Dunkle Gefährtin
stellen. Mit Samanthas wachsender Wut wurden auch die letzten Zweifel vertrieben.
Sie wusste jetzt, womit sie es zu tun hatte. Als sie sich zu Tain umdrehte, spiegelten seine strengen Züge ihre Erkenntnis.
Tristan polterte weiter: »Wir Dämonen haben uns viel zu lange versteckt, uns angepasst, uns zurückgehalten und von Menschen beherrschen lassen!«
»Sie beherrschen uns nicht«, korrigierte Fulton.
Tristan streckte einen langen Finger in Samanthas Richtung. »Sie arbeitet für die, die uns verhaften, in Gefängnisse sperren und erniedrigen!«
»Nur, wenn ihr euch blöd benehmt«, erwiderte Samantha fest.
»Halbblutweiber sind nur für eines gut. Du solltest uns zu Diensten sein, ob auf dem Rücken oder auf den Knien, das bestimmen wir!«
Tain bewegte sich, und Samantha wurde plötzlich klar, dass er das volle Ausmaß seiner Macht unterdrückte, seit sie ihn im Merrick’s gesehen hatte.
Seine gleißende Magie krachte abrupt durch den Raum. Ein blendender Blitz. Sie traf und zerstörte jeden Schutz und Todesmagiezauber, mit dem das Zimmer versehen war, ehe der grelle Schein weiter durch das Haus floss und alle anderen vernichtete. Tain ersetzte die Magie der Dämonen durch seine eigene, die stark, beschützend und tödlich war. Dann hörte Samantha verzweifeltes Stöhnen und ängstliche Schreie der Familie. Sogar Fulton, der gesehen hatte, was Unsterbliche vermochten, wurde blass.
Tristan versuchte, einen Todesmagieschwall gegen Tain zu schleudern, aber der matte schwarze Strahl scheiterte kläglichst an Tains überwältigender Kraft.
Im nächsten Moment bändigte Tain seine Magie, ohne auch bloß angestrengter zu atmen, und das Licht verschwand. Alle am Tisch seufzten erleichtert.
»Tja«, ergriff Parkers Frau das Wort, »das war eine überzeugende Vorstellung. Leihst du ihn aus, Samantha?«
Unten an der Tafel verkündete Tristan laut: »Du hattest kein Recht, dieses lebensmagische Wesen herzubringen, Fulton. Er hat die Matriarchin umgebracht.«
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Kapitel 19
A m Tisch waren einige entsetzt, andere ungläubig, aber alle sahen zu Samantha und Tain.
»Du wurdest belogen«, entgegnete Tain ruhig.
»Wurde ich das? Da sagt der Vampir etwas anderes.«
»Welcher Vampir?«, wollte Samantha wissen. Falls Septimus Informationen über Tain durchsickern ließ, würde er das falsche Ende eines Pfahls zu sehen bekommen – Ewiger hin oder her.
»Ein Vampir, der für diesen Septimus arbeitet«, antwortete Tristan. »Er folgte deinem Freund quer durch die Stadt und verkaufte die Informationen. Ich habe alles hier.«
»Die kleine Ratte hat Kopien gezogen!«, rief Samantha, die vor Wut kochte.
Tain warf ihr einen Blick zu, bei dem ihr eiskalt wurde. »Zeig her!«, forderte er.
Mit einem triumphierenden Grinsen griff Tristan in sein Jackett und holte einen großen braunen Umschlag hervor, den er mitten auf den Tisch warf. Anscheinend wollte ihn keiner der anderen berühren. Sie alle wichen davor genauso zurück wie Samantha vor dem Mergeler.
Letztlich nahm Fulton den Umschlag in die Hand, öffnete ihn und faltete die Kopien von beschriebenen Blättern und Photos auseinander. Dann legte er sie alle vor Samantha aus, worauf Tain sich über ihre Schulter beugte, um sie anzusehen.
Auf den Photos war Tain eindeutig zu erkennen, und sie alle waren mit Datum und Uhrzeit versehen. Tristan hatte das Bild mit
Tain vor der Villa der Matriarchin ganz nach oben gelegt.
»Seht den Mörder unserer Clan-Matriarchin und Familienoberen!«, verkündete Tristan. »Warum er es getan hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht tötet er Dämonen einfach gern, oder Fulton hat ihn auf sie angesetzt, um seine Tochter an die Spitze zu bringen.«
Niemand antwortete, und Tain fragte Samantha: »Wusstest du von den Bildern?«
Im Raum wurde es bedrückend still, und nun schien nichts mehr wichtig zu sein: weder der Tod der Matriarchin noch ihr Fall, ihre Familie oder die Tatsache, dass Tain ebenso plötzlich wieder auftauchte, wie er verschwunden war.
»Septimus hat sie mir gegeben.«
»Und wenn ich dir sage, dass ich zu diesen Zeiten an keinem dieser Orte war, würdest du mir glauben?«
Vertraust du mir?
Samantha sah auf die Photos, die Beweise einer Kamera. Septimus’ Vampir konnte sie ohne weiteres alle gefälscht haben, aber sie glaubte nicht, dass Septimus ihn beauftragt hätte, wenn er ihn für unzuverlässig hielt. Eher vermutete sie, dass der Vampir hinterher beschlossen hatte, die Informationen an Tristan zu verkaufen.
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