Dunkle Flammen Der Leidenschaft
Frühstücksgeschirr gestanden hatte. Vier Schädel und etliche andere Gebeine landeten auf dem glänzenden Eichenholz. Vlad fing einen der Schädel auf, bevor er davonkullern konnte.
»Fangen wir bei dem hier an«, sagte er und streckte ihn mir entgegen.
Ich machte mich auf das Unvermeidliche gefasst und griff zu. Ein Strom schwarzweißer Bilder schoss mir durch den Kopf, in dem ein lachendes Mädchen namens Tanya, anscheinend nicht älter als meine Schwester, vorkam, dessen schlimmste Sünde Ladendiebstahl war.
Ich legte den Schädel ab und blinzelte die Tränen weg, die mir plötzlich in die Augen gestiegen waren.
»Sie gehört nicht dazu. Sie war bei mir, als die Panik ausbrach, und hat meine rechte Hand berührt …«
Und das hat sie umgebracht – ob nun meine Berührung einen Herzstillstand herbeigeführt hatte oder sie so lange ohnmächtig geworden war, dass sie im Feuer gestorben war. Ich hätte gestern einfach nicht in den Club gehen sollen. Wäre ich daheim geblieben, wäre das Mädchen jetzt noch am Leben.
»Nein, Leila«, sagte Vlad ruhig. »Ihr Blut klebt an meinen Händen, weil meine Feinde sie auf dem Gewissen haben. Selbst wenn du sie aus reiner Unachtsamkeit berührt hättest, wäre sie ohne den Angriff noch am Leben. Belaste dich nicht mit Sünden, die nicht die deinen sind.«
Ich wischte mir die Tränen weg und beschloss im Stillen, mir baldmöglichst wieder so einen riesigen Gummihandschuh zuzulegen – und nie mehr ohne ihn aus dem Haus zu gehen, egal, wie viel ungewollte Aufmerksamkeit ich damit auf mich lenkte. Dann nahm ich mir einen der anderen verkohlten Schädel vor. Vlad hatte recht. Immer eins nach dem anderen.
Eine weitere Reihe farbloser Bilder schoss mir durch den Kopf. Dieser Schädel gehörte dem Vampir, den Maximus enthauptet hatte. Sein Name war Cordon, und als ich seine schlimmste Sünde sah, wurde mir richtiggehend übel. Ich versuchte, sie und die Bilder seines Todes beiseitezuschieben, um herauszufinden, was davor geschehen war. Es war, als sähe man einen zurückspulenden Film, und zwar so schnell, dass man fast keine einzelnen Szenen erkennen konnte. Das war einer der Nachteile, den es hatte, Informationen aus Gebeinen zu gewinnen. Sie enthielten wesentlich mehr Geschichte als ein einzelnes Objekt.
Vlad und Maximus blieben stumm, was mir half, mich zu konzentrieren. Nach mehreren Minuten fiel mir eine potenziell interessante Szene auf: Cordon und der silberhaarige Vampir, die ernst dreinschauten, als ein distinguiert aussehender Mann um die vierzig mit der Statur eines Wandschrankes sie in einer äußerst seltsam klingenden Sprache anraunzte.
Das war der zweite Nachteil, den es hatte, wenn man Informationen aus Gebeinen bezog – es war nicht, als würde man die Geschehnisse selbst erleben. In dem Fall hätte ich die Sprache verstanden, weil ich in Cordons Kopf gewesen wäre, aber im Augenblick fühlte es sich eher an wie eine Präsenzverbindung. Ich war lediglich eine unsichtbare Beobachterin im Verstand einer willkürlich ausgewählten Person.
»Ich denke, ich habe da etwas«, verkündete ich laut. »Ich sehe zwei der Vampire, die mich angegriffen haben, und anscheinend bekommen sie gerade Befehle, aber ich kann die Sprache nicht verstehen.«
»Ich spreche Dutzende Sprachen fließend, sag einfach, was du hörst«, wies Vlad mich an.
Der Mann hatte schnell geredet, und die Sprache war nicht einfach wiederzugeben, aber ich gab mein Bestes. Nachdem ich willkürlich ein paar Sätze nachgeplappert hatte, riss Vlads Pfiff mich aus den Erinnerungen.
»Ich glaube, du hast unseren ominösen Strippenzieher gefunden.«
Ich brach die Verbindung ab und wandte mich wieder ihm zu. »Du verstehst ihn? Was für eine Sprache ist es?«
»Altkirchenslawisch.« Er lächelte schmallippig. »Ich habe es seit meiner Kindheit nicht mehr gehört. Entweder ist er mindestens so alt wie ich, oder er ist so clever, in einer Sprache zu kommunizieren, die sogar vor ihrer Auslöschung nur wenige beherrschten.«
»Was hat er gesagt?«
Vlads Lächeln blieb, doch sein Gesichtsausdruck wurde härter. »Du hast ein paar Worte ausgelassen, aber ich habe genug mitbekommen, um zu verstehen, dass Überwachungsanlagen in der Stadt ihn auf dein Erscheinen aufmerksam gemacht haben. Als er dich ausgemacht hatte, wurden seine Männer angewiesen, dich umzubringen, wenn es ihnen nicht gelänge, dich in ihre Gewalt zu bringen.«
In Anbetracht der Tatsache, dass der silberhaarige Vampir mir die Beine
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