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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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fraß sich in sein Gehirn. Sein Körper krümmte und wand sich in nutzlosen Reflexen, den Schmerz erträglicher zu machen. Hinter seinen zusammengedrückten Augenlidern kreisten rote Strudel. Dann fühlte er, dass sich jemand neben ihn kniete. Eine Hand packte seine Haare und riss ihm den Kopf hoch. Robert schrie auf. Das Brennen in der Schulter wurde jetzt zu tausend scharfen Messern, die seinen ganzen Körper zerschnitten. Er wollte sich wehren, wollte vor Hass und Wut schreien, wollte angreifen, sich verteidigen, aber er hörte, dass nur ein schwaches Gestammel über seine aufgerissenen Lippen kam. Er wunderte sich, dass er immer noch klar denken konnte. „Mein Gott, die Schweine haben mich angeschossen. Ich kann mich nicht mehr wehren. Sie werden die Diamanten finden und mich umbringen. Genauso wie den Elefanten.”
    Hinter sich hörte er jetzt eine Stimme mit einem rollenden schottischen Akzent. „Ein Deutscher. Hätt’ ich mir denken können. Romantischer Wichser! Bringt seinen Arsch aus lauter Mitleid mit so einem Scheißelefanten in die Schusslinie. Wenn der nicht aufgesprungen wäre, hätten wir den glatt übersehen.” Er ließ Roberts Kopf wie ein faules Stück Fleisch zurück auf den Boden fallen und stieß ihm die Spitze seines Stiefels in die Rippen. „Wirf das Stück Scheiße über das Maultier, Plaatje. Und steck seinen Revolver ein. Wir schlagen unser Lager da vorne auf, in dem freien Flecken zwischen dem Felsen und den Dornenbüschen. Bring ihn da hin und sieh zu, dass die Blutung aufhört. Bevor wir nicht genau wissen, was der hier macht und ob noch andere in der Nähe sind, können wir ihn nicht kalt machen. Ich schneid’ jetzt erstmal die Stoßzähne aus dem Vieh. Wird ’ne schöne Stange Geld bringen.”
    Robert hörte das gurgelnde Lachen des Schotten, als er mit schweren Schritten an seinem Kopf vorbei auf das Wasserloch zu marschierte. Sie waren nur zu zweit. Aber selbst wenn das so war, was könnte er schon in seinem Zustand gegen sie ausrichten? Alles was er jetzt tun konnte, war die Nerven zu behalten. Er durfte vor allen Dingen die anderen nicht gefährden, auch wenn es ihn selbst vielleicht das Leben kostete.
    Robert hatte schlechte Karten. Er hätte südlich der Sahara kaum auf ein übleres Paar als den Schotten Ian und seinen Komplizen Plaatje stoßen können. Plaatje war ein einfältiger Galgenstrick mit einem ausgeprägten Hang zur Grausamkeit gegenüber Schwächeren. Er hatte Zeit seines nutzlosen Lebens auf allen möglichen krummen Touren vergeblich versucht, an Geld zu kommen. Er scheute jede Art von körperlicher Arbeit wie der Teufel das Weihwasser und entdeckte schon früh, dass der Mangel an Frauen rund um die Diamantminen ihm bei den einsamen Diggern ein verlässliches Einkommen garantierte. Zwischendurch schloss er sich regelmäßig anderen Gaunern an, die nicht viel gescheiter als er selbst waren. Kein noch so dämlicher Plan weckte bei Plaatje jemals auch nur den Hauch eines Zweifels. So hatte er als Handlanger von ein paar Portugiesen taube Claims verkauft. Natürlich war er erwischt worden und wurde in einem Akt der Selbstjustiz von den Betrogenen beinahe zu Tode geprügelt, während seine Spießgesellen mit dem ergaunerten Geld nach Angola türmten. Danach hielt er sich kurze Zeit als Tellerwäscher in einem Lüderitzer Bordell über Wasser, wo er eine der ganz wenigen Glückssträhnen seines windigen Lebens hatte. Es gelang ihm, einem bewusstlos gesoffenen Digger ein paar hundert Karat kleiner Diamanten zu stehlen. Aber anstatt sie zu Geld zu machen, beschloss er diesmal, einen tauben Claim damit zu salzen, und ihn für ein Vielfaches vom Wert der Beute an einen Dummen zu verscheuern. Der Deal brachte ihm vier Jahre im Zuchthaus von Walvis Bay ein, wo er beim Sandschaufeln an der Eisenbahnlinie über seine weitere Laufbahn nachdenken konnte. Dort lernte er auch den Schotten Ian kennen, den er wegen seiner Brutalität gleichermaßen fürchtete und verehrte. Ian sollte, so sah es jedenfalls der Richterspruch ursprünglich vor, wegen erwiesenen Raubmordes an einem Swakopmunder Buchmacher für den Rest seines Lebens Sand schaufeln und Steine klopfen. Aber in den Wirren des Krieges, bei der Machtübernahme durch die Südafrikaner flüchtete Ian, als Gefängnispfarrer verkleidet, und nahm Plaatje als Messdiener mit sich. Dieser Akt der Barmherzigkeit machte Plaatje vollends zum willfährigen Sklaven des finsteren Schotten. Bereits im Zuchthaus hatte Plaatje sich bei

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