Dunkle Gefährtin
ein weises Reptil«, sagte Tain und blinzelte, weil das Seebett im hellen Sonnenschein blendend weiß war. »Aber es ist nicht bloß, dass ich mich nach ihr sehne oder ihr meine Lebensessenz geben will. Ich konnte die Gegenwart eines Ewigen fühlen.« Für einen Moment verstummte er und ließ sich von Wüstenwind umwehen. »Ich wollte zu ihm gehen, Adrian. Das war ein ganz starker Reflex.«
»Den du offensichtlich erfolgreich unterdrückt hast. Du bist hier.«
»Trotzdem war ich sehr nahe dran.« Tain hatte Angst – nicht vor dem uralten Dämon, sondern vor sich selbst. »Was ist, wenn ich nachgebe und er ausnutzt, was ich werde?«
»Dann holen Kalen, Darius, Hunter und ich dich wieder zurück«, versicherte Adrian leise. »Ich verliere dich nicht noch einmal.«
Tain erwiderte nichts. Im Gegensatz zu seinen Brüdern wusste er, dass die Befreiung seine eigene Entscheidung gewesen war. Er hatte so viel Macht gewonnen, dass er Kehksut nicht mehr brauchte. Das war es gewesen … und dass der Dämon Samantha bedroht hatte.
»Da ist noch etwas anderes«, fuhr er fort. »Ich fand das Portal zu seinem Totenreich unter der Villa der Matriarchin. Ich versiegelte es, doch wenn Samantha Matriarchin wird, muss sie es mit ihm aufnehmen.«
Adrian beugte sich vor und streckte seinen Arm aus, wor-auf sich die Kobra schläfrig blinzelnd um ihn schlängelte. Ferrin wickelte sich einmal um Adrians Bizeps, schimmerte auf und wurde zu einem silbernen Armreifen. »Dann solltest du bei ihr sein.«
Tains Augen verengten sich, und ihm wurde warm. »Oh, das habe ich fest vor!«
Für das Treffen mit der Dämonenfamilie besorgte Samantha sich wieder ein Kleid, diesmal aus schwarzem Satin mit einem Mandarinkragen, das sie von oben bis unten verhüllte. Sie hoffte inständig, dass es keine Dämonensäure abbekam. Aber Fulton hatte ihr versprochen, dass es sich schlicht um ein Familiendinner handelte und keine Angriffe zu befürchten waren. Samantha hatte sich trotzdem eine passende Tasche gekauft, die groß genug für ihre Waffe und Dienstmarke war.
Außerdem hatte sie sich ein paar sehr hohe schwarze Riemenschuhe mit Bernsteinverzierung gekauft. Sie würden ihre Füße umbringen, aber als sie sich im Spiegel sah, fand sie, dass es sich lohnen würde.
Sie wollte gut aussehen, wenn sie der Familie ihres Vaters –
ihrer
Familie – vorgestellt wurde. Andererseits wollte sie weder wie die Dämonenhure auftreten, als die sie in Merricks Club undercover ermittelt hatte, noch so jungfräulich erscheinen wie bei dem Treffen mit der Matriarchin. Sie wollte Samantha sein, ebenbürtig mit jedem von ihnen.
»Du siehst phantastisch aus!«, schwärmte Leda, die ihr beim Anziehen geholfen hatte, und umarmte sie. »Die werden tot umfallen.«
»Sag so etwas nicht über ein Dämonentreffen! Das könnte passieren.«
Fulton holte sie mit seinem Wagen ab und fuhr aus Malibu heraus nordwestlich an den Bergen entlang. Von der Küstenstraße aus bogen sie auf die Autobahn nach Santa Barbara. Er fuhr durch die kleine Stadt und eine gewundene Bergstraße hinauf, bis er schließlich vor einem Eisentor hielt. Die Pforte öffnete sich automatisch. Dahinter erstreckte sich eine baumüberhangene Einfahrt.
Das Haus, vor dem sie parkten, war weniger protzig als das der Matriarchin, aber doppelt so groß. Es war im alten kalifornischen Stil gehalten, mit Bögen, Ziegeldach und kleinen Balkonen hier und dort. Alles wirkte sehr elegant. Eukalyptusbäume und hohe Palmen umgaben die Villa sowie die breite Kiesauffahrt.
Ein Mann mit weißen Handschuhen kam und öffnete ihnen die Türen des SUV , bevor er sich hinters Steuer setzte und den Wagen in eine offene Garage lenkte.
»Er ist menschlich«, bemerkte Samantha.
»Das sind die meisten, die für uns arbeiten«, sagte Fulton. »Hier oben leben wenige Dämonen, und unsere Familie … nun, du wirst es selbst sehen.«
Auch innen war alles recht altmodisch: Saltillo-Fliesen, Bogengänge und farbig geflieste Treppen, die sich elegant nach oben wanden. Diele und Flur wurden von Kerzen in gusseisernen Wandleuchtern anstelle von elektrischem Licht erhellt.
Fulton führte Samantha durch die geschlängelten Korridore zu einem großen Esszimmer. Ein schwerer spanischer Tisch erstreckte sich fast über die ganze Raumlänge, um den wuchtige Stühle mit aufwendigen Schnitzereien standen. Vornehm gekleidete Leute schlenderten herum, von denen einige aus Kristallgläsern tranken, während sich andere vor dem halbrunden
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