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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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wie die gelähmte Beute eines Monsters, das sie in die Enge trieb. Der Wind brauste durch die Bäume und verbog die kleineren, bis sie regelrechte Bögen formten. Marguarita suchte Zuflucht im Wurzelkäfig des großen Kapokbaumes und versuchte, sich zum Nachdenken zu zwingen, statt in Panik zu geraten. Sie umklammerte die Wurzeln und starrte grimmig in den Wald hinein.
    Sie hatte recht gehabt, Zacarias für einen Vampir zu halten. Die Insekten sprudelten auf sein Geheiß förmlich aus dem Boden heraus und flitzten von den Bäumen herab. Giftschlangen glitten durch das nasse Unterholz, und Blutegel krochen über Laub und Blätter auf Marguarita zu. Alles, was sie über Vampire gewusst hatte, war ihr plötzlich wieder gegenwärtig – zusammen mit der Erinnerung an den, der sie angegriffen hatte.
    Sie erschauerte und empfand ein geradezu überwältigendes Bedürfnis, sich zu einem Ball zusammenzurollen und zu verstecken. Sie konnte den widerlichen Atem des Vampirs noch riechen, sein verfaulendes Fleisch und die hässlichen, verformten Krallen sehen, die er anstelle von Fingernägeln gehabt hatte. Seine Augen waren vollkommen rot geworden, als sie sie angestarrt und versucht hatten, ihrem Geist die Information zu Zacarias’ Aufenthaltsort zu entreißen. Marguarita hatte sich darauf konzentriert, eine vollkommene Leere in ihrem Kopf zu bewahren, und die starken Schutzzauber hatten ihr sehr geholfen, den Ältesten der Brüder de la Cruz nicht zu verraten.
    Der Vampir hatte ihren Vater ermordet, und er würde sie umbringen – das wusste sie mit absoluter Sicherheit –, aber ihr war auch klar, dass Zacarias oder einer seiner Brüder den Vampir jagen und vernichten würde. Er würde nie wieder morden. Sie hatte standgehalten, selbst als die grauenvolle Kreatur die rasiermesserscharfen Zähne gefletscht und ihr gedroht hatte, ihr das Herz herauszureißen und es vor ihren Augen zu verspeisen. Sie erschauerte bei der Erinnerung an die roten Augen des Monsters, seinen Atem und den ekelhaften Geruch von verwesendem Fleisch.
    Marguarita setzte sich gerade auf. Obwohl sie auch vor Zacarias große Angst gehabt hatte, war er doch nicht wie der Vampir gewesen. Bei ihm war nichts von diesem fürchterlichen Fäulnisgeruch zu spüren gewesen. Verfaulten Vampire nicht von innen heraus?
    Zacarias hatte sie in Panik versetzt. Sie berührte das Mal, das er an ihr hinterlassen hatte, und rieb es mit der Fingerspitze. Der Angriff war nicht der gleiche gewesen. Zacarias war ihr nicht böse erschienen. Und auch nicht wie ein Vampir. Wie ein gefährliches, Angst einflößendes Raubtier, das ja, doch nicht wie etwas Übles.
    Die Erkenntnis bestürzte sie. Zacarias de la Cruz war ein wildes Tier, ein ungezähmtes Geschöpf, das jagte und tötete, um zu überleben. Er war kein Untoter, aber das änderte nichts. Sie würde nicht zu der Hazienda zurückkehren. Nicht, solange er sich dort aufhielt. Sie fürchtete nur wenige Geschöpfe, doch Zacarias war eine völlig andere Sache. Das Mal, das er an ihr hinterlassen hatte, brannte ein wenig und erinnerte sie daran, dass kein Tier im Regenwald so unberechenbar oder gewalttätig war.
    Allein schon, wie entschlossen er auf sie zugekommen war … Sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske gewesen, sein Mund zu einem grausamen, unnachgiebigen Strich verzogen, seine Augen flach und kalt und ohne Gnade. Marguaritas Mund wurde trocken, und ihr Herz pochte wieder wie wild. Sie hätte sich nicht rühren können, selbst wenn sie es gewollt hätte, sie war starr vor Schreck wie ein in die Enge getriebenes Beutetier. Marguarita wusste, dass Zacarias sie mit voller Absicht so geängstigt hatte. Sie hatte versucht, auf die gleiche Weise Verbindung zu ihm aufzunehmen wie zu einem wilden Tier, und für einen Moment hatte sie gedacht, er reagierte. Doch danach war er noch schlimmer gewesen als zuvor. Er war gefährlich, aber kein Vampir.
    Sie musste an einen sicheren Ort gelangen und sich ihre nächsten Schritte überlegen, und das bedeutete, dass sie die eingeschnitzten Markierungen finden musste, mit denen Julio die Bäume versehen hatte, um den Weg zu kennzeichnen. Dazu musste sie zu der Stelle zurückkehren, wo sie normalerweise das Kanu aus dem Wasser zogen.
    Marguarita wartete, bis der heftige Wind ein wenig nachließ, und rappelte sich dann auf, um vorsichtig den Schutz des Baumes zu verlassen. Die Äste über ihr knarrten und ächzten, und sie erhob den Blick zu ihnen. Fledermäuse hingen von allen Ästen und

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