Dunkle Gewaesser
unsere Beutel und stapften zum Fluss runter, wobei wir Skunks Fährte kreuzten. Am Ufer stand ein Haufen Bäume, und außerdem bekamen wir es mit dichtem Gestrüpp und Brombeerranken zu tun. Direkt am Fluss war eine steile, vom Regen ausgewaschene Böschung, aus der überall Baumwurzeln rausragten. Unterhalb befanden sich ein Streifen feuchter Sand und Kieselsteine. Wir schwangen uns an den Wurzeln runter und ließen uns auf den nassen Sand fallen, der ein ganzes Stück am Fluss entlang verlief. Ich schaute mich um, konnte aber nirgendwo entdecken, wonach ich suchte. Terry und ich gingen weiter, und schließlich sah ich über uns einen toten Baum, der aus dem Ufer ragte. Er war kurz – vielleicht zweieinhalb Meter – und dick. Die meisten Äste waren abgefault. Die Krone war längst weggebrochen und den Fluss runtergeschwemmt worden. Was übrig war, wurde von seinem Gewicht fast umgerissen, und nur noch ein paar Wurzeln hielten den Stamm in der Erde.
Ich legte meinen Beutel weg, krabbelte die Böschung rauf und stieg auf den Baum. »Los, komm«, sagte ich. »Hilf mir.«
Terry glotzte mich an, als hätte ich plötzlich den Verstand verloren. Aber er ließ seinen Beutel fallen und kletterte hinter mir auf den abgestorbenen Stamm.
»Und jetzt spring!«, rief ich und hüpfte mit dem Hintern auf und ab.
Terry tat es mir nach, und wir mühten uns eine ganze Weile, bis ich hörte, wie sich die Wurzeln aus der Erde lösten. Der abgestorbene Baum kippte weg.
Er schlug auf dem feuchten Sand auf und warf uns ab. Als wir wieder aufschauten, sahen wir, dass er fast entzweigebrochen war. Mit mussten auf ihm draufstehen und auf und ab hüpfen, bis sich die beiden Teile ganz voneinander lösten.
Ich öffnete meinen Beutel, holte ein Knäuel Zwirn raus und warf mir den Beutel über die Schulter. Mit dem Zwirn band ich den Beutel an einen Träger meiner Latzhose, und dann wickelte ich mir mehrere Meter Zwirn um Taille und Beutel, bis er auf meinem Rücken festsaß. Mit einem weiteren Stück Zwirn, das ich um den Griff von Constable Sys Pistole wickelte, hängte ich mir die Waffe um den Hals, sodass sie mir auf der Brust baumelte. Schließlich half ich Terry, seinen Beutel auf dieselbe Art und Weise festzubinden, auch wenn er keine Hosenträger hatte, die dabei hilfreich gewesen wären.
Ich steckte das Messer weg und sagte: »Und jetzt rein damit!«
Wir schoben den Stamm ins Wasser, und ich sprang auf ihn drauf wie eine wildgewordene Eidechse. Terry tat es mir nach, und los ging’s den Fluss runter. Am Anfang versuchte der Stamm uns abzuschütteln, aber wir fanden auf beiden Seiten Stellen, wo wir uns festhalten konnten, und so kam er ins Gleichgewicht.
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen, und es war so dunkel, als hätte uns jemand einen Kartoffelsack über den Kopf gestülpt. Hin und wieder erhellte ein Blitz die Umgebung. Grelle Linien zuckten über den Himmel, und Donner krachte, als würde jemand mit dem Griff einer Axt gegen eine Badewanne hauen.
Das Wasser war kühl, und es war schwer, sich an dem Stamm festzuhalten, vor allem jetzt, nachdem der Fluss breiter und dieStrömung schneller geworden war. Es fing so stark an zu regnen, das uns die Tropfen wie Gewehrkugeln auf die Köpfe knallten, und der Fluss legte daraufhin noch einen Zahn zu. Was die Sache noch schlimmer machte: Von dem alten Baum blätterte die Rinde ab, und darunter wimmelte es nur so von Ameisen, die mich bissen, was sich anfühlte, als würden mir heiße Reißzwecken in die Haut getrieben.
Der Stamm ging jedoch immer wieder unter, und bald gab es keine Ameisen mehr. Nur noch uns, den Baumstamm, das Gewitter und den dunklen Strom. Wieder zuckte ein Blitz über den Himmel, und für einen Moment konnten wir in aller Deutlichkeit das Ufer sehen – und zwischen zwei Bäumen hockte dort Skunk. So reglos wie eine Statue kauerte er auf dem Boden und schaute zu, wie wir an ihm vorbeiglitten.
Ich konnte sehen, dass er sich die Schlammschuhe auf den Rücken geschnallt hatte, denn ihre Spitzen ragten über seiner Melone auf. Das Wasser lief ihm die Hutkrempe runter und bildete vorne einen Sturzbach. Das Dienstabzeichen, das er Constable Sy abgenommen hatte, prangte mitten auf der Melone. Was da an der Seite seines Kopfes gebaumelt hatte, war ein toter Vogel, der mit dem Kopf nach unten an einer Kordel hing, die in seinem Kupferhaar befestigt war. Jinx hatte behauptet, das sei ein ausgetrockneter Sperling, aber so ausgetrocknet wirkte der gar nicht auf
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