Dunkle Flammen Der Leidenschaft
Blick noch eine Weile an mir hängen blieb, bevor er wegsah.
Vlads Hand ruhte auf meiner Hüfte. Selbst durch mein Sweatshirt hindurch spürte ich, wie seine Körpertemperatur in die Höhe schoss. Ich warf ihm einen verwirrten Blick zu, doch als er sich in der gleichen Sprache an Jillian wandte, klang er vollkommen entspannt. War wohl doch nichts , dachte ich.
Ich lächelte die Frau an und dachte mir, dass ich an der Schule lieber Französisch als Spanisch hätte belegen sollen. Vlad musste der Zeichnerin gesagt haben, dass sie mir nicht die Hand schütteln sollte, denn sie machte keine Anstalten dazu, schenkte mir allerdings ihrerseits ein Lächeln, während sie sich in einem Englisch mit starkem Akzent an mich wandte.
»Nett, Sie Bekanntschaft machen, Leila.«
»Angenehm«, antwortete ich, als ich kapierte, was sie meinte.
Mehrere französische Sätze wurden an Maximus gerichtet, während die Frau auf die Sessel vor dem Kamin zeigte.
»Sie möchte, dass du es dir bequem machst, während du ihr den Mann beschreibst, den du gesehen hast«, übersetzte Maximus. Dann schenkte er Vlad ein sardonisches Lächeln. »Und sie möchte in Schweizer Franken statt in Euro bezahlt werden.«
Vlad schnippte mit den Fingern, als würde ihm das überhaupt nichts ausmachen. Ich setzte mich wie geheißen. Dann sah ich Vlad an.
»Ich kann ihn besser beschreiben, wenn ich einen der Knochen halte.«
»Maximus«, sagte Vlad mit einem Nicken zur Tür.
Er entfernte sich. Vor sich hinsummend zog Jillian einen großen Zeichenblock und einige Kohlestifte aus ihrer Tasche. Augenblicke später tauchte Maximus wieder auf, etwas haltend, das wie ein Oberschenkelknochen aussah. Die Frau zog die Brauen hoch, doch Vlad sagte etwas auf Französisch zu ihr, das sie zu beruhigen schien.
»Ich bin bereit«, wandte sie sich an mich.
Vlad stand hinter meinem Sessel, eine Hand auf meine Schulter gelegt. »Sprich einfach. Ich übersetze.«
Ich nahm den Knochen und legte ihn mir auf den Schoß. Dann fuhr ich mit der rechten Hand darüber und schloss die Augen, bis ich den Mann aufspürte, der die Attacke befohlen hatte.
»Er hat kurzes dunkles Haar mit grauen Strähnen«, begann ich, »und ein kantiges Kinn, so ähnlich wie diese Comicbuch-Helden …«
Eine Stunde später reichte Jillian mir ihren Block.
»Ist er?«, fragte sie.
Ein Mann mit aschgrau gesträhntem Haar, breiter Stirn, vollem Mund und durchdringenden Augen von unbestimmter Farbe starrte mich an. Dazu kam ein attraktives Gesicht mit Falten, die man bei Männern unter dem Begriff »Charakter« abhakte, während sie bei Frauen als Grund für eine Botoxbehandlung galten.
»Kommt ziemlich genau hin«, sagte ich, drehte mich um und reichte Vlad die Zeichnung. »Und? Kennst du ihn?«
25
Stirnrunzelnd besah Vlad sich die Zeichnung. Nach einem endlosen Augenblick wechselte er einen Blick mit Maximus, der mit einer für mich unergründlichen Miene den Kopf schüttelte.
Dann wandte Vlad sich an mich. »Die einzige mir bekannte Person, der dieses Bild ähnelt, ist vor langer Zeit gestorben.«
»Oh«, machte ich enttäuscht. »Na ja, es ist ja nicht exakt. Ich nehme mir weiter die Knochen vor. Vielleicht kann ich das eine oder andere Detail noch besser beschreiben.«
Vlad reichte Maximus die Zeichnung. »Mach eine Kopie davon und zeige sie Schakal. Finde heraus, ob er diesem Mann schon mal begegnet ist.«
»Schakal ist noch am Leben?«, fragte ich überrascht.
»Natürlich. Wo, glaubst du, war Shrapnel die ganze Zeit?«
»Ich wusste nicht, dass er Schakal die ganze Zeit über gefoltert hat!«, platzte ich heraus und vergaß ganz, gegenüber Jillian meine Zunge im Zaum zu halten. Hoffentlich hatte sie nichts verstanden.
Falsch gedacht. »Jemand wird ge fol tert!« Jillian stand auf, die Hand zum Mund erhoben. Dann stieß sie einen nervös klingenden französischen Wortschwall hervor und begann zurückzuweichen.
»Assieds-toi, ce ne sont pas tes oignons«, sagte Vlad mit grün leuchtenden Augen.
Was er ihr auch gesagt hatte, in Kombination mit der Kraft seines Blickes zeigte es Wirkung. Sie setzte sich, während der Ausdruck in ihrem Gesicht von Entsetzen zu Gelassenheit wechselte. Zufrieden wandte Vlad seine Aufmerksamkeit wieder mir zu.
»Shrapnel hat es nicht allein gemacht. Ich war auch täglich bei Schakal.«
An manche Dinge würde ich mich bei Vlad nie gewöhnen. Dies gehörte dazu. Ich wählte meine Worte mit Bedacht.
»Aber du sagtest doch, Schakal wüsste nicht, wer ihn
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