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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Pistole, was mir ein bisschen Angst machte. Mama setzte sich neben ihn und legte ihm die Hand auf den Arm, aber er schien das nicht zu bemerken.
    »Ich bin mir sicher, dass wir ein ganzes Stück den Fluss runterfahren können«, sagte Terry und stieß seine Stange in das flache Wasser. »Dann müssen wir das Floß irgendwo festbinden und zurückgehen, um das Geld und May Lynns Asche zu holen. Oder wir nehmen nur die Asche und lassen das Geld da. Es bringt uns sowieso nichts als Ärger.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Jinx und packte das Ruder fester. »May Lynn ist tot, aber das Geld ist immer noch so grün wie Gras. Ich bin von zu Hause weggelaufen, musste mir alle möglichen Drohungen anhören und mich mit Steinen bewerfen lassen, und jetzt sagst du, wir sollen die Finger davon lassen. Ich hab auchkeine große Lust, dahin zurückzugehen, aber wenn wir May Lynn schon den verbrannten Arsch retten, können wir uns genauso gut auch das Geld unter den Nagel reißen.«
    »Wir könnten so viel nehmen, wie wir für unsere Reise brauchen, und den Rest dort lassen«, sagte Terry. »Vielleicht gibt sich Constable Sy ja damit zufrieden. Wir legen es einfach auf den Tisch. Dann hört er vielleicht auf, uns nachzurennen, vor allem, wenn wir weit weg sind und ihm keinen Ärger mehr machen.«
    »Und was ist mit Cletus und Skunk?«, wollte Jinx wissen. »Und mit Don?«
    »Es gibt keinen Skunk«, erwiderte Terry. »Das ist doch nur ein Märchen, um Kindern Angst einzujagen.«
    »Pass bloß auf, dass dir das Märchen nicht die Hände abhaut«, sagte Jinx. »Wenn ich das alles hinter mir hab, würd ich mir gern noch selbst in der Nase bohren und den Hintern abwischen können.«
    »Wenn es ihn wirklich gibt, dann fehlen dir nicht nur deine Hände«, sagte ich. »Dann bist du tot.«
    »Das fänd ich noch weniger toll«, sagte Jinx.
    »Wenn ich es euch doch sage.« Terry verlor allmählich die Geduld. »Es gibt keinen Skunk.«
    »Ich kenne eine Menge Leute, die das Gegenteil behaupten würden«, sagte Mama. »Ich hab schon von ihm gehört, da war ich noch ganz klein.«
    »Sind Sie ihm jemals begegnet, Mrs. Wilson?«, fragte Terry.
    »Na ja, ich nicht. Aber andere Leute haben mir von ihm erzählt.«
    »Es gibt Leute, die haben mir im Brustton der Überzeugung erzählt, sie hätten gesehen, wie eine Schlange sich in den Schwanz gebissen hat und dann wie ein Reif den Hügel runtergerollt ist. Oder wie eine Schlange am Euter einer Milchkuh gesaugt hat, bis nichts mehr drin war. Aber bei allem Respekt, Ma’am, ich glaube es trotzdem nicht.«
    »Ich glaub auch nicht, dass Schlangen das tun können«, sagte Jinx. »Aber an Skunk glaub ich schon.«
    »Jetzt hört mal alle zu«, sagte ich. »Skunk oder kein Skunk, wir müssen zurückgehen und das Geld und die Asche holen. Wegen dem Geld wurde ein Mann ermordet und verscharrt, und im Haus des Reverend liegt noch eine Leiche. Und wir schulden May Lynn was dafür, dass sie die Karte gezeichnet hat. Außerdem war sie unsre Freundin.«
    »Ich weiß nicht, ob ich will, dass ihr Kinder das macht«, sagte Mama.
    »Nichts für ungut, Mrs. Wilson«, sagte Terry, »aber bei dieser Sache haben Sie nichts mitzureden. Die ganze Zeit über haben Sie Sue Ellen sich selbst überlassen, und jetzt wollen Sie ihr Vorschriften machen? Ich bin froh, dass es Ihnen wieder bessergeht, aber diese Entscheidungen müssen Sie uns überlassen.«
    »Das stimmt, Mama«, sagte ich, bevor sie etwas erwidern konnte. »Das ist wirklich unsre Sache. Du bist bei uns mitgekommen, nicht andersrum.«
    »Da habt ihr wahrscheinlich recht«, sagte sie und klang dabei wieder, wie wenn sie im Bett lag und ihr Allheilmittel nuckelte. Mir tat das in der Seele weh. Wenn sie etwas lebhafter war, gefiel sie mir viel besser. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass Terry recht hatte.
    Ich schaute kurz zu Reverend Joy rüber. Er schien zu schlafen.
    »Also gut«, sagte ich. »Wir gehen zurück und holen das Geld und die Asche. Aber nicht alle zusammen. Jemand sollte bei dem Floß bleiben, und ich will auch nicht, dass wir zu fünft durch den Wald trampeln. Den Reverend müssten wir sowieso tragen oder an einem Seil hinter uns herziehen, das lassen wir also lieber. Wenn wir schon zurückgehn, dann müssen wir dabei möglichst leise sein.«
    »Du hast mich überredet«, rief Jinx vom Heck des Floßes. »Ichbleib hier. Ihr kriegt das schon allein hin. Ich und deine Mama und der Reverend kümmern uns um das Floß, und du und Terry macht

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