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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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nickte automatisch und fragte sich, was sie nun tun sollte. Talamara machte keine Anstalten, sich zu verabschieden. Schweigen breitete sich aus. Ramis wollte sie gerade fragen, auf was sie denn noch warte, da öffnete die andere den Mund.
    "Wie kann ich Euch danken? Ich besitze kein Geld, gar nichts, außer dem, was ich am Körper trage."
    Das war freilich schon ein wenig zerschlissen, wenn auch nicht ohne Sorgfalt zusammengeflickt. Bestickte Tücher verbargen größere Löcher und fadenscheinige Stellen.
    "Ihr schuldet uns gar nichts. Wir haben schließlich nicht mehr getan, als ein bisschen Säbelrasseln zu veranstalten."
    "Für mich hat es sehr viel bedeutet", erwiderte Talamara mit funkelnden Augen. "Und ich fühle mich verpflichtet, es zu vergelten."
    Sie schien einen Augenblick nachzudenken, dann lächelte sie.
    "Lasst mich mit Euch fahren!" , rief sie aus und die Dringlichkeit ihrer Worte strafte ihr sorgloses Lächeln.
    "Aber..." Ramis war sprachlos.
    "Ich bitte Euch! Ich kann wie jeder Matrose hart arbeiten! Lasst mich meine Schuld begleichen! Seht, ich habe keinen Platz mehr auf dieser Welt, kein Zuhause!"
    Dieser letzte Satz und die echte Verzweiflung, die darin lag, brachten Ramis ins Schwanken. Eigentlich durfte sie auf keinen Fall noch eine Frau aufs Schiff bringen, irgendwann war das Maß für die Männer voll. Doch wie konnte sie dieser Frau die Hilfe verwehren?
    "Nehmen wir sie erst mal mit ", mischte sich überraschenderweise Fanny ein.
    "Mmmhh ", machte Ramis unentschlossen. "Na gut, dann soll sie zumindest mitkommen."
    "Danke ", erklärte Talamara. "Ich werde Eure Dienerin sein."
    Natürlich konnte Ramis sie nicht fortschicken, als sie am Schiff waren und die Mannschaft musste murrend noch eine Frau akzeptieren. Es brauchte schon mehr als ein paar bestimmte Worte, um die Mannschaft unter Kontrolle zu behalten, aber irgendwann nahmen sie auch diese weitere Frau hin, es kam ja auch nicht mehr darauf an.
     
    Ramis blieb die Neue allerdings auch später weiterhin ein Rätsel und es erstaunte sie immer wieder, diese stolze Frau klaglos Böden schrubben zu sehen. Tatsächlich, sie arbeitete hart und es kam nie ein Wort der Beschwerde über ihre Lippen. Als Ramis ihr sagte, sie wolle nicht bedient werden, so nahm sie das hin. Sie behandelte Ramis mit einer Ergebenheit, die keine zu sein schien.
    Schon als Ramis sie kurz nach dem Zwischenfall über ihre Vergangenheit ausfragte, wurde sie ihr nicht weniger fremd. Talamara musterte Ramis nur mit ihren beunruhigenden Augen.
    "Ich bin geflohen ", teilte sie mit, als Ramis wissen wollte, was sie in Kingston getan hatte.
    Sie saßen in Ramis Kajüte.
    "Wovor?" Das war Fanny, die sonst nie mit Fremden sprach.
    Talamara starrte weiterhin Ramis an, als sie meinte:
    "Ich bin vor meinem Herrn geflohen. Er sah nur eine Sklavin in mir, deshalb schlug er mich und behandelte mich wie den letzten Dreck. Ich war ihm nur in seinem Bett gut genug. Als er wieder geheiratet hat, machte mir seine neue Frau das Leben zur Hölle. Da schien es mir das alles nicht mehr wert und ich bin abgehauen. Er wird mich töten, wenn er mich findet. So stehe ich also mittellos in der Welt. Ich hätte mein Geld nur auf eine Weise verdienen können, doch das ließ der letzte Rest meines Stolzes nicht mehr zu. Indem ihr mich mitgenommen habt, habt ihr mir mehr als mein Leben gerettet."
    Sie schloss die Augen, als würde die Erinnerung sie überkommen. Die beiden anderen schwiegen, sie konnten die Frau sehr gut verstehen. In die Stille hinein platzten Edward und William, die Talamara noch nicht gesehen hatten. Edward sah sehr böse aus. Er hatte sich mit Fanny noch immer nicht abgefunden und nun gab es noch eine Neue. Talamara starrte die beiden an und plötzlich sprang sie auf. Ihr Blick lag auf William. Der zog sich unwillkürlich hinter Edward zurück, so wild wirkte sie.
    "Wer ist das?" , zischte sie.
    Ramis blickte sie überrascht an. Talamara verschloss sich sofort wieder, als sie es bemerkte.
    "William. Mein Sohn ", erklärte Ramis lahm.
    Talamara fuhr zu ihr herum und fasste nun Ramis ins Auge. Diese erkannte in den geweiteten Pupillen eine Emotion, die die Piratin nicht benennen konnte.
    "Was ist los?" , fragte sie.
    Nun verschwand endgültig jede Regung in dem dunklen Gesicht.
    "Ach, es ist nichts. Er hat mich nur an jemand en erinnert, den ich mal kannte. Nichts weiter."
    Ramis wusste, was Talamara fragen wollte: Wer ist der Vater? Aber sie würde es nicht sagen, niemandem. Sie

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