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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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drin war, nicht mal in einem so großen Kerl wie Constable Sy.
    »Was zum Henker ist denn hier passiert?«, flüsterte Terry.
    Wahrscheinlich hätten wir schleunigst verschwinden und zum Floß zurückkehren sollen, aber wir blieben da. Was wir durch das Fenster sahen, übte eine Anziehungskraft auf uns aus, der wir nicht widerstehen konnten.
    An der Tür bemühten wir uns, nicht in das Blut zu treten, aber das war unmöglich. Es war einfach überall. Als wir reingingen, klebten unsere Schuhe, die sowieso schon schlammbedeckt waren, am Boden wie Fliegen an Sirup. Im Haus roch es übel, verdammt übel, und nicht nur wegen dem Blut. Es stank buchstäblich zum Himmel: nach Körperausdünstungen, nach Verwesung, nach abgestandenem Flusswasser, nach übergeschwapptem Plumpsklo.
    Vor Onkel Gene blieb ich stehen. Sein Tod machte mich nicht allzu traurig. Jetzt würde er wenigstens nicht mehr seine Frau verprügeln. Wenn sie erfuhr, dass er tot war, würde sie sich dann wie ein Vogel fühlen, der feststellte, dass jemand die Käfigtür offen gelassen hatte? Hoffentlich. Ich stellte mir vor, wie sie seine Kleider verbrannte, um das Feuer rumtanzte und schließlich auf den ganzen Dreckshaufen pisste, nachdem er abgekühlt war.
    Aber das gebrochene Genick war nicht das Grässlichste an der Leiche. Bei Weitem nicht. Jemand hatte ihm die Hände abgehackt. Und Constable Sy genauso. Die Laterne stand direkt neben seinem Kopf – da hatte jemand ganz genau sehen wollen, was er tat. Das Glas mit der Buttermilch war leer und von blutigen Fingerabdrücken bedeckt. Wer auch immer das getan hatte, hatte sich die Zeit genommen, es auszutrinken.
    Außerdem war Constable Sy irgendein Tier in die Stirn geritzt worden; eine Ente mit einem Lineal und einem Taschenmesser hätte das bestimmt genauso schön hinbekommen.
    Wäre Constable Sy noch am Leben gewesen, hätte er zwei Augenklappen gebraucht, denn sein gutes Auge war ausgekratzt worden, und Fliegen krabbelten ihm im Kopf herum. Auf dem Tisch lag ein blutiger Löffel, und ich konnte mir ziemlich gut vorstellen, wie das abgelaufen war.
    Die Leiche von Constable Sy war mit einer Vielzahl von Schnitt-und Stichwunden bedeckt. Man konnte sehen, wo seine Handgelenke auf den Tisch gedrückt und abgehackt worden waren. Im Holz waren tiefe Ritzen. Er hatte den Kopf im Nacken, sein Mund stand offen, und seine Zunge war ihm rausgerissen worden. An seinen bloßen Füßen war von seinen Zehen fast nichts übrig, nur noch die Knochen ragten wie nasse Stöckchen aus dem Fleisch. Das Dienstabzeichen, das er immer am Hemd getragen hatte, war weg.
    Mir war furchtbar übel. Vorsichtig sicherte ich die Pistole wieder und steckte sie zurück in die Hosentasche.
    »Was soll denn das auf seiner Stirn sein?«, fragte Terry und beugte sich über Constable Sy. »Hat sich da jemand an einer Katze versucht?«
    Ich sah Terry an und schnüffelte so laut wie möglich, damit er auch kapierte, was ich ihm antwortete. »Besonders gelungen ist es vielleicht nicht, aber für mich sieht es aus wie ein Stinktier.«
    »Oh«, sagte er.
    Bei der Vorstellung, wir könnten Skunk nur ganz knapp verpasst haben, lief es mir kalt den Rücken runter. Wahrscheinlich hatten ihn Onkel Gene und Constable Sy einfach am Fortkommen gehindert, also hatte er sie aus dem Weg geräumt. Oder vielleicht hatte er gedacht, dass sie das Geld hätten oder wüssten, wo es war. Jedenfalls, wenn wir hier gewesen wären, als er aufkreuzte, hätte er uns gefoltert, und wir hätten, bevor wir gestorben wären, bestimmt alles verraten. Andererseits, wenn er nicht gekommen wäre und der Reverend mit seinem Kantholz auch nicht, wären Constable Sy und Gene wahrscheinlich nicht weniger unsanft mit uns umgesprungen. Um wie viele Minuten wir Skunk wohl verpasst hatten?
    Noch vor Kurzem war ich mir ziemlich sicher gewesen, dass es keinen Skunk gab; jetzt hatte ich nicht mehr die geringsten Zweifel. Und machte mir vor Angst fast in die Hose. Er war irgendwo dort draußen … und suchte nach uns.
    Wir schnappten uns jeder einen der Jutebeutel, die Terry vom Floß mitgebracht hatte, und stopften unsere Siebensachen rein, dazu auch ein paar Lebensmitteldosen und etwas Brot. Dann tastete Terry nach dem Schlüssel, der im Türrahmen versteckt sein sollte. Er fand ihn auch gleich. Draußen vor dem Haus blieb ich am Rand der Veranda stehen, stellte meinen Beutel ab, beugte mich vor und reiherte, was das Zeug hielt. Das gab schließlich auch Terry den Rest. Er tat es mir

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