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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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da wegschaffen lasse?«
    »Das muss ins St. Thomas’ Hospital«, antwortete Tulloch. »Dr. Mike Kaytes wartet darauf.«
    Stenning und Anderson kamen gerade an, als wir zum Haupteingang zurückkehrten. Tulloch wies Stenning an, Zeugenaussagen aufzunehmen, und dann trat Anderson zu uns in den Fahrstuhl. Wir fuhren in den Keller hinunter. Simmons hatte die betreffenden Aufnahmen bereits gesehen. Er trat zurück, damit wir besser sehen konnten.
    »Meine Fresse«, brummte Anderson, als die Wiedergabe begann.
    Tulloch und ich sagten kein Wort, während wir zusahen, wie sich die von oben gefilmte automatische Doppeltür öffnete und Samuel Cooper hereinkam. In Schlabberjeans, weiter schwarzer Jacke mit bunten Symbolen darauf und einer eng anliegenden schwarzen Mütze ging er in die Leihbibliothek und weiter in die Kinderabteilung. Er verschwand und tauchte ein paar Sekunden später mit einem Buch in der Hand wieder auf. Ohne den Blick vom Boden zu heben, schritt er aus dem Bild.
    Simmons hantierte kurz mit dem Abspielgerät, und dann sahen wir, wie Cooper den Lesesaal durchquerte. Er zog einen Plastikbeutel aus einer Innentasche seiner Jacke und legte Buch und Beutel auf den Tisch. Dann drehte er sich um und hielt den Kopf gesenkt, während er durch den Raum ging. Nicht ein einziges Mal hatte er der Kamera sein Gesicht gezeigt.
    »Wir haben keinerlei Details darüber rausgegeben, wie Cooper angezogen war«, bemerkte Tulloch. »Wenn irgendjemand aus unserem Team das hat durchsickern lassen, dann …« Sie beendete den Satz nicht.
    »Cooper war unser Täter, Boss«, beteuerte Anderson. »Wir haben die Tasche von der Weston in seinem Zimmer gefunden. Wir haben sein Sperma an ihr gefunden …«
    Was hatte Cooper auf der Brücke gesagt, kurz bevor er hinuntergestürzt war? Da will mir einer, verdammt noch mal, was anhängen.
    »Wie haben Sie sein Zimmer eigentlich gefunden?«, erkundigte ich mich. Ich hatte im Krankenhaus gelegen, als all das über die Bühne gegangen war. »Er ist doch nackt aus dem Fluss gezogen worden. Woher wusstet ihr, wo er gewohnt hat?«
    »Ein Tipp«, antwortete Anderson. »Anonym. Boss, da will uns einer verarschen, ganz bestimmt. Andererseits hat der Kerl diesmal nicht versucht, Flint da mit reinzuziehen.«
    Ach, meinst du?
    »Verlassen Sie sich drauf, Boss, bevor der Tag rum ist, haben wir ’ne Schweineleber in der Royal Albert Hall und ’ne Ochsenzunge im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud.«
    Ich glaube, ich hätte DS Anderson richtig liebgewinnen können.
    »Ist das Wachsfigurenkabinett viktorianisch?«, fragte Tulloch mit leiser Stimme.
    »In diesem Land schon. Glauben Sie’s mir, ich war erst letzte Woche mit Abigail da.«
    Tullochs Handy klingelte. Sie entschuldigte sich und ging hinaus auf den Flur.
    »Wieso hat er immer dieselben Klamotten an?«, fragte ich. »Er hält den Kopf nach unten, damit wir sein Gesicht nicht sehen können, aber er trägt Sachen, die leicht wiederzuerkennen sind. Es ist, als ob er will, dass wir keine Zweifel daran haben, dass wir Sam Cooper vor uns sehen.«
    »Bei allem Respekt, Flint«, entgegnete Anderson schroff, »Cooper liegt im Scheißleichenschauhaus in der Horseferry Road. Ein Meter achtzig Gefrierfleisch in ’ner Tiefkühltruhe.«
    »Sagen Sie das noch mal.«
    »Warum? Welchen Teil von Scheißleichenschauhaus in der –«
    »Nein. Das mit den einsachtzig«, erwiderte ich. »Das ist es, was mir Kopfzerbrechen gemacht hat. Cooper war etwa einsachtzig groß. Der Mann, den wir auf den Aufnahmen dabei gesehen haben, wie er Amanda Weston in den Victoria Park schafft, hat für mich nicht so groß ausgesehen. Der Typ, den DI Joesbury am nächsten Tag durch den Park gejagt hat, schon, aber nicht der auf dem Überwachungsvideo.« Ich wandte mich von dem Bildschirm ab und sah Anderson an. »Ich hab einfach gedacht, das läge an einer komischen Kameraeinstellung, oder Amanda Weston hätte sehr hohe Absätze getragen, aber vielleicht war das ja gar nicht Cooper, der sie an diesem Abend in den Park gebracht hat.«
    Gerade als Andersons Augen schmal wurden, öffnete sich die Tür wieder, und Tulloch kam herein.
    Vielleicht war Samuel Cooper gar nicht derjenige gewesen, der sie getötet hatte.
    »Ich muss zurück nach Lewisham«, sagte Tulloch zu Anderson. »Können Sie zum St. Thomas’ Hospital fahren? Nehmen Sie Flint mit. Sagen Sie mir Bescheid, sobald –«
    Da will mir einer verdammt noch mal was anhängen.
    »Kein Problem, Boss. Und lassen Sie sich nichts

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