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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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durch den notdürftigen Verband. Er tränkte seine Jacke mit dem kalten Salzwasser und legte sie Robert um den Kopf, zog ihm die Stiefel aus und machte aus seinen Socken kalte Wadenumschläge. Robert hatte jetzt starken Schüttelfrost, so dass er ihn mit den letzten beiden Decken zudeckte und sich leise fluchend und vor Kälte zitternd dicht neben ihn legte. Das Treibholz am Strand war nass; man konnte nicht einmal ein verdammtes Feuer machen. Plaatje verfluchte abwechselnd das Schicksal, betete inbrünstig um Rettung und erneuerte zwischendurch die kalten Umschläge an seinem Patienten. Irgendwie erinnerte er sich auch, dass eine gute Blutzirkulation bei Kranken sehr wichtig war. Mit geübter Hand öffnete er Roberts Gürtel und knöpfte ihm die Hose auf. Er tat es mit tiefem Bedauern über die unglückseligen Umstände, unter denen er es tun musste. Der Junge war wirklich ein Prachtexemplar, selbst in einem Zustand, der dem Tod näher kam als dem Leben. Plaatje strich bewundernd über den harten, von Schweiß glänzenden Bauch. Seine erfahrenen Hände wanderten von ganz allein altbekannte, oft gegangene Wege. Was sie fanden, übertraf Plaatjes kühnste Erwartungen.

7. Kapitel

Gier
     
    „Auch wenn alle Umstände und Beweise, wenn du das bisschen, was wir wissen, so nennen willst, dagegen sprechen …” Ernst Reuning hielt inne, stützte den Kopf in die Hand und starrte auf seinen halbleeren Teller mit dicken Bohnen. „Ich weiß nicht Hans, ich weiß nicht. Wir können uns doch nicht so in ihm getäuscht haben! Nicht mit unserer Erfahrung und in unserem Alter. Er kann meinetwegen tot sein, verdurstet, erschossen, aufgefressen, was immer in diesen Breiten üblich ist, aber er ist nie und nim mer mit den Diamanten getürmt.”
    Er schüttelte betrübt den Kopf. Ernst Reuning hatte Robert sehr gemocht. Von Anfang an, als er mit Hans an jenem Abend vor über sechs Wochen hier im Basislager angekommen war. Die Sympathie beruhte auf Gegenseitigkeit. Robert hatte gleich erkannt, dass er von ihm lernen konnte. Ernst war mit Freude auf den gescheiten Schüler eingegangen. Er war unter dem Einfluss von Roberts Jugend auch aufgeblüht, jünger geworden. Nein, Robert war kein Verbrecher. Lieber sah er ihn tot.
    „Zum Teufel noch mal, Ernst!” Merenskys Faust fiel auf die grobe Tischplatte, dass das Blechgeschirr hüpfte. „Seit drei Wochen wiederholst du die Absolution für diesen Kerl wie ein Mantra. Robert dies und Robert das, und so ein guter Junge, niemals, nein, niemals könnte er so etwas getan haben. Tatsache ist, dass dein feiner junger Herr mit Diamanten im Wert von 100.000 Pfund spurlos verschwunden ist. Meine Diamanten wohlgemerkt, die Diamanten unseres Syndikats. Was soll ich denn denken? Zu welchem Schluss soll ich kommen? Wir haben die verlassene Grabungsstelle gefunden, eine bis auf die Knochen aufgefressene Leiche an der Wasserstelle, die, den dunklen Haarresten nach zu schließen, nicht Robert war. Spuren eines Lagers. Also, wenn er überfallen und umgebracht wurde, wo sind dann die Spuren seiner Leiche? Kleiderfetzen, Knochen, alles was Raubtiere übrig lassen. Glaubst du denn, seine Mörder hätten sich die Mühe gemacht, ihn weit weg, in einem Dünental einzugraben, um die Spuren zu beseitigen? Quatsch! Die hätten ihn genauso wie den anderen am Wasserloch liegen lassen.”
    Reuning rührte lustlos in den kalten Bohnen. „Weißt Du, wenn man wirklich Gewissheit hätte, dass er mit den Steinen auf und davon ist, dann wäre die Enttäuschung irgendwie einfacher zu verdauen. Der Verlust der Diamanten ist ein moralisches Ärgernis, bestimmt keine kommerzielle Bedrohung.”
    Dieser letzte Satz war mit feinem Sarkasmus unterfüttert, der Merensky nicht entging, aber er protestierte nicht. Sie hatten während der letzten Wochen nicht mehr nachgerechnet, wieviel die Rohdiamanten wohl wert waren, die sie auf dieser Expedition gefunden hatten. Natürlich hatten sie eine ziemlich genaue Vorstellung über den Wert, der sich da angesammelt hatte. Aber sie zogen es in stillem Einverständnis vor, nicht darüber zu sprechen. Es gab Zahlen und Werte, die selbst die stoischsten Gemüter erschütterten, besonders wenn sie einem plötzlich auch wirklich gehörten und man sie in einem alten Überseekoffer in der Wüste herumschleppte.
    „Du weißt genau, dass ich es mir nicht leisten konnte, nach Lüderitz zurück zu fahren und die Polizei auf ihn anzusetzen. Telegramme nach Kapstadt mit seiner Beschreibung zu

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