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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Waschbecken an der einen Seite des Raumes ging. Ein Klavier begann zu spielen; die Töne waren hoch und rein und klangen doch unglaublich traurig. Kaytes hatte den Wasserhahn aufgedreht. Gleich darauf kam er zurück und legte etwas auf den sauberen Teil des Tisches. Anderson und mir blieb nichts anderes übrig, als näher heranzutreten.
    Nachdem das Blut abgespült worden war, glänzte das winzige Schmuckstück im Licht. Es war aus Silber, eine einfache, nicht besonders teure Halskette. Der größte Teil bestand aus einer Gliederkette, und der Teil, der in der Halsgrube einer Frau liegen sollte, bestand aus neun miteinander verbundenen Buchstaben, die einen Mädchennamen bildeten.
    Elizabeth.
    »Dass er seinen Opfern Namen gibt, haben wir nie öffentlich gemacht.« Anderson fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ja, leck mich doch, der Typ läuft da draußen immer noch frei rum, nicht wahr?«

52
    »Unser letztes Opfer wurde vor zwei Stunden von ihrem Ehemann gefunden«, sagte Tulloch gerade, als ich die Tür des Einsatzraumes öffnete. »Er war früher von der Arbeit nach Hause gekommen, um sich für eine Abendveranstaltung umzuziehen. Dafür sollten wir wohl dankbar sein, sonst hätte nämlich eins von ihren Kindern sie gefunden.«
    DS Anderson hatte recht gehabt. Der Täter lief dort draußen immer noch frei herum. Als wir auf dem Revier angekommen waren, hatten wir erfahren, dass eine vierte Leiche gemeldet worden war. Anderson war sofort zum Fundort gefahren; ich war geblieben und wartete auf Neuigkeiten.
    Jetzt war es kurz nach sieben, und die meisten Teammitglieder waren aus dem Haus in Hammersmith zurückgekehrt, wo der Mord stattgefunden hatte. Ich entdeckte einen freien Platz und strebte darauf zu.
    »Der Arzt, der am Tatort war, ist der Meinung, dass sie heute irgendwann am frühen Vormittag getötet worden ist«, berichtete Tulloch. »Es gab keinerlei Anzeichen für gewaltsames Eindringen oder einen Kampf. Alles im Haus war unversehrt, bis auf das Schlafzimmer, und ich hoffe, so etwas sehe ich in meinem ganzen Leben nie wieder.«
    Tulloch drückte auf eine Taste eines Computers neben ihr, und wir sahen ein Foto des Tatorts vor uns. Eine Frau mit kurzem dunklem Haar lag auf einem großen Bett. Ihre Füße ruhten auf dem Kopfkissen, ihr Kopf am Fußende. Was den Rest von ihr betraf, so hätte ich nichts mit Bestimmtheit sagen können.
    Die Tür ging auf, und Joesbury kam herein. Er hatte die Armschlinge abgelegt, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.
    »Wir glauben, der Mörder hat sie gezwungen, sich aufs Bett zu legen, auf den Rücken«, erklärte Tulloch. »Möglicherweise benutzt er eine Pistole, genau wie unser Freund Cooper, echt oder unecht. Er ist von hinten herangetreten, hat sie am Haar gepackt und ihr den Kopf nach hinten gezogen. Dann hat er ihr die Kehle durchgeschnitten, von links nach rechts, was darauf hindeutet, dass er wahrscheinlich Rechtshänder ist. Wir werden die Autopsie abwarten müssen, um es genau zu wissen, aber es sieht so aus, als wären es mehrere Schnitte.«
    Das Zimmer auf dem Foto sah aus, als wäre darin jemand mit einer Sprühdose zugange gewesen.
    »Das meiste Blut stammt anscheinend aus ihrer durchgeschnittenen Kehle«, fuhr Tulloch fort. »Was darauf hindeutet, dass der Täter gewartet hat, bis sie tot war, ehe er angefangen hat, sie zu verstümmeln. Diesmal gibt es keine offensichtlichen Anzeichen für Vergewaltigung oder Folter.«
    »Ein anderer Täter«, meinte Stenning. Es klang eher nach Hoffnung als nach Überzeugung.
    »Möglich«, antwortete Tulloch. »Sie hatte einen leichteren Tod als Amanda Weston. Andererseits ist das Ausmaß der post mortem durchgeführten Verstümmelungen schlimmer als alles, was wir bisher gesehen haben. Große Hautstücke sind von Bauch und Beinen entfernt worden, die meisten inneren Organe waren herausgeschnitten worden und lagen auf dem Bett. Ihr Brustkorb ist mit irgendetwas zertrümmert worden, vielleicht mit einem Hammer, und wurde dann aufgebrochen. Das Herz wurde entnommen und beide Brüste abgetrennt. Eine wurde am Tatort gefunden. Die andere ist in der Kinderbuchabteilung der Victoria Library gelandet.«
    Leises Gemurmel überall im Raum.
    »Entschuldige, Dana, ich habe ihren Namen nicht mitbekommen«, sagte Joesbury, der sich die Schulter rieb, als mache sie ihm immer noch zu schaffen.
    Ich hatte den Namen des Opfers auch nicht gehört; ich hatte den Nachmittag in einem anderen Zimmer verbracht als die meisten anderen

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