Dunkle Gefährtin
Erden.«
»Stimmt, dank dir und deiner Unsterblichenbrüder.« Sie wich zurück und spuckte ihn an. Ihr Speichel landete brennend auf seinem Unterarm. »Du hast meinen Meister in den Untergrund getrieben und Kehksut getötet, den Schönsten von allen!«
»Dazu wurde ich erschaffen«, entgegnete Tain. »Gehört sozusagen zu meiner Stellenbeschreibung.«
Sie stieß einen angewiderten Laut aus. »Du warst ein Dämonensklave und hast deinen eigenen Herrn ermordet. Dafür wirst du bestraft!«
»Du hast Dämonen deines eigenen Clans geopfert. Die neue Matriarchin ist deshalb ziemlich verärgert.«
Sie lachte, wie er erwartet hatte. »Die neue Matriarchin hat keine Macht, genau wie ich es geplant hatte. Und der Lamiah-Clan ist schwach. Er interessiert sich mehr für Aktienkäufe und Shoppen am Rodeo Drive als für das Versklaven von Menschen. Sie sind bloß noch
Yuppies
!«
»Also verdienen sie den Tod?«
»Sie verdienen, vollkommen zerstört zu werden«, verkündete die Matriarchin. »Und ich habe die Mittel gefunden, das zu erreichen!«
»Nicht alle getöteten Dämonen waren Lamiah.«
»Tja, ist nicht meine Schuld, wenn die Townsend zu dämlich ist, um einen Clan vom anderen zu unterscheiden. Aber ihr Patzer hatte den hübschen Effekt, dass die lächerliche paranormale Polizei verwirrt wurde und erst recht nicht hinter mein Motiv kommt.«
»Aus demselben Grund hast du Tristan benutzt, der die Drohbriefe schrieb«, ergänzte Tain, der Zeit gewinnen wollte, um zu überlegen, was der Ewige tat.
»Tristan war leicht zu beeinflussen, der dumme kleine Idiot. Ich freue mich schon darauf, ihm das Herz herauszureißen und sein Blut zu kosten.«
»Und Samantha? Warum wolltest du, dass Samantha Matriarchin wird?«
»Wegen dir natürlich.« Sie lachte verführerisch und schmiegte sich abermals an ihn. »Hast du ernsthaft gedacht, ich würde den Clan von einem Halbblut leiten lassen wollen? Sie wird nicht einmal die erste Herausforderung in ihrem Amt überleben. Dem jungen Narren Tristan habe ich erzählt, dass ich seine Freundin unterstütze, weil ich wusste, dass der Rest des Clans sofort losschreit und Samantha anfleht, sie vor solch einem Schicksal zu bewahren. Und Fulton fühlte sich so geschmeichelt, dass er Samantha sofort vorschlug und sie überzeugte, es sei zum Besten des Clans.«
»Womit er nicht unrecht hatte«, sagte Tain leise.
Sie ignorierte ihn. »Aber der wahre Grund, weshalb ich Samantha auswählte, warst du. Der Unsterbliche, der Kehksut getötet hat, ist ein wundervolles Geschenk an meinen Meister.«
Tain sah zu ihr hinab und entgegnete kühl: »Wie kommst du auf die Idee, ich ließe mich zum Geschenk machen?«
»Weil Samantha die Nächste ist, die stirbt, wenn du es nicht tust. Du hasst Dämonen, und doch bist du süchtig nach ihnen. Warum sonst hängst du sabbernd am Rockzipfel dieses Halbbluts? Ich weiß genau, wie ich dich dazu bringe zu gehorchen!«
Tain erwiderte nichts. Er wusste, dass seine Liebe zu Samantha nichts mit Sucht zu tun hatte, einzig mit Samantha. Kehksut war tot, der uralte mächtige Dämon zu Staub zerfallen. Er hatte Tain mit Schmerz und Einsamkeit, Verzweiflung und Wahn gebrochen, und Samantha hatte ihn langsam, aber sicher wieder zurück ins Licht geholt.
Die Matriarchin konnte er ohne weiteres besiegen, weil sie ein niederer Dämon war, auch wenn sie schon seit tausend Jahren lebte. Bei dem Ewigen aber war er sich nicht sicher. Und er wartete hinter ihr im Schutz der Dunkelheit. Überdies wurde Tains Kraft im Totenreich geschwächt, von dem Energiezentrum vor dem Portal, das die Magie unterdrückte, ganz zu schweigen. Das könnte mithin heikel werden.
Der Körper der Matriarchin schimmerte und nahm die Gestalt von Kehksut in weiblicher Form an. Zwar war es ein Blendzauber, doch Tain staunte, dass er bis ins kleinste Detail stimmte. Sie sah exakt so aus, wie Tain Kehksut erschienen war.
»Er war einer meiner Liebhaber«, erklärte die Matriarchin mit Kehksuts Stimme. »Und er hat mir alles über dich erzählt.«
»Er war auch einer meiner Liebhaber.« Die Ewigenstimme näherte sich aus der Finsternis, während er langsam auf sie zukam. »Ich habe dich hergebracht, um
meine
Rache zu üben.«
Tain hielt seine Schwerter bereit, die hier leider nur zwei Metallklingen waren. Im Geiste hörte er seinen Bruder Hunter sagen:
Ja, aber Metallklingen mit scharfen Kanten.
Die Matriarchin krümmte verzückt die roten Lippen zu einem Lächeln. »Habe ich dich erfreut,
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