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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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erwiderte seine Abneigung, oft folgte sie ihm mit ihren grünen Augen, die voller Gift waren. Doch sie sagte nichts und vergalt es ihm auch nicht. Ramis wusste inzwischen, dass es nicht nur an Talamaras Aussehen lag, dass sie sich nicht an sie gewöhnen konnte. Diese Frau blieb ihr vor allem wegen ihrer inneren Fremdheit unheimlich. Sie schien so voller Geheimnisse zu sein und hinter ihrer zurückhaltenden Art versteckte sie etwas. Ob es gut oder schlecht war, das wollte Ramis nicht festlegen. Sie durfte Talamara nicht einfach ohne jeglichen Beweis verurteilen. Das ihr Misstrauen aus einer unerklärlichen Angst hervorging, das hätte sie sich nie eingestanden.
     
    Im Juni 1713 waren die Friedensverhandlungen in Utrecht endgültig abgeschlossen. Nach so vielen Jahren war es seltsam, dass der Krieg zu Ende war, es musste erst in die Köpfe der Menschen. Die Kaperfahrer waren plötzlich arbeitslos und viele wandten sich erwartungsgemäß wieder der Piraterie zu, sie hatten ja nichts anderes gelernt. Die jetzt endgültig von Engländern verlassene Stadt Nassau auf der Bahamas-Insel New Providence wurde zum neuen Hauptquartier. Vom Krieg gebeutelt, immer wieder von Franzosen und Spaniern überfallen, bauten sie nun die Piraten wieder auf.
    Auf der Fate wurde in einer von johlendem Gelächter begleiteten Zeremonie der Kaperbrief feierlich um einen Stein gewickelt im Meer versenkt. Danach holten sie ihren 'Jolly Roger' wieder hervor. Er hatte ein paar Löcher aus den Jahren der Vernachlässigung zurückbehalten, die wieder geflickt werden mussten, doch dann flatterte er wieder stolz auf der Mastspitze im Wind. Ramis dachte an Bess zurück, als sie das Schicksalsrad über sich sah. Lange war es her, seit sie die Piratin verloren hatten und viel war seitdem passiert.
    Die Piraten feierten ein großes Fest, an dem sogar Ramis teilnahm. Man tanzte und sang zu der schrägen Musik, die das Bordorchester spielte. Als Talamara aufstand, wurde es still. Alle sahen gebannt zu, wie sie konzentriert mit geschlossenen Augen ihre Arme langsam hob und mit langsamen Hüftschwüngen zu tanzen begann, die zusehends ruckhafter wurden. Talamara hatte sich ein Tuch um die Hüfte gebunden, an dem kleine Quasten aus Metall hingen. Sie klirrten wild und feuerten ihrerseits die Tänzerin an, die ihren biegsamen Körper in immer schnelleren Bewegungen wand und schüttelte. Ihr Tanz hatte etwas Hypnotisches an sich, er erinnerte Ramis an eine Schlange, die vor ihrem Opfer tanzte. Talamara war unglaublich gewandt und dazu noch eine vollendete Tänzerin. Ihre Leidenschaft sprang auch auf die Zuschauer über, die klatschten und sie anfeuerten, völlig in den Bann geschlagen. Als Talamara zum Schluss kam, verlangten alle eine Zugabe. Doch Talamara lächelte nur, verneigte sich und setzte sich wieder auf ihren Platz. Ramis hatte ebenfalls hingerissen die Darbietung beobachtet, nun wünschte sie sich auf einmal, auch so tanzen zu können, sich vollkommen den Gefühlen hinzugeben, die sich in ihr drängten. Sie betrachtete das erhitzte Gesicht der anderen Frau, deren Brust sich rasch hob und senkte. Talamara spürte ihren Blick und erwiderte ihn. Ihre Augen funkelten. Das Fest ging lautstark weiter, aber Ramis konnte nicht vergessen, was sie bei Talamaras Tanz gespürt hatte. Still saß sie da und sehnte sich danach, dieses Gefühl wieder in sich wachrufen zu können und zu tanzen bis zur Erschöpfung. Doch sie war nicht imstande, zu tanzen, nicht einmal so wie die Männer es taten, denn eine Mauer in ihr hielt sie davon ab.
     
    Ein paar Wochen später beschloss Ramis, wieder nach Nassau zu fahren, um zu schauen, was dort vor sich ging. Die Welt der Piraten schien aus ihrem Schlaf zu erwachen, es roch nach besseren Zeiten. Die Piraten waren geradezu übermütig, sie warteten auf den wieder einsetzenden Handelsverkehr. Ramis säuberte ihren Hut und auch die anderen warfen sich voller Elan in Schale. Ihre Sauberkeit würde nicht lange anhalten, aber sie drückte die neue Hoffnung der Piraten aus. Stolz tanzte die Breeze of Fate über die Wellen, getrieben vom erwachten Lebensmut ihrer Besatzung.
    Als es dunkel wurde, entdeckte Ramis Talamara, die an der Reling stand. Schweigend gesellte sie sich dazu. Talamara starrte aufs Meer hinaus, ohne sie anzusehen.
    "Das Meer ist merkwürdi g", kam ihre Stimme schließlich aus der Dunkelheit. "Jetzt ist es so ruhig und still wie ein Totenreich, doch ein paar Stunden später könnte es schon toben und alles in seinem

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