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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Wasser«, sagte er.
    »Das war nicht deine Schuld«, sagte ich. »Gegen ein Gewitter kommt niemand an.«
    Wir stapften weiter, seine Arme über der Schulter, die Schmalzkübel in der Hand. Ich trug May Lynn, Mama das Geld.
    Wir hielten uns möglichst am Fluss, aber manchmal wurde das Unterholz so dicht, dass wir einen Bogen machen mussten, bis es sich wieder etwas lichtete. Ich hab keine Ahnung, wie lange wir unterwegs waren, aber irgendwann stießen wir auf eine Lichtung, wo es gebrannt hatte, und mittendrin ragte ein Kamin auf. Das musste schon vor längerer Zeit passiert sein, denn der Regen letzte Nacht hatte die verkohlten Überreste nicht aufgewirbelt, und esroch auch nicht verbrannt. Am Ufer entdeckte ich ein Boot. Es war an eine große Eiche gekettet, die abgestorben und ins Wasser gestürzt war.
    Wir blieben stehen, legten Terry auf die Erde und stellten unsere Schmalzkübel ab. Mama setzte sich neben ihn, und ich und Jinx gingen runter zum Boot. Die Kette verlief durch ein Loch im Bug, war unter dem Stamm hindurchgeschlungen und am Boot mit einem Vorhängeschloss befestigt. Da hatte sich jemand eine Menge Mühe gemacht und war wohl sogar ins Wasser gestiegen, um die Kette um den Stamm zu wickeln. Es war unmöglich, sie an den Enden drüberzuziehen. Das eine Ende des Stamms lag im Wasser. An dem anderen hingen ein paar abgestorbene Äste, und da bekam man die Kette auch nicht drüber. Wenn wir eine Axt gehabt hätten, hätten wir die Äste abhacken und die Kette losmachen können. Aber woher hätten wir die nehmen sollen?
    Wir suchten nach einem großen Stein, irgendwas, um damit auf das Vorhängeschloss draufzuschlagen, aber außer den Backsteinen vom Kamin gab es nichts, und die waren festgemauert. Uns wollte einfach nichts einfallen.
    Die ganze Zeit über hielt ich nach Skunk Ausschau, obwohl es wahrscheinlich zu spät gewesen wäre, wenn ich ihn erst kommen sah. Außerdem waren wir alle so müde, dass wir uns kaum noch rühren konnten. Ich ging rauf zu Mama und setzte mich neben sie, während Jinx im Wald dem Ruf der Natur folgte.
    »Bereust du es jetzt, dass du mitgekommen bist?«, fragte ich sie.
    »Ich glaube nicht. Es hätte alles etwas glatter laufen können, aber bereuen tu ich es nicht. Um den Reverend tut es mir leid, und sogar um Gene und Constable Sy.«
    »Constable Sy hat ziemlich was abgekriegt«, sagte ich. »Skunk hat sich an ihm abreagiert.«
    Mama nickte. »Trotzdem bin ich froh, dass ich hier bin.«
    »Obwohl du schlecht von Pferden träumst.«
    »Trotzdem.«
    In dem Moment kam Jinx aus dem Wald gerannt, und ich befürchtete schon, Skunk wär ihr auf den Fersen.
    »Auf der anderen Seite der Bäume leuchtet irgendwas«, sagte sie.
    »Skunk?«
    »Keine Ahnung. Aber ich glaub nicht, dass der einfach so ein Feuer anzündet, wenn er versucht, sich an uns ranzuschleichen.«
    »Bleib du hier bei Terry«, sagte ich zu Mama, und dann liefen ich und Jinx in den Wald. Wahrscheinlich war das nicht die klügste Sache der Welt, sie einfach so allein zu lassen, aber uns schien es noch weniger klug, mit ihr nach dem Feuer zu schauen. Vielleicht war es ja doch Skunk, und er machte sich nicht die Mühe, sich zu verstecken. Oder sonst jemand, der uns genauso wenig freundlich gesinnt war. Wir Mädchen konnten immerhin so schnell rennen wie eine Herde aufgeschreckter Rehe. Jedenfalls solange wir keine müde Frau und einen verletzten Jungen mit uns rumschleppen mussten.
    Wir waren noch nicht weit gekommen, als ich dasselbe Licht sah wie Jinx. Es stammte eindeutig von einem Lagerfeuer, und wir hörten leise Stimmen. Während wir uns anschlichen, stellten wir fest, dass das Feuer auf einer großen Lichtung brannte. Wir hockten uns hin, starrten rüber und lauschten angestrengt, aber viel verstanden wir nicht. Hin und wieder lachte jemand, und eine der Stimmen gehörte einem Mann, andere einer Frau und einem Kind, und wieder andere klangen nach älteren Kindern. Schwer zu sagen.
    Jinx und ich sprachen uns nicht mal ab; wir traten einfach aus dem Wald und gingen langsam auf das Feuer zu. Dabei rief ich: »Hallo, ihr am Feuer!«
    Die Gespräche verstummten, und dann sah ich zwei Männer aufstehen und in unsere Richtung schauen. Wir liefen weiter.
    Einer der Männer fragte: »Wer ist da?«
    »Zwei Leute, die fast ertrunken wären«, antwortete ich.
    Nach kurzem Zögern rief der Mann: »Kommt her«, und das taten wir auch.
    Bald spürten wir die Wärme des Feuers auf der Haut. Obwohl es nicht kalt war, waren unsere

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