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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Schmalzkübel mitgeschleppt, und ich saß auf meinem, Jinx auf ihrem.
    »Eine Freundin von uns, die in ihrem Haus verbrannt ist«, sagte ich. Wegen der Lüge hatte ich kein allzu schlechtes Gewissen, denn immerhin war es teilweise wahr.
    »Was?«, sagte Boone.
    »Sie war ziemlich groß, also haben wir zwei Eimer gebraucht.«
    »Ihr habt sie aus dem Feuer rausgeschaufelt?«, fragte Jud.
    »Was von ihr übrig war.«
    Ich stand auf und hebelte den Deckel meines Kübels mit dem Taschenmesser auf. Dann nahm ich das Glas raus und hielt es dicht ans Feuer. Es war voller schwarzer Asche.
    »Was zur Hölle habt ihr denn damit vor?«, fragte Jud.
    »Wir bringen ihre Überreste zu Verwandten von ihr, damit die entscheiden können, wo sie begraben werden soll. Wir konnten nicht einfach zuschauen, wir ihre Asche vom Wind davongeweht wurde.«
    »Ihr macht ja Sachen!«, sagte Boone, dem das anscheinend nicht geheuer war.
    »Als guter Christ gehört sich das wohl so«, sagte Clementine.
    »Ihr hättet einfach Erde drüberschippen sollen«, sagte Boone. »Was ist denn so christlich daran, sie in einem Eimer mit sich rumzuschleppen? Mir geht das gegen den Strich, eine Frau in einen Eimer zu tun, selbst wenn es nur ihre Asche ist.«
    »Woher wisst ihr, was von der Asche von ihr ist und was vom Haus?«, fragte Jud.
    »Das wird der liebe Gott schon auseinanderklauben«, erwiderte ich.
    Damit schien ihre Neugier befriedigt, sodass Jinx ihren Kübel nicht aufmachen musste, was nur gut war, denn wenn sie das Geld gesehen hätten, wären sie vielleicht nicht mehr so nett zu uns gewesen.
    »Das ist schlimm entzündet«, sagte Clementine nach einer Weile. »Das Gift muss raus, was anderes bleibt nicht. Ich kann das tun, aber versprechen kann ich nichts.«
    »Dann machen Sie das bitte«, sagte Jinx. Sie hockte neben Terry und starrte seine Hand an, die ihm über der Brust lag.
    »Wenn ich tu, was ich tun muss, wacht er bestimmt auf«, sagte Clementine, »und es wird einen Moment lang höllisch wehtun. Aber wenn wir das Gift rausbekommen, geht es ihm hinterher besser, jedenfalls bis ihr einen Arzt findet.«
    »Meine Clementine war Krankenschwester«, sagte Jud.
    »Nicht richtig«, widersprach sie. »Ich hab nur einem Arzt geholfen, bis die Krise allem ein Ende gemacht hat. Er hat immer ›Schwester‹ zu mir gesagt, dabei hab ich gar keine Ausbildung. Ich hab mir alles nur abgeschaut. Jud, ich brauch dein Messer.«
    Jud gab ihr ein großes Taschenmesser, und Clementine öffnete es und legte die Klinge ins Feuer. Und zwar ganz schön lange. Wir saßen da und schauten zu. Als die Klinge anfing zu glühen, sagte sie: »Ihr müsst ihn gut festhalten.«
    Jinx packte ihn an dem Arm, wo keine Hand dranhing, die aussah wie eine Aubergine. Jud setzte sich auf seine Beine, und ich nahm den anderen Arm, den mit der verletzten Hand, und drückte ihn auf einen Lumpen, den Clementine auf dem Boden ausgebreitet hatte.
    Sie wickelte sich einen zweiten Lumpen um die Hand und zog das Messer aus dem Feuer. Von der Klinge stieg Rauch auf, und dann stieß sie das Messer in die Wunde. Terry schrie laut los. Der Eiter, der sich in den Fingern und der Hand angesammelt hatte, kam rausgespritzt, mir direkt ins Gesicht. Vor Schreck hätte ich fast losgelassen.
    »Du musst ihn festhalten«, sagte Clementine.
    Ich riss mich zusammen und drückte den Arm nach unten. Sie schnitt ihn weiter auf, und wieder lief Eiter raus, aber nicht mehr so viel wie gerade eben. Das Zeug war dunkel und dickflüssig. Terry hatte aufgehört zu schreien; jetzt wimmerte er nur noch wie ein nasses Kätzchen.
    Clementine legte das Messer weg. Sie nahm Terrys Hand und strich mit dem Daumen drüber, um den Eiter aus der Wunde zu drücken. Daraufhin machte Terry noch mehr Lärm. Sie hörte jedoch erst damit auf, als die Wunde ganz flach war. Sie war auch nicht mehr so dunkel – die ganze Farbe war offenbar durch den Schnitt rausgelaufen.
    »Boone«, sagte Clementine, »ich brauch was von deinem Fusel.«
    »Wie viel?«, wollte Boone wissen.
    »So viel ich eben brauche«, erwiderte sie. »Jetzt hol ihn schon.«
    Boone grummelte ein wenig, ging zu den Bündeln und riss eins davon auf. Er kam mit etwas zurück, das in ein Tuch eingewickelt war. Clementine öffnete es. Darin befand sich ein Krug, in dem wahrscheinlich selbstgebrannter Schnaps war. Sie schraubte den Deckel auf und goss etwas davon auf Terrys Hand. Er zappelte ein wenig herum. Beim zweiten Mal rührte er sich jedoch nicht mehr und atmete

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