hals geschickt, stimmt’s?« Lawson bückte sich, packte den Mann an der Gurgel, hob ihn mit einer Hand vom Boden, schlug ihm die Zähne tief in den Hals, biss ein Stück Fleisch heraus und spuckte es aus. »Diese Lügnerin hat Strafanzeige gegen mich erstattet.« Er schüttelte ihn mehrmals. »Du wolltest mir schon wieder eine einstweilige Verfügung überbringen – oder etwa nicht?«
    Der Polizist antwortete nicht und bewegte nur den Kopf hin und her.
    »Ich habe sie nie berührt.« Lawson fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, schmeckte das Blut des Mannes und spürte, wie eine neue Empfindung ihn durchflutete. »Ich hätte es gern getan, konnte es aber nicht, denn sie hätte sie gesehen, all meine Geheimnisse.« Der Klang seiner Stimme tröstete ihn, während er sich mit gespreizten Beinen auf den schlaffen Körper des Polizisten setzte. »Das durfte ich nicht zulassen.« Er zerriss ihm das Hemd und die kugelsichere Weste. »Der Alte hasst mich, weil ich jung und stark bin. Sie ist zu ihm gegangen, damit er mich feuert.«
    Später dann erhob Lawson sich und las die Taschenlampe auf, die er am Wespennest hatte fallen lassen. Er schaltete sie ein, doch der grelle Strahl blendete ihn. Er warf die Lampe weg und spürte dabei Schmerz: Zwei Knochensplitter steckten in seiner Handfläche. Er zupfte sie heraus, ging zur Straße zurück und stieg in den Geländewagen.
    Die Lage hatte sich erneut verändert, doch er war mit sich im Einklang. Ohne ein einziges Wort zu sagen, hatte der Polizist alles erklärt, was schiefgegangen war.
    Jetzt aber war alles im Lot, und zwar so sehr, dass ihn ein unbeschreibliches Gefühl erfüllte. Seine Arbeit bei GenHance war edel und sein Herz am rechten Fleck gewesen, doch letztlich hatten die Wissenschaftler versagt. All ihre Theorien und Schlussfolgerungen waren falsch gewesen. Lawson fragte sich, was Genaro täte, wenn er ihm das erzählte.
    Das Transerum wies keine Schwächen auf, sondern hatte die abschließende Verwandlung des Sterblichen ausgelöst, der einst Bradford Lawson gewesen war. Und er spürte das Gebot, Opfer zu bringen, die zu seinem Ruhm beitragen würden.
    Nun war er wirklich Apollo, ein wiedergeborener Gott, der unter den Menschen wandelte.
    Bis zum dritten Tag ihrer Gefangenschaft war Jessa dreierlei klar geworden: Sie war offenbar nicht unmittelbar gefährdet; es würde Wochen dauern, ihr Gefängnis komplett abzusuchen; Matthias und Rowan waren nicht so leicht zu täuschen, wie sie gehofft hatte. So gern sie fliehen und eine Möglichkeit finden wollte, die Mordanklage zu widerlegen: Sie durfte nicht türmen, ohne zuvor herauszufinden, was Matthias über die Takyn wusste. Anderenfalls würde er das Gleiche vielleicht mit Aphrodite, Vulkan, Delilah oder einem ihrer anderen Freunde probieren.
    Matthias behandelte sie im Allgemeinen nicht wie eine Gefangene, sondern wie einen

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