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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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Allerdings behielt er sich vor, die Reptilien lebend zu fangen und in sicherem Abstand zur Siedlung wieder in ihrer natürlichen Umgebung auszusetzen. Als er älter wurde und in Frau Eckmanns kleiner Farmschule das Lesen lernte, kurierte er mit Hilfe eines alten, speckigen Lehrbuchs für Veterinärmedizin kranke und verletzte Tiere auf der Farm. Er war auch der gefragteste Geburtshelfer in den Ställen und auf den Koppeln von Otjikango. Seine Nähe, seine Art sich zu bewegen und seine Berührung schien die Tiere zu beruhigen. Sein privater Zoo umfasste eine fruchtbare Familie von Erdhörnchen, mehrere Chamäleons, zwei Strauße, einen Bluthund, der wegen seiner Gutmütigkeit nicht berufstauglich war, und einen Truthahn, um dessen Überleben er vor jedem Weihnachtsfest aufs Neue kämpfte. Die absoluten Stars in seiner Menagerie waren ein dreibeiniger Gepard, der ihm folgte wie ein Hund, und eine schwanzlose Schwarzfußkatze, die trotz dieses Schönheitsmakels geschwängert worden war und nun kurz vor der Niederkunft stand. Was Mandume absolut geheim hielt, war, dass er viele seiner Tage ganz nah an einem Löwenrudel verbrachte. Er lag dann im Buschgras, ahmte ihre Bewegungen nach und wurde zu seiner großen Freude ganz allmählich von den Raubkatzen in sicherem Abstand geduldet. Nichts würde ihm passieren, solange er sich benahm wie ein Löwe, da war er ganz sicher. Er hatte keine Angst vor den großen Katzen, dafür umso mehr vor seiner Mutter, sollte dieses Experiment je ans Licht kommen.
    Als Master Eckmann vor drei Wochen die zwei Gäste in seinem Automobil aus Swakopmund auf die Farm gebracht hatte, stand Mandume zusammen mit dem ganzen Personal von Otjikango in einem ordentlich ausgerichteten Spalier vor der großen Treppe zur Veranda. Die Madam hatte das weiße Kleid an, das sie immer trug, wenn wichtige Leute kamen. Aber diese waren wichtiger als andere, denn sie kamen aus Amerika. Frau Eckmann hatte in der Woche zuvor den Globus aus dem Haupthaus in die Schule mitgebracht und ihnen gezeigt, wo Amerika war. Sie hatte auch ein Buch dabei, mit einem Bild des Häuptlings von Amerika. Sein Name war „Indianer”. Er war von königlicher Gestalt, stolz und stark wie ein Herero, aber mit einer krummen Nase und langen, geraden Haaren. Dafür trug er die wunderbarsten Adlerfedern auf dem Kopf und ein reich besticktes Kleid aus Leder. Er saß auf einem herrlichen Pferd, ohne Sattel! Mandume fühlte sich sofort mit ihm verbunden. Ja, die Amerikaner, die waren nach seinem Geschmack, die konnten Pferde ohne Sattel reiten. Er war deshalb mit Feuereifer dabei, als Frau Eckmann ein amerikanisches Begrüßungslied mit ihnen einstudierte. Das war nicht einfach für ihn, denn er war ein schlechter Sänger und wusste nur wenige englische Wörter; sie hatten ja bis jetzt immer nur Deutsch in der Schule gesprochen. Aber der Abgesandte eines so großen Häuptlings musste würdig empfangen werden, waren die Mühen auch noch so groß.
    Nun stand er also mit den anderen vor der Veranda und sah den Wagen die Auffahrt heraufholpern und einen mittleren Sandsturm nach sich ziehen. Ah … der Master hatte zur Feier des Tages das Verdeck offen. Jetzt würden gleich die Adlerfedern zu sehen sein! Doch Mandume wurde bitter enttäuscht. Sein Herz, das vor einer Minute noch vor Spannung wild gehämmert hatte, sank bis unter den Bund seiner verwaschenen Khakishorts, wo es verzagt liegen blieb. Keine Federn, kein königlich besticktes Lederkleid, nur ein dicker alter Weißer mit rotem Gesicht und den gleichen langweiligen Kleidern, wie sie auch der Master trug. Mandume ließ den Kopf sinken, er fühlte sich von der Madam hinters Licht geführt und beachtete überhaupt nicht, wie sie den spitzen Taktstock hob. Das Begrüßungslied war schon fast vorüber, als er missmutig den Kopf hob und einen abfä lligen Blick auf die Besucher warf, das verstaubt und mit höflichem Lächeln das Protokoll über sich ergehen ließ. Lauter langweilige Weiße. Aber dann blieben seine Augen an der jungen Frau mit den dunklen Haaren und den grünen Augen hängen. Sie stand ganz still und starrte über alle Köpfe hinweg auf einen weit entfernten Punkt am Horizont. Ihr Mund war ein wenig geöffnet, und sie atmete in kleinen Stößen, ihre Haut war sehr blass, als ob sie schon lange nicht mehr im Freien gewesen wäre. Umso mehr fielen Mandume die roten Flecken auf ihren Wangen auf. Sie benahm sich anders als das Rudel. Er sah, dass sie sich absondern wollte. Sie war

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