Dunkle Gefährtin
Vielleicht könnte sie den Fall lösen und dem Morden ein Ende bereiten. Nur leider könnte sie danach nicht einfach die Akte schließen, ihren Matriarchinnenposten kündigen und gehen. Matriarchin wurde man lebenslänglich, was hieß, dass sie alles andere aufgeben müsste.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass es im ganzen Clan keine vollblütige Dämonin gibt, die den Posten mit Freuden annimmt«, setzte sie ihrem Vater entgegen. »Ihr braucht mich nicht.«
»Doch, wir brauchen dich!« Fulton nahm ihre Hand. »Die Matriarchin wollte dich, und ich bin das Oberhaupt der mächtigsten Familie. Wenn ich dich jetzt vorschlage, schaffen wir es. Und nein, die anderen Familien haben keine geeigneten Kandidatinnen. Wir brauchen eine Anführerin, und zwar jetzt!«
Samantha zog ihre Hand zurück und stand auf. »Ich bin nichts Besonderes. Von meiner Mutter habe ich kaum magische Fähigkeiten geerbt, und ich bin nicht einmal eine richtige Dämonin.«
Fultons Augen leuchteten entschlossen. »Samantha, als Matriarchin kannst du weit mehr Macht haben als jemals bei der Polizei, selbst wenn du es bis zum Captain bringst. Wenn du die Dämonen davon abhalten willst, Menschen zu verletzen, kannst du das als Matriarchin umso wirksamer. Sie werden auf dich hören.«
»Und du kannst eine Familie haben«, stimmte ihre Mutter ein. »Du kannst heiraten und Kinder bekommen. Eine Laufbahn bei der Polizei ist nicht gerade familienfreundlich, heißt es immer. Und ich mache mir schreckliche Sorgen, wenn du da draußen bist und Verbrecher jagst.«
Joanne und Fulton schienen wirklich besorgt, aber auch hoffnungsfroh. Sie wollten ihr einziges Kind eben unbedingt glücklich sehen.
»Ihr wollt das um meinetwillen?«, fragte Samantha überrascht. »Nicht für euch, sondern für mich? Warum?«
»Weil wir so viele Fehler gemacht haben«, antwortete Joanne leise. »Wir wollten dich fernab von deiner wahren Herkunft großziehen, weil wir nicht sicher waren, ob der Clan dich akzeptiert. Aber das war ein Fehler. Ich wollte nie, dass du deinen Vater verachtest und hasst, was du bist. Wir wollten dich beschützen, und manchmal übertreiben es Eltern damit, bis sie sich zu Idioten machen.«
Samantha setzte sich wieder. »Ihr versucht, mich zur Matriarchin wählen zu lassen, um mich für meine Kindheit zu entschädigen? Findet ihr das nicht ein bisschen extrem? Ladet mich doch einfach zum Essen ein oder so etwas.«
»Es ist mehr als das«, erklärte Fulton. »Samantha, ich möchte, dass du so glücklich wirst, wie es irgend möglich ist, aber hier geht es nicht bloß um unsere Wünsche.«
»Wie kann ich einen Clan leiten, über den ich nichts weiß?«
»Die Hausdame wird dir helfen. Sie wollte eigentlich in den Ruhestand gehen, doch ich habe sie überredet, noch eine Weile zu bleiben, bis du dir eine gute Assistentin gesucht hast.«
Samantha lachte verbittert. »Mir zu sagen, dass ich mit der Eiskönigin zusammenarbeiten muss, kommt nicht gerade einer guten Überredungstaktik gleich!«
»Sie ist klug, weise und kennt den Clan«, erwiderte Fulton. »Für den Anfang ist sie die beste Assistentin, die du kriegen kannst.«
»Warum wird sie nicht Matriarchin?« Eine gute Frage, dachte Samantha. Wie viel wusste die Hausdame über die interessanten Aktivitäten der Matriarchin, und wie tief steckte sie da mit drin?
Fulton wirkte verblüfft. »Das kann sie nicht. Ariadne stammt aus einer der niedersten Familien, eine Stufe über den Unberührbaren. In ihrer Familie dienen alle, auch wenn sie auf ihre Weise recht mächtig werden können. Sie schätzen es, die Macht hinter der Krone zu sein. Darüber musst du dir aber keine Gedanken machen, denn Ariadne möchte wirklich in den Ruhestand gehen.«
»Es gibt unberührbare Dämonen?«
»Ja«, antwortete Fulton unbeirrt. »Sie bleiben meistens für sich und haben wenig mit den anderen zu tun.«
»Ist das nicht irgendwie grausam?«
»Jeder im Clan spielt seine Rolle«, erläuterte Fulton. »Das lernst du alles.«
»Ich halte es immer noch für verrückt. Ihr wollt, dass ich – eine Polizistin und Halbdämonin, die als Mensch aufwuchs – zur Matriarchin eines Clans werde, über den ich nichts weiß.«
»Ich werde dir meine volle Unterstützung angedeihen lassen«, versprach Fulton.
»
Du
vielleicht, aber was ist mit den anderen Dämonen?« Sie überlegte kurz. »Wartet mal! Lasst mich etwas ausprobieren.«
Sie zog ihr Handy vom Gürtel und tippte eine Nummer ein. »Merrick, bitte«, sagte sie,
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