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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Stück sinken.
    Das genügte dem Chinesen. Er trat vor, ein Stück glänzendes Metall in seiner rechten Hand, das er dem Mann blitzschnell durch den Brustkasten ins Herz trieb.
    »Kommen Sie«, zischte er Jack ins Ohr, zog ihn am Arm auf die Beine und drückte ihm die Klinge in die Nierengegend. Als sie auf den Flur hinaustraten, hatten sich bereits Türen geöffnet und Studenten waren herausgetreten.
    »Alles in Ordnung, das war nur ein bisschen Feuerwerk. Chinesisches Neujahr. Kein Grund zur Sorge«, erklärte der dicke Chinese und stieß Jack unsanft die Treppen hinunter, durch den Second Court und über die Brücke.
    Jack blickte wiederholt über seine Schulter. Keine Spur von Sir Clives Team. Hatten sie ihn im Blick, um den besten Zeitpunkt zum Eingreifen abzupassen? Oder würden sie zulassen, dass der fette Chinese ihn mitnahm? Jack spürte, wie sich die Spitze der Klinge in seine Seite drückte. So wie der Mann das Ding hielt, wusste er genau, wie man es benutzte. Jack hätte vielleicht eine Chance, wenn er zwischen sich und den Stahl ein paar Zentimeter Abstand bringen könnte, doch bis dahin musste er die Zähne zusammenbeißen und durchhalten.
    »Hier entlang«, sagte der Mann und führte ihn durch die Eisentore am hinteren Ausgang des Collegecampus. Ein Mercedes-Van mit geschwärzten Scheiben wartete an der Straße. Wo blieben Sir Clive und seine Leute? Es war nicht davon die Rede gewesen, dass er sich von diesen Typen verschleppen lassen sollte.
    Jetzt oder nie, dachte Jack mit Blick auf die verkehrsreiche Straße. Die Autos würden ihm Deckung geben, wenn er es auf die gegenüberliegende Seite schaffte. Doch im selben Moment spürte er einen scharfen, stechenden Schmerz im Nacken, sein Blick verschwamm, und seine Beine versagten ihm den Dienst.
    Monsieur Blanc fing den jungen Mann im Fallen auf, steckte die Spritze wieder ein und versuchte ihn in den Wagen zu verfrachten.
    »Probleme?«, erkundigte sich der Fahrer über die Schulter.
    »Könnte man so sagen«, erwiderte Monsieur Blanc außer Atem. »Wir haben das zehnte Modul, aber leider befindet es sich in dieser unpraktischen Verpackung.« Er deutete auf Jacks leblose Gestalt.
    Der Fahrer beeilte sich, ihm zu Hilfe zu kommen. »Was haben Sie mit ihm vor?«, fragte er und betrachtete den ein Meter fünfundneunzig großen, blonden Jüngling, der bewusstlos in sich zusammengesunken dalag. Seine Füße ragten aus der Tür.
    Monsieur Blanc zuckte mit den Schultern. »Ihn mitnehmen, für etwas anderes bleibt keine Zeit. Würden Sie mir bitte behilflich sein, Gustav.«
    Durch die Windschutzscheibe eines gemieteten Ford Focus auf der anderen Seite der Straße beobachtete Archie Hartman, wie zwei Männer Jack in einen Wagen wuchteten. Seine Hände krallten sich um das Lenkrad, bis sie nicht mehr vor Wut zitterten. Er musste tatenlos zusehen, wie sein Sohn entführt wurde. Gegenüber parkte ein Standardeinsatzwagen des MI 6, ein Vauxhall Astra mit schwarzen Scheiben. Mit Sicherheit saßen Überwachungsoffiziere vom Secret Service darin, um dem Mercedes zu folgen.
    Archie schlug mit den Fäusten auf das Lenkrad. Wie war Jack nur in diesen Schlamassel hineingeraten? Warum hatte er, Archie, das nicht kommen sehen und versucht es dem Jungen auszureden? Mit einem Griff in seine Jackentasche fischte er seinen Flachmann heraus. Er nahm einen Schluck Whisky, schleuderte die Flasche dann aber angeekelt auf den Boden. Sogar in dieser Situation fiel ihm nichts Besseres ein, als seine eigenen Rettungsversuche zu sabotieren.

28
    MI6-Zentrale, Vauxhall, London
    Sir Clive hatte die Bilder live in der Kommandozentrale des MI 6 verfolgt. Die Ereignisse hatten eine unerwartete Wendung genommen, dennoch verweigerte er dem Einsatzteam die Erlaubnis, einzugreifen und den Jungen zu retten. Wir müssen sehen, wohin sie mit den Modulen wollen, wem sie sie verkaufen wollen , hatte er in das Funkmikro gezischt. Und die Männer vor Ort hatten sich widerstrebend gefügt.
    Sir Clive wusste genau, wohin Monsieur Blanc wollte. Er wusste, dass auf einem Flugplatz außerhalb von Cambridge eine Privatmaschine wartete, er wusste, wohin sie fliegen würde, und er wusste, dass der Käufer Clement Nbotou war. Doch wenn Nbotou die Module nicht kaufte – und das würde er nicht tun, wenn sie nicht vollzählig waren –, gäbe es keinen Vorwand, einen Geheimtrupp zu entsenden, um ihn auszuschalten, keinen Vorwand, die Kontrolle über das Machtgebiet des Generals und damit die Coltan-Minen für die

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