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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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diese Gegend heimgesucht haben.‹«
    Sie beugte sich vor, um sich die schräge, enge Handschrift genauer anzusehen. »Die ›dark Kyn‹?«
    »Die dunklen Verwandten, ja – so wurden sie damals genannt.« Er wandte sich einer Seite weiter hinten im Buch zu. »Und hier schreibt er: ›Heute Vormittag gehe ich in den Wald. Die Frau des Schmieds schwört, sie habe ihren toten Sohn am Bach spazieren sehen. Ich glaube, diese Geschöpfe können die Gestalt ihrer Opfer annehmen, um weitere Menschen ins Verderben zu ziehen. Der Himmlische Vater helfe mir, dieses böse Wesen ans Licht zu bringen!‹«
    Jessa sagte nichts, sondern presste nur die Lippen zusammen. Ihre Fingernägel gruben sich in die Armlehnen unter ihren Händen.
    »Ich denke, Ennis hat ihn tatsächlich gefunden.« Er blätterte durch die restlichen Seiten, um ihr zu zeigen, dass sie unbeschrieben waren, und klappte den Text zu. »Das ist die älteste Geschichte, die ich bisher über sie gefunden habe.«
    Sie starrte auf das Buch. »Über sie?«
    »Über die Wesen, die der Mönch ›dark Kyn‹ genannt hat«, erwiderte Matthias vorsichtig, »Wesen wie uns, die uns vielleicht geschaffen haben.«
    Ihre Miene veränderte sich sofort und wurde skeptisch. »Sie glauben also, wir wurden von bösen Wesen erschaffen?«
    »Der, von dem Ennis schreibt, konnte seine Gestalt wandeln«, erwiderte Matthias. »Wie einige von unserer Art. Es gibt noch weitere Geschichten über sie, wie sie in die Welt kamen und warum sie gejagt wurden.« Er wies auf den Bücherstapel. »Die dark Kyn waren einst Menschen, und dann wurden sie umgebracht oder starben an einer Krankheit. Verwandelt entstiegen sie ihren Gräbern und waren nun sehr stark und schnell. Sie jagten bei Nacht und nährten sich von Menschenblut. Sie hatten große Macht und große Begabungen – wie wir.«
    Jessa schüttelte den Kopf. »Was Sie da beschreiben, klingt nach Mythen über Vampire.«
    »So werden sie in diesen Büchern nie genannt«, erklärte er. »Manchmal nennen die Autoren sie ›
Maledicti
‹ oder ›die Verfluchten‹. Rowan denkt, die Vampirgeschichten rühren von dem her, was sie während ihrer Kriege taten.«
    Mit großen Augen sah sie ihn an. »Es gab Vampir
kriege

    »Mindestens drei, und in einem davon haben sie sich gegenseitig bekämpft.« Er nahm ein anderes Buch zur Hand. »Hier berichtet ein reisender Kaufmann aus Frankreich nach seiner Rückkehr aus Asien, er habe nachts auf freiem Feld furchtbare Gefechte gesehen. Er schwor, Männer seien dabei niedergemetzelt worden, dann aber wieder zum Leben erwacht, um weiterzukämpfen.« Er spürte, wie ihr Unglaube den Raum zwischen ihnen wie mit einer Ziegelwand füllte. »Ich lüge Sie nicht an, Jessa. Die Worte stehen hier. Geschrieben von der Hand derer, die damals lebten. Die Alten wie wir leben seit Jahrhunderten im Verborgenen.«
    »Natürlich. Vampire gelten ja als unsterblich.« Sie faltete die Hände unterm Kinn, legte die Ellbogen auf die Knie und starrte auf die Bücher. »Als Mädchen habe ich gern Geschichten über das Ungeheuer von Loch Ness, über Ufos und Yetis gelesen. Als Kinder brauchen wir wahrscheinlich solche Fantasien, um zu glauben, dass es draußen in der Welt noch Geheimnisse und Wunder für uns zu entdecken gibt.«
    Auch wenn sie ihn ausschloss, versuchte sie doch, freundlich zu sein. »Sie glauben mir nicht.«
    »Ich glaube nicht an Vampire, Matthias. Das kann ich nicht.« Sie ließ die Hände sinken. »Wenn es sie gäbe – und wenn Sie und Rowan wären wie sie oder von ihnen geschaffen – warum trinken Sie dann kein Blut?«
    »Wir sind anders. Wir sind noch immer überwiegend menschlich.« Enttäuschung stieg in ihm auf. »Sie begreifen es einfach nicht.«
    »Ich müsste einen dieser dark Kyn treffen, um den Erzählungen über sie auch nur ein wenig Glauben schenken zu können.« Sie seufzte. »Sollten sie noch immer unter uns leben, sind sie sehr gut darin, sich zu verbergen. Ähnlich wie das Ungeheuer von Loch Ness.«
    Sie würde ihm nun auf keinen Fall mehr glauben, falls er behauptete, einige von ihnen aufgespürt zu haben. »Wie erklären Sie sich Ihre Fähigkeiten bei Berührungen?«
    »Ich habe keine besonderen Fähigkeiten.« Sie atmete langsam aus. »Meinen Sie, wir werden bald zu Vampiren? Leben Sie und Rowan darum im Untergrund? Warum haben Sie mich hergebracht? Haben Sie Angst vor Sonnenlicht?«
    »Als Sie im Auto meine Hand nahmen, sahen Sie mich im Schnee und in den Bergen. Sie haben das Schlimmste

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