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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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keinerlei Grund zu der Annahme, dass wir mit einem ähnlichen Vorfall wie dem vom 31. August rechnen müssen.«
    Wir waren auf einer Pressekonferenz in New Scotland Yard. Tulloch saß vorn, mit Southwarks Bezirkspolizeichef Chief Superintendent Raymond Puller und ihrem direkten Vorgesetzten beim MIT , Detective Superintendent David Weaver. Sie hatten zugeben müssen, dass das Team im Mordfall Geraldine Jones keine handfeste Spur hatte. Stundenlange Streifen durch die Wohnsiedlung Brendon Estate und endlose Gespräche mit Geraldines Familie und ihren Freunden hatten nichts erbracht, womit wir etwas hätten anfangen können. Stenning war sogar mit dem Au-pair-Mädchen der Jones’ etwas trinken gegangen, in der Hoffnung, ihr etwas zu entlocken. Alles war akribisch bei HOLMES eingegeben worden. Nichts.
    » DI Tulloch, sind Sie denn überhaupt imstande, eine Ermittlung dieser Größenordnung zu leiten?«, rief eine Stimme aus dem Saal. »Wenn man bedenkt, was letztes Jahr passiert ist …«
    Die beiden Männer auf der Pressebühne wechselten Blicke, und der Chief Superintendent erhob sich. »Vielen Dank, Ladys und Gentlemen«, sagte er. »Im Laufe der weiteren Ermittlungen zum Tod von Mrs. Geraldine Jones werden wir zur gegebenen Zeit Informationen herausgeben.«
    Tulloch und Weaver standen auf und folgten dem Chief hinaus. Diejenigen von uns, die hinten im Saal standen, schlüpften hintereinander nach draußen, ehe die Reporter uns zu fassen kriegen konnten.
    Seit Emma Boston vor drei Tagen die Story von dem Ripper-Nachahmungstäter veröffentlicht hatte, waren die Ermittler mit Medienanfragen bombardiert worden. Und in der Öffentlichkeit war das Ripper-Fieber mit voller Wucht ausgebrochen. Die Teilnehmerzahlen der allabendlichen Jackthe-Ripper-Touren durch Whitechapel hatten sich vervierfacht. Tulloch war sogar eingeladen worden, in Good Morning Britain aufzutreten, um über das neu entdeckte nationale Interesse an dem berüchtigten Serienmörder zu sprechen. Sie hatte abgelehnt.
    Einen Grund hatte ich, Emma dankbar zu sein. In den Zeitungen wurde ich als »junge Polizeibeamtin« bezeichnet, »die nicht namentlich genannt sein möchte«.
    Als wir wieder in Lewisham waren, wurde es allmählich dämmerig. Stenning, Anderson und ich waren alle mit einem Auto zur Pressekonferenz gefahren. Als wir auf den Hintereingang der Dienststelle zustrebten, sah ich den grünen Audi mit Mark Joesbury hinter dem Lenkrad auf den Parkplatz einbiegen. Er war nicht bei der Pressekonferenz gewesen. Tatsächlich hatten er und ich seit unserem Zusammentreffen vor meiner Wohnung vor vier Tagen kein Wort miteinander gesprochen und uns auch sonst kaum zu Gesicht bekommen.
    Die beiden Männer gingen voraus, als Tullochs silberner Mercedes hinter Joesburys Wagen hielt. Sie stieg aus und ging wortlos zu ihm hinüber. Als sie nahe genug heran war, zog er sie an sich, und sie ließ den Kopf auf seine Schulter sinken.
    Ich kam mir vor wie ein Spanner; hastig fuhr ich herum, sauste Richtung Tür und hielt dann auf die Treppe zu. Oben angekommen, lief ich geradewegs in eine junge Polin hinein, die in der Cafeteria arbeitete. Sie trug ein Tablett mit schmutzigem Geschirr.
    »Passen Sie doch auf!«, fauchte ich über das Getöse zerspringender Tassen und Untertassen hinweg.
    Die Augen der jungen Frau wurden vor Schreck riesengroß, und sie kniete eilig nieder.
    »O Gott, es tut mir leid!« Ich kniete mich neben sie und kam mir vor wie ein richtiges Miststück. »Es war meine Schuld«, beteuerte ich, »ich hatte es zu eilig, hier, lassen Sie mich …«
    Als wir die Bescherung beseitigt hatten, hatte sich der Rest des Teams im Einsatzzimmer niedergelassen.
    »Schön, dass Sie auch kommen, Flint«, bemerkte Tulloch. Sie schien geschrumpft zu sein. Die Pressekonferenz hatte ihr eine Menge abverlangt. Genau wie die frustrierenden letzten paar Tage.
    »Okay«, fuhr sie fort, während ich mich hinten im Raum auf einen Schreibtisch hockte. »Kann mir jemand noch mal sagen, was wir heute an zusätzlichen Streifen da draußen haben?«
    »So ziemlich jeder verfügbare Constable ist abkommandiert worden«, antwortete Anderson. »Die Leiter der verschiedenen Dienststellen kommen gleich, um sich Anweisungen zu holen. Wir konzentrieren unsere Aktivität in und um Brendon Estate. Sämtliche Überwachungskameras funktionieren, und wir haben zusätzliche Leute an den Monitoren.«
    »Was ist mit Whitechapel?«, wollte Tulloch wissen.
    »Die haben ihre Belegschaft

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