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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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den Augenbrauen, die zu schmalen Strichen gezupft worden waren. Ihr Mund war mit sehr dunklem Lippenstift nachgezogen und für die Kamera zu einem Schmollmund verzogen. Sie trug ein zerrissenes schwarzes T-Shirt, das einen für eine Vierzehnjährige sehr beachtlichen Busen zeigte, und eine schwarze Lederjacke mit jeder Menge Metall daran.
    Die zwölfjährige Cathy war recht rundlich, mit breitem Lächeln und ebenmäßigen Zähnen. Ihr helles Haar glänzte wie kandiert. Sie war bildhübsch, und das Funkeln in ihren Augen verriet, dass sie das wusste.
    »Und das ist alles?«, fragte Tulloch. »Sonst nichts?«
    DS Anderson hob die Hände und zuckte die Schultern. Ich schüttelte den Kopf. Wir hatten nichts gefunden. Was immer im Laufe der letzten elf Jahre aus Victoria und Cathy geworden war, sie hatten keine Sozialleistungen beantragt, keine Steuern, Gas-oder Stromrechnungen bezahlt und waren nicht Auto gefahren, jedenfalls nicht auf legale Weise. Sie waren durchs Raster gefallen, wie so viele.
    »Tina Llewellyn, die Mutter, ist vor sieben Jahren an Krebs gestorben«, sagte Barrett. »Hat anscheinend ihr ganzes Leben lang geraucht, hatte Lungenkrebs, der sich sehr schnell ausgebreitet hat. Sie ist in einem Hospiz in Mid Glamorgan gestorben. Kein Vater bekannt. Vielleicht hatten die Mädchen auch gar nicht denselben Vater.«
    »Also, Victoria ist ganz kurz noch mal aufgetaucht, nach ungefähr zwölf Monaten«, berichtete Anderson. »Der Großvater der Mädchen, der Vater ihrer Mutter, hat oben im Rhonda Valley gewohnt. Sie hatten nicht viel Kontakt mit ihm, auch als Kinder nicht, aber er hat kein Testament hinterlassen, als er gestorben ist, und die Mädchen haben das Haus geerbt. Ist für ungefähr hunderttausend Pfund verkauft worden. Victoria hat das Geld abgeholt.«
    »Alles?«, fragte Joesbury.
    »Nach dem, was man mir gesagt hat, schon«, erwiderte Anderson. »Wenn Sie ’ne Psychopathin ist, dann ist sie ’ne Psychopathin mit Kohle.«
    »Ist das alles?«, fragte Tulloch.
    Niemand sagte etwas.
    »Okay, wir suchen weiter. Lacey, vielleicht müssen Sie noch mal mit einem Team auf die Straße raus und das Bild rumzeigen.«
    »Ich kann gleich anfangen, wenn Sie wollen«, erbot ich mich.
    »Eigentlich habe ich zuerst noch eine andere Aufgabe für Gayle und Sie«, wehrte Tulloch ab. »Karen Curtis ist seit zwei Tagen nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz gesehen worden, aber laut einem ihrer Nachbarn hat sie eine alte Mutter, die in Fulham wohnt, nahe beim Fluss. Sie hat sie jede Woche ein paarmal besucht. Es könnte durchaus sein, dass sie sich dort verkrochen hat.«
    »Sie wollen, dass wir hinfahren und nachsehen?«, fragte Mizon.
    »Nach allem, was ich gehört habe, ist die Mutter ziemlich gebrechlich«, erklärte Tulloch. »Hat doch keinen Sinn, sie mit der schweren Brigade zu erschrecken. Fahrt hin und schaut, ob sie uns helfen kann.«

65
    Mrs. Evadne Richardson, Karen Curtis’ Mutter, wohnte in einer Straße, in der jedes Haus wahrscheinlich über eine Million Pfund wert war. Sie verlief nach Norden, im rechten Winkel zum Fluss, und an den Bordsteinen drängten sich teure Autos. Das Haus Nr. 35 war schäbiger als die anderen, altmodischer.
    »Ich wette, den Schuppen hat sie vor fünfzig Jahren für ein paar Tausend gekauft«, bemerkte Mizon, als wir auf dem schmalen Plattenweg standen, der zur Haustür führte. »Glauben Sie, die Klingel funktioniert?«
    Ich hob den Türklopfer an und pochte. Wir warteten. Mizon trat zurück und blickte zum ersten Stock hinauf. »Ich hab ein ganz mieses Gefühl bei dieser Geschichte.«
    »Nicht«, wehrte ich ab, denn was immer Mizon an unguten Schwingungen auffing, ich spürte sie ebenfalls. Ich beugte mich vor. »Da kommt jemand.«
    Ich konnte Schritte hören, die auf die Tür zukamen. Dann das Geräusch eines zurückgezogenen Riegels. Ein Schlüssel wurde umgedreht, und die Tür öffnete sich gerade einmal zehn Zentimeter weit. Eine Messingkette hielt sie fest. Ich musste nach unten schauen, um auf Blickkontakt zu stoßen. Ein winziges, runzeliges Gesicht starrte zu mir herauf. Sanfte braune Augen hinter einer dicken Brille mit Goldrand. Unsichtbare Lippen.
    »Mrs. Richardson?«, fragte ich.
    »Ja.« Sie nickte ängstlich. Mir wurde klar, dass ich mit meinen blauen Flecken wahrscheinlich nicht gerade das war, was eine gebrechliche alte Dame auf ihrer Türschwelle sehen möchte. Also trat ich einen Schritt zurück. Mizon hielt ihren Dienstausweis hoch, so dass Mrs. Richardson ihn

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