Dunkle Flammen Der Leidenschaft
erhitzt an. Außerdem hatte ich ihm ohne nachzudenken die Arme um den Hals geschlungen, während meine Rechte sich an seine Schulter schmiegte. Noch vor einer Woche wäre mir nie in den Sinn gekommen, jemanden mit dieser Hand einfach so zu berühren. Nun erschien es mir so selbstverständlich, Vlad anzufassen, dass mir gar nichts anderes in den Sinn gekommen wäre.
»Selber guten Morgen«, antwortete ich mit kehliger Stimme.
Er gab mir noch einen, weit knapperen Kuss, bevor er mich losließ. Dann warf er einen Blick über meine Schulter.
»Shrapnel, lass bekannt geben, dass von nun an niemand mehr meine Erlaubnis braucht, um Leila mitzuteilen, wo ich bin. Wenn sie eine Frage hat, bekommt sie umgehend Antwort.«
Als ich mich umdrehte, sah ich noch, wie Shrapnel sich verneigte, erst vor Vlad und dann vor mir. Dann verschwand er in einem der vielen Zimmer des Hauses.
»Sag jetzt nicht, dass der Sex mit dir mich automatisch auf Verneigungsstatus gebracht hat«, meinte ich unangenehm berührt.
Vlads leises Lachen bestätigte nur meine Vermutung.
»Wirklich?« Wie schräg.
Seine Arme schlossen sich um meine Taille, als er sich niederbeugte und winzige smaragdgrüne Pünktchen in den Tiefen seiner kupfrigen Augen erschienen. »Selbstverständlich werden meine Leute dich von nun an mit äußerstem Respekt behandeln. Ich habe es dir ja gesagt; ich nehme mir nicht viele Geliebte. Du bist auch die einzige, mit der ich bisher mein Bett oben geteilt habe, und die erste, die das Zimmer neben dem meinen bewohnt.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ein winziger Teil von mir dachte sich, dass es chauvinistisch von Vlad war, mit anderen Frauen Sex gehabt, sie aber nicht für würdig befunden zu haben, sein Bett zu teilen oder das angrenzende Zimmer zu bewohnen. Mein wild klopfendes Herz und der plötzliche Drang, beide Fäuste in die Luft zu recken, ließen mich allerdings darüber hinwegsehen.
Vielleicht steckte aber auch etwas anderes dahinter. Ein praktischer Grund. Vlad wollte vielleicht verhindern, dass ich Bilder von ihm mit anderen Frauen sah, wenn ich den falschen Gegenstand in einer seiner Lasterhöhlen berührte.
Er verzog die Lippen. »Wie bewundernswert abgebrüht von dir, so etwas zu denken, aber ich hätte ganz einfach die Möblierung austauschen können, wenn ich nicht wollte, dass du solche Dinge siehst.«
Da war was dran. Bist ja ein richtiger Stimmungskiller, Leila!
»Verzeihung. Du weißt ja, dass ich mich mit solchen Dingen nicht auskenne, aber selbst wenn ich schon ein Dutzend Beziehungen hinter mir hätte, weiß ich nicht, ob ich darauf gefasst gewesen wäre, mit dir zusammen zu sein.«
»Natürlich nicht«, sagte er völlig selbstsicher.
Seine Arroganz war wirklich gewöhnungsbedürftig.
»Dann lass mich dir sagen, was ich dir gleich hätte sagen sollen.« Ich legte ihm die Hände auf die Brust und stellte mich auf die Zehenspitzen. »Ich bin glücklich«, flüsterte ich dicht an seinem Ohr, bevor ich es küsste.
Seine Arme schlossen sich um mich, eine Hand glitt nach unten, um meine Hüften mit dem gleichen erotischen Nachdruck an seine zu pressen, den er letzte Nacht gezeigt hatte. Aber wir waren nicht mehr in seinem Schlafzimmer – wir waren in dem großen Flur in Sichtweite von mindestens einem Dutzend Vampiren.
»Halt«, sagte ich, mich nach etwaigen Beobachtern umsehend.
Als ich den Blick wieder auf Vlad gerichtet hatte, sah ich, dass seine Augen mindestens zur Hälfte smaragdfarben glühten. »Wenn diese Zeichnerin nicht da wäre, würde ich nicht aufhören.«
Dann ließ er mich los, und seine Augen nahmen wieder ihre satte Kupferfarbe an. »Aber Hunters Tod muss gerächt werden, und auch was dir widerfahren ist. Komm. Die Frau heißt Jillian, und sie ist in der Bibliothek.«
Die Zeichnerin war eine zierliche Dame mit tiefen Lachfalten und blondem Haar, das fast ganz weiß geworden war. Maximus verbeugte sich, als wir eintraten, doch Jillian schien es nicht einmal zu bemerken. Sie war zu sehr damit beschäftigt, sich mit der verwirrten Miene umzusehen, die vermutlich auch ich gezeigt hatte, als ich hier angekommen war. Die Bibliothek war zwei Stockwerke hoch, besaß eine Wendeltreppe, die ins Obergeschoss führte, und einen massiven Steinkamin mit karmesinroten Louis-Quinze-Möbeln davor im Zentrum. Tausende von Büchern füllten die Regale, manche normal groß, andere so riesig, dass sie bestimmt fünfzehn Kilo das Stück wogen.
»Madame, les voilà«, sagte Maximus, dessen
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