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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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würde sie sich in ihrem Kopf ein hübsches Plätzchen suchen und sich dorthin zurückziehen. Es war die Aufgabe ihrer ganzen Familie, die Brüder de la Cruz mit allem zu versorgen, was sie brauchten oder verlangten, und sie würde weder ihre Familie enttäuschen noch sich selbst.
    Sie starrte sich im Spiegel an. Ihr Haar war wie immer zu einem dicken Zopf geflochten, aber ihr Nacken war entblößt. Ihr Herz schlug schneller, als ihr einfiel, dass das eine zu große Versuchung für ihn sein könnte. Schnell löste sie den Zopf. Nun fiel das dichte schwarze Haar ihr bis zur Taille, und sie band es mit einer losen, tief sitzenden Schleife zurück, damit es ihr bei der Arbeit nicht im Weg war. Nachdem sie mit beiden Händen über ihren langen Rock gestrichen hatte, atmete sie noch einmal tief durch und ging dann in die Küche.
    Fast ließ sie den Wasserkessel fallen, den sie gerade füllte – als sie sich umdrehte und ihn hinter sich stehen sah. Er war ihr so nahe, dass er ihr Haar berühren konnte, und das tat er auch und starrte es an, als wäre er völlig fasziniert davon. Schnell ließ er die Hand jedoch wieder sinken und trat zurück, um sie vorbeizulassen. Ohne das wilde Pochen ihres Herzens zu beachten, besann Marguarita sich einfach ihrer Pflichten, als wäre er nicht im Raum, und trat an den Herd. Wenn er sehen wollte, ob sie arbeitete, nur zu! Sie würde sich zuerst ein Frühstück zubereiten, auch wenn es noch früh am Morgen war.
    Zacarias lehnte mit der Hüfte an der Spüle und beobachtete sie mit diesem unverwandten, konzentrierten Blick, der definitiv an den einer großen Raubkatze auf der Jagd erinnerte. Marguarita konnte nicht umhin, Zacarias unter halb gesenkten Wimpern anzusehen.
    Möchtest du Tee?
    Er runzelte die Stirn. »Ehrlich gesagt, habe ich menschliche Nahrungsmittel noch nie probiert. Meine Brüder schon. Um menschlich zu erscheinen, haben sie das Haus immer voller Lebensmittel, und wenn sie an Wohltätigkeitsveranstaltungen oder anderen großen Gesellschaften teilnehmen, müssen sie sich zumindest den Anschein geben, als äßen sie.«
    Aber du nicht.
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich halte mich erst gar nicht mit solchen Dingen auf. Da Menschen sich in meiner Nähe unwohl fühlen, war es immer besser, Nicolas oder Riordan zu den Veranstaltungen zu schicken.«
    Nicht ein einziges Mal? In all den Jahren deines Lebens wolltest du niemals die verbotenen Früchte kosten?
    »Ich empfand nichts, kisl á ny kunenak minan – meine kleine Närrin. Und Neugierde war nie ein Problem für mich. Ich lebe, und ich jage. Mein Leben ist sehr simpel.«
    Sie presste die Lippen zusammen, weil sie sich ein solches Dasein nicht einmal vorstellen konnte, und wandte sich dem Herd zu. Ohne Komfort und ohne das Bedürfnis nach Annehmlichkeiten. Fürchtest du dich auch nicht? Hast du niemals blanke Angst empfunden?
    »Was gibt es für mich schon zu fürchten? Ich habe nichts zu verlieren, nicht einmal das Leben selbst. Ich habe nur die Verpflichtung, meine Leute nach besten Kräften zu beschützen. Und das tue ich.«
    Hast du nie Freude empfunden? Oder Liebe?
    »Es gab eine Zeit in meinem Leben, als ich noch ein Junge war, da liebte ich meine Brüder. Eine Zeit lang konnte ich an ihre Erinnerungen rühren und mich an diese Zuneigung erinnern, doch selbst das ist heute nicht mehr so.«
    Sie hätte weinen können um ihn. Er sprach so nüchtern, als wäre es ganz normal, nichts und niemanden auf der Welt zu haben. Niemanden, der ihn tröstete, niemanden, mit dem er reden konnte, niemanden, der ihn in die Arme nahm – oder der ihn liebte. Immerzu kämpfte er, um andere zu beschützen, aber es gab niemanden, der für ihn da war.
    Und sie erkannte nun auch, dass er trotz seiner enormen Kenntnisse große Wissenslücken hatte. Karpatianer konnten ihre Körpertemperatur regulieren, ihre Wunden heilen und die meisten Schmerzen auf ein Minimum beschränken. Zacarias hatte nicht bedacht, dass sie, Marguarita, zu all dem nicht imstande war, und das erklärte, warum er über die Wunden, die sie von den Adlerkrallen davongetragen hatte, so bestürzt gewesen war. Entweder wusste er nicht, wie empfindlich Menschen waren, oder er hatte sich wirklich nie Gedanken über sie gemacht.
    Im Grunde hatte er ja auch normalerweise mit niemand anderem als den Untoten zu tun. Seine Brüder waren es, die die vielen Besitzungen aufsuchten und mit den Kommunalverwaltungen sprachen. Zacarias kam nur, wenn er verwundet war und schnelle Hilfe

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