Dunkle Gefährtin
während er einen winzigen Magiestrahl durch den Motor schickte, der die Leitungen frei machte, verhinderte, dass der Schaltknüppel wegrutschte, die zahlreichen zerfransten Riemen glättete und die vielen Risse im Metallkorpus abdichtete.
Dann richtete er sich wieder auf und sagte: »Versuch’s noch mal!«
Ed drehte den Zündschlüssel, und der Motor sprang an. Er lief ruhig und rund. Mit großen Augen starrte Ed über das Lenkrad zu ihm, und Mike stand der Mund offen vor Staunen.
»Wie zum Teufel hast du das gemacht?«, brüllte Ed aus dem Fahrerfenster.
Tain zuckte nur mit den Schultern. Mike klopfte ihm auf den Rücken und bedeutete ihm mit einer Geste, dass er wieder einsteigen sollte.
Auf Eds Geheiß sollte Tain nun bei ihnen vorn sitzen, so dass Mike auf den mittleren Sitz rutschte und Tain den Fensterplatz überließ. Der Hund, der alles verschlafen hatte, schnarchte hinten.
Hinter einem einsamen Wagen bog Ed wieder auf die Straße ein und grinste hochzufrieden, weil sein Truck schnurrte wie nie zuvor. Er trat das Gaspedal durch und holte den anderen mühelos ein.
»Jippieh!«, schrie Ed. »Hey, Tain, wir sind unterwegs zu einem Schuppen in der Nähe von Vegas. Willst du mit? Die Weiber in dem Laden sind spitze.«
Erstmals sagte Mike etwas. »Eine von denen is ’n Vampir.«
»Aber nett«, ergänzte Ed. »Sie bringt dich nicht um oder so was.«
»Mich darf sie gern beißen«, murmelte Mike leise, und Ed grölte vor Lachen.
Tain grinste mit ihnen. Eine Vampirin könnte ihm verraten, was er wissen wollte, und sei es auch nur, weil sie es unbedingt mied.
»Klar«, antwortete er.
Ed johlte. »Spitze, Mann! Nix wie hin!«
McKay hatte Samantha zwar von der Aufklärung des Mordes an der Matriarchin abgezogen, ihr aber nicht untersagt, zum Brand in Merricks Club, zu Nadias Entführung und den Drohbriefen zu ermitteln. Am Abend breitete Samantha alle Akten auf ihrem Schreibtisch aus, ging sie eine nach der anderen durch und notierte dazu, was sie bei »No More Nightmares« erfahren hatte.
Wenn sie doch nur eine verdächtig zerschnittene Zeitung oder eine Flasche Kleber in Melanies Büro gefunden hätte! Aber dort hatte alles so harmlos ausgesehen, dass Samantha nicht einmal einen Durchsuchungsbefehl rechtfertigen konnte. Miss Townsends Interesse daran, wie man Dämonen umbrachte, und der Fanatismus ihrer Assistentin waren an sich noch nicht kriminell. Also musste Samantha sich damit begnügen, das Büro zu überwachen und nach Miss Townsend zu suchen.
Außerdem wollte sie noch einmal mit Nadia sprechen und auch mit Merrick, den sie fragen musste, wie jemand einen Brandsatz in seinem Club deponieren konnte, ohne dass er es merkte. Logan hatte heute Morgen in dem heruntergebrannten Club herumgeschnüffelt und Spuren eines Zaubers entdeckt: Kristalle, Drähte und kleine Knochen. Eine Hexe in der Forensik verriet ihnen, dass es sich um das Zubehör für einen Zauber handelte, mit dem sich aus der Entfernung ein Feuer auslösen ließ. Anschließend wollte Samantha sich den Djowlan-Dämon ein weiteres Mal vornehmen, der die Villa der Matriarchin attackiert hatte, sowie Kemmerer, der Nadia an die Entführer verkaufte. All diese Spuren mussten doch irgendwohin führen.
Und sie hielten sie davon ab, an Tain zu denken.
Vertrau mir!
, hatte er gesagt.
Hieß das, er würde mit dem Schuldigen im Gepäck zurückkommen und ihn zusammen mit sämtlichen Beweisen, die sie brauchte, an Samantha übergeben?
Oder meinte er eher:
Fall mir nicht auf die Nerven
?
Ihre unerquicklichen Gedanken wurden von einem Anruf auf ihrem Handy unterbrochen. Für einen Sekundenbruchteil hegte sie die blödsinnige Hoffnung, es wäre Tain, doch die verflüchtigte sich gleich wieder, als sie die Nummer erkannte. Es war Septimus’ Vampirclub.
»Ja?«, meldete sie sich.
»Überschlag dich nicht vor Freude«, erklang die tiefe Stimme des Vampirs. »Ich muss mit dir reden.«
»Ich höre.«
»Nicht am Telefon, wo die halbe Welt mithört. Können wir uns treffen? Am besten in meinem Club.«
»In dem es von Vampiren wimmelt, die Dämonen hassen? Wohl kaum. Wie wär’s mit dem Haus in Malibu?«
»Ich will mit
dir
sprechen, nicht mit Hunter und seiner bezaubernden Frau. Was hältst du von einem Restaurant? Ich reserviere einen Tisch, denn ich kenne da ein hübsches Lokal.«
»Keine Vampire«, warnte Samantha ihn.
»Keine Vampire, nur Menschen, die eine exklusive Klientel bekochen. Es wird dir gefallen.«
»Kannst du mir schon eine
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