Dunkle Flammen Der Leidenschaft
mich erschießen.«
»Nein«, sagte Szilagyi und überraschte mich, indem er die Waffen sinken ließ. Seine distinguierten Züge wurden zu einer Maske des Hasses. »Ich weiß, dass die dich nicht aufhalten können. Unser Erschaffer hat dir etwas Besonderes verliehen, als er dich verwandelt hat. Einen Teil von Kains Macht. Ich wusste es, als ich zum ersten Mal sah, wie unnatürlich stark du bist. Tenoch hatte seinen Selbstmord wahrscheinlich schon geplant, als er dich verwandelt hatte und wusste, dass er diese Macht nicht mehr brauchen würde.«
Ich wusste nicht, was Szilagyi meinte, Vlad aber schon. Sein Lächeln wurde breiter, war jetzt nicht mehr eisig freundlich, sondern ehrlich amüsiert.
»Und da dachte ich immer, nur Mencheres würde etwas vermuten. Äußerst scharfsichtig von dir, aber ich frage mich, warum du noch nicht um dein Leben bettelst, wenn dir bereits klar ist, dass du mich nicht besiegen kannst.«
Etwas Altes und Böses lauerte in Szilagyis whiskeyfarbenem Blick. »Mein Betteln würde dich nur erfreuen, aber ich weiß, was es nicht tut. Du empfindest etwas für sie; ich kann es riechen. Du denkst vielleicht, du hast gewonnen, alter Freund , aber ich werde dir schon in Erinnerung rufen, wie es ist, jemand Wichtigen zu verlieren, und wie passend, dass es gerade hier stattfinden wird.«
Ich sah, wie er etwas aus dem Ärmel gleiten ließ, nicht größer als ein Feuerzeug, tat aber nichts. Vielleicht, weil ich zu viele Filme gesehen hatte, in denen sich der Bösewicht lang und breit über seine üblen Pläne ausließ, bevor er sie in die Tat umsetzte. Szilagyi sagte kein Wort. Er drückte lediglich einen Knopf, und die Welt explodierte.
Na ja, nicht die ganze Welt, aber alles um mich herum.
Vlads Reaktion rettete mich davor, auf der Stelle zu sterben. Felsbrocken wurden mit mächtiger Gewalt losgerissen, doch sein Körper bildete einen Schild, der mich von vorn schützte, während seine Arme meinen Rücken so weit wie möglich umfingen. Mein Kopf war an seine Brust gepresst, niedergehalten von seinem Kinn, sodass mein Schädel geschützt war. Die Rückseiten meiner Beine wurden von Steinsplittern zerfetzt, doch als der Boden unter unseren Füßen nachgab, war das mein geringstes Problem.
Dann packte mich Vlad fester, und plötzlich war nichts mehr unter unseren Füßen. Flogen wir? Wurden wir mit dem zusammenstürzenden Berg in die Tiefe gerissen? Ich hätte mich nicht zur Seite wenden und nachsehen sollen, doch ich tat es – und erblickte ein Feuermeer, das direkt auf uns zukam.
Ich hatte schon miterlebt, wie Leute durch Explosionen umgekommen waren, sodass ich wusste: Das, was mehrere Sekunden zu dauern schien, geschah eigentlich in einem einzigen Augenblick. Vlad riss uns nach oben, wich dem Großteil des Stein- und Ziegelhagels aus, doch das Feuer war zu schnell. Es raste aufwärts schneller als er. Ich kniff wieder die Augen zu und machte mich auf die unvermeidlichen Todesqualen gefasst. Wenn ich Glück hatte, würde ich rasch sterben. Wenigstens wusste ich, dass Vlad das Feuer überleben würde. Szilagyi hatte einen weiteren Berg vermint, doch dieser würde nicht sein Leben fordern. Ich würde sterben, was zwar ziemlich übel war, aber ich brauchte im Tod keinen Gefährten.
Dann umfingen mich die tosenden Flammen. Ich spürte es an dem Druck, der auf jedem Zentimeter meines Körpers lastete, doch obwohl der Wind des Infernos mein Haar peitschte, kam die einzige Hitze, die ich wahrnahm, von dem Vampir, der mich so fest hielt, dass mir das Atmen schwerfiel.
War ich im Schockzustand, sodass ich den Schmerz nicht spürte? Möglich, aber so schnell war das doch sonst nicht gegangen. Ich riskierte noch einen Blick – und sah überall um mich herum Flammen, selbst über mir, doch obwohl der Rauch die wenigen Atemzüge, die ich zustande brachte, in krampfhaftes Husten verwandelte, war es fast, als würde das Feuer mich aussparen. Nicht einmal meine Kleidung oder mein Haar waren angesengt.
Es war so unglaublich, dass mein Geist es nicht fassen konnte. Ich musste brennen. Jeden Augenblick würde ich spüren, wie der entsetzliche Schmerz mich überwältigte, und den widerlichen Geruch meines eigenen brennenden Fleisches riechen. Doch während ich noch wartete, stob Vlad mit mir zur Seite davon und wurde sogar noch schneller. Der Rauch und die Flammen waren jetzt links von uns, sodass ich einen ungehinderten Blick auf die Burg Poenari hatte, die inmitten des brennenden Berges in sich
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