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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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gefallen. Ich sag’s Ihnen, da verarscht uns einer.«
    Tulloch bedachte ihn mit einem knappen Lächeln und nickte mir zu. Dann war sie weg.

51
    »Ziehen die jetzt DI Tulloch von dem Fall ab?«, fragte ich Anderson, als wir auf den Parkplatz des St. Thomas’ Hospital fuhren und er in einer Parkbucht hielt, die für Krankenwagen reserviert war.
    »Schön wär’s für sie«, knurrte er, während er die Tür öffnete und ausstieg. »Die werden sie das bis zum bitteren Ende durchziehen lassen. Sie ist doch diejenige, die sie ans Messer liefern, wenn das Ganze den Bach runtergeht.«
    Anderson schritt zu schnell aus, als wir durch den Haupteingang des Krankenhauses gingen und mit dem Fahrstuhl ein Stockwerk in die Pathologie hinunterfuhren. Ich bemühte mich nach Kräften mitzuhalten. Das letzte Mal war ich hier gewesen, um einen menschlichen Uterus zu besichtigen; ich fragte mich, ob Kaytes sich wohl beschweren würde, dass wir ihm nie etwas Vollständiges schickten.
    Sein junger Assistent nahm uns in Empfang und half uns dabei, die Schutzkittel anzuziehen. Als wir den Untersuchungsraum betraten, stand Kaytes über einen Schreibtisch gebeugt da und füllte ein Formular aus. Er legte den Stift weg und wandte sich zu uns um.
    »Papierkram ohne Ende«, meinte er. »Ihre Sendung ist vor ein paar Minuten angekommen. Kümmern Sie sich doch mal um die Stereoanlage, Troy, sind Sie so nett?«
    Troy ging zu Kaytes’ iPod hinüber und lächelte in sich hinein, als er ihn einschaltete.
    Eine graue Tasche lag in der Mitte des mittleren Untersuchungstisches. Kaytes zog Handschuhe an und zog den Reißverschluss auf, gerade als die Musik begann.
    »Heute ohne DI Tulloch?«, fragte er, während er den durchsichtigen Plastikbeutel aus der grauen Tasche zog, den wir in der Bibliothek gesehen hatten. »Na schön, schauen wir mal, was wir hier haben.«
    Kaytes öffnete den Beutel und kippte den Inhalt auf ein breites, flaches Edelstahltablett. Das leise Platschen war eins der widerwärtigsten Geräusche, die ich jemals gehört hatte, und ich zwang mich dazu, mich ein paar Sekunden auf die Musik zu konzentrieren. Diesmal war es ein Orchesterstück, lieblicher und harmonischer als die Klaviersonate, an die ich mich erinnerte. Kaytes drehte sich um und griff nach einer Zange. Er begann, die verschiedenen Gewebestücke auf dem Tablett auszubreiten, um sie besser begutachten zu können. »Na ja, frisch ist das Ganze auf jeden Fall«, stellte er fest.
    »Woran merken Sie das?«, wollte Anderson wissen.
    »Riechen Sie doch mal dran«, forderte Kaytes uns auf. Anderson und ich sahen uns an. Keiner von uns trat näher an den Tisch heran. »Jawohl«, fuhr der Pathologe fort, »das ist ein Herz.«
    Die Orchestermusik wurde lauter, als das fragliche Herz behutsam auf eine Seite des Tabletts geschoben wurde. Es war ein blassrosafarbener Muskelklumpen, ungefähr so groß wie meine Faust. Zwei große, grob abgeschnittene Adern voll geronnenen Bluts ragten aus dem breiten oberen Teil hervor.
    »Ist das von einem Menschen?«, erkundigte sich Anderson. In Abwesenheit einer Vorgesetzten, die es zu beeindrucken galt, schien er weniger draufgängerisch zu sein.
    »Könnte sein«, antwortete Kaytes. »Die richtige Größe hat es bestimmt, aber wir müssen Tests machen.«
    Dann hob er etwas mit seiner Zange hoch. Ich trat einen Schritt zurück. »Das hier allerdings ist ganz sicher von einem Menschen«, verkündete er und hielt seinen Fund näher ans Licht. Er war fast kreisrund und hatte ungefähr die Größe einer halben Grapefruit.
    »Bitte sagen Sie mir, dass das da nicht das ist, wofür ich es halte«, stieß Anderson hervor.
    Kaytes betrachtete noch immer das Objekt in der Zange. »Soweit ich weiß«, sagte er, »sind Menschen die einzigen Säugetiere mit erkennbaren Brüsten – im Gegensatz zu Zitzen –, bei denen kein dichter Haarwuchs um die Brustwarzen herum vorliegt.«
    Anderson wandte sich an mich. »Hat er das auch gemacht? Der Ripper? Hat er den Frauen die …?«
    »Ja«, bestätigte ich und spürte etwas Klebriges ganz hinten im Hals. »Mary Kelly sind beide Brüste abgeschnitten worden. Aber er hat sie nicht mitgenommen. Sie sind am Tatort zurückgeblieben.«
    »Allmächtiger«, stieß Anderson hervor.
    »Hier ist noch was«, bemerkte Kaytes und schob noch mehr blutiges Gewebe aus dem Weg. Er hob etwas von dem Tablett. »Das hier ist nicht organischen Ursprungs«, stellte er fest.
    Anderson und ich warteten, während Kaytes zu einem

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