Dunkle Flammen Der Leidenschaft
auf mich angesetzt hat. Wozu also all diese, äh, zusätzliche Mühe ?«
Vlad zuckte mit den Schultern. »Erforderliche Sorgfalt.«
Nur er konnte eine Woche brutaler Verhöre in so beiläufige Worte kleiden.
»Mein Vater würde dich lieben«, murrte ich.
Sein Grinsen stand in so krassem Gegensatz zu unserem Gesprächsthema, dass ich verdutzt gewesen wäre, hätte ich mich nicht inzwischen an Vlads weltfremde Art gewöhnt.
»Von vielen Vätern könnte man das nicht behaupten.«
»Na ja, meiner ist ein Lieutenant Colonel a. D., der Waterboarding als akzeptable Verhörtechnik ansieht.«
Wieder ein Achselzucken. »Feuer wirkt schneller. Wo wir gerade von deiner Familie sprechen: Ich habe eine sichere Telefonnummer, die du ihnen geben kannst. Du solltest bald einmal Kontakt zu ihnen aufnehmen, damit sie sich keine Sorgen machen und dich als vermisst melden.«
Ich räusperte mich. Das Thema war mir so unangenehm, dass ich nicht vor Jillian darüber diskutieren wollte, auch wenn sie uns im Augenblick gar nicht zu beachten schien.
»Kein Problem. Mein Vater und ich sprechen nur alle paar Monate mal miteinander, und Gretchen … na ja, mit meiner Schwester rede ich sogar noch seltener.«
Bei den Worten tat sich eine innere Leere in mir auf. Mein Vater war in meiner Kindheit oft auf Militäreinsätzen gewesen, sodass wir seit jeher eher eine Beziehung auf Distanz geführt hatten, doch Gretchen und ich hatten uns immer nahegestanden. All das hatte sich an dem Tag geändert, als meine Mutter gestorben war. Seit der Beerdigung meiner Tante vor einem Jahr hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen, und es war auch kein schönes Gespräch gewesen.
Vlads Lächeln war verschwunden, sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen Bedauern und Zynismus.
»Manchmal bringt einem die Familie keinen Frieden. Mein jüngerer Bruder hat oft versucht, mich umzubringen. Einmal dachte er sogar, er hätte es geschafft, doch da konnte ich bereits keines natürlichen Todes mehr sterben.« Seine Lippen kräuselten sich. »Als Radu jedoch starb, trauerte ich trotzdem um ihn. Familienangehörige sind stets unersetzbar, selbst wenn sie in Unfrieden mit einem leben.«
Unersetzbar. Ja, das traf genau auf meine Mutter zu. Auch auf meine Tante Brenda. Sie hatte es nach dem Tod meiner Mutter übernommen, Gretchen und mich aufzuziehen, damit wir nicht ständig mit meinem Vater um die halbe Welt reisen mussten, wenn ein neuer Einsatz es erforderte. Tante Brenda war es auch gewesen, die meinen Vater darauf hingewiesen hatte, dass etwas sehr Seltsames geschehen war, als meine versengten Nerven sich regeneriert hatten und mein ganzer Körper anfing, elektrische Energie abzugeben.
Ich schüttelte den Kopf, als könnte ich damit die Erinnerungen vertreiben. »Dieser Mann, an den dich die Zeichnung erinnert, dieser Tote. Hat er vielleicht einen Verwandten, der ihm ähnlich sieht?« Und der etwas gegen dich hat? , fügte ich im Geist hinzu.
»Er hat keine lebenden biologischen Anverwandten mehr.«
»Bist du dir sicher?« Männer zeugten doch ständig illegitime Kinder …
»Bei seinem Tod war er schon über hundert Jahre lang ein Vampir; er konnte unmöglich Kinder zeugen«, stellte Vlad fest.
Ich warf Jillian einen Blick zu, um zu sehen, ob das Wort »Vampir« sie aufgeschreckt hatte, doch sie schien immer noch an irgendeinem schönen Ort in ihrem Innern zu weilen.
»Also, was wenn er nicht gestorben ist? Der Mann, der einen Angriff auf dich angeordnet hat, ähnelt rein zufällig einem Vampir, den du einmal kanntest. Was, wenn er noch lebt und …«
»Tut er nicht.« Vlads Lächeln war auf eisige Art verbindlich. »Mihaly Szilagyi war der Erste, den ich je verbrannt habe.«
Jillian zog sich in eines der Gästezimmer zurück. Vlad wollte, dass sie noch ein paar Tage blieb, falls mir noch irgendwelche aussagekräftigen Details an dem namenlosen Strippenzieher auffielen. Doch obwohl ich den ganzen Nachmittag über den zahlreichen Erinnerungen aus den verkohlten Überresten des Mannes brütete, brachte mir das lediglich das Bild eines auffälligen, von dem Strippenzieher getragenen Ringes ein. Und Kopfschmerzen.
Vlad hatte mich allein gelassen, damit ich mich besser konzentrieren konnte – und zweifellos, um Shrapnel dabei zu helfen, Schakal schreckliche Dinge anzutun, um aus ihm herauszubekommen, ob er den Mann auf der Zeichnung kannte. Seit dem Morgen hatte ich Maximus nicht gesehen und wusste also nicht, was er so trieb. Ich wünschte mir, ich
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