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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Jedenfalls öffnete ich gedankenlos ihre Tür und spähte ins Zimmer. Ich machte gerade den Mund auf, um zu sprechen, da sah ich sie. Sie lagen auf dem Boden, ineinander verschlungen. Rasch schloss ich wieder die Tür. Eigentlich war ich weniger entsetzt, mehr überrascht, denn was ich gesehen hatte, war nicht das gewalttätige Keuchen und Stoßen, das ich immer mit diesem Akt in Verbindung bringe. Ich wusste auch nicht, dass Frauen sich auf diese Art lieben können und auch nicht, dass Fanny das tun würde. Dabei passen sie und Talamara überhaupt nicht zusammen, sie sind grundverschieden. Aber sie hatten so erfüllt ausgesehen und plötzlich kam ich mir ausgeschlossen vor. Da gibt es eine Erfüllung der Sinne, die ich niemals wirklich erfahren werde. Ich kenne nur eine krankhafte Lust, die mir Träume schickt, in denen ich mich meinem Feind hingebe und die ich verabscheue. Ich bin auf ewig verloren in meiner eigenen Schuld und verstricke mich immer mehr darin.

In der Falle
     
    Zu Beginn des Sommers 1714 kreuzte die Fate wieder vor Jamaika und legte im Hafen von Bridgetown an. Während des kurzen Aufenthalts kam Talamara zu Ramis.
    "Ic h habe gute Neuigkeiten für uns", teilte Talamara mit. "Ich habe da einen Bekannten hier in der Stadt und er ist bereit, unser Zuckerrohr abzunehmen. Er ist bei einer Handelsgesellschaft beschäftigt und bietet uns einen guten Preis."
    Vor kurzem hatten sie ein Schiff geplündert, das ihnen angeboten hatte, sich kampflos zu ergeben, wenn sie nur die Ware nehmen würden. Das taten die Piraten dann auch und verkauften sie. Nur das Zuckerrohr waren sie noch nicht losgeworden, im Augenblick schien es unmöglich, es unauffällig zu verkaufen, weil nach einer Schiffsladung Zuckerrohr gefahndet wurde.
    "Das hört sich nicht schlecht an. Wir können das Geld gebrauchen. Wo und wann will sich dein Bekannter mit uns treffen?"
    "Er fürchtet, Aufsehen zu erregen und beim Geschäft mit Piraten überrascht zu werden, deshalb will er sich außerhalb der Stadt treffen."
    "Na gut, richte ihm aus, wenn er uns einen guten Ort nennt, dann werden wir heute Abend dort sein. Kann man ihm trauen?"
    Talamara nickte. "Mach dir keine Sorgen."
    Sie verließ Ramis, um den Händler zu verständigen.
    Ramis nutzte die freie Zeit, um mit einem der Piraten Schach zu spielen. Irgendwann kehrte Talamara zurück und verständigte Ramis über Ort und Zeit des Treffens. Die wunderte sich etwas über Talamaras glänzende Augen und ihr erhitztes Gesicht, hielt sich aber nicht lange damit auf.
    Eine Stunde vor dem Treffen stand die Dunkelhaarige jedoch auf einmal in Ramis Zimmer. Ramis schreckte von ihrem Tisch auf, an dem sie gerade die Rechnungen der letzten Zeit durchgegangen war. Talamara durchmaß mit großen Schritten die Kajüte und packte Ramis an den Schultern. Aufgebracht wollte der Kapitän sich losmachen und setzte zum Sprechen an.
    "Hör mir zu!" , unterbrach Talamara die andere Frau. "Es ist dringend! Ich habe dich angelogen, die ganze Zeit, die ich hier bin, oder zumindest habe ich dir einiges verschwiegen!"
    Ramis schwieg und überlegte kurz. Dann bot sie Talamara einen Stuhl an und setzte sich ebenfalls. Man musste es ja nicht unnötig unbequem haben und Talamaras Geschichte würde sicher einige Zeit brauchen.
    "Was ich euch über meinen Herrn erzählt habe, war falsch. Ich handelte die ganze Zeit in seinem Auftrag. Die Verabredung heute ist eine Falle. Er wird euch dort mit Soldaten erwarten und euch im Namen der englischen Königin verhaften lassen wird."
    "Was? Aber warum?"
    Talamara lachte auf.
    "Das fragst du? Vordergründig natürlich, weil ihr Piraten seid! Die Fate und ihre Mannschaft sind nicht einmal unbekannt in diesen Gewässern. Ihr treibt hier sehr lange schon lange euer Unwesen, diese Zeit hat euren Ruf verbreitet. Tja, mein Herr hat persönliche Gründe. Welche, das habe ich erst begriffen, als ich deinen Sohn sah."
    Ramis musste ihr Gedächtnis gar nicht mehr nach einer geeigneten Person durchforsten. Plötzlich sah sie, welche Schlange sie an ihrem Busen genährt hatte.
    "Fayford!" , rief sie aus. "Ist das wahr, Talamara? Bist du seine Handlangerin?"
    Talamara schnaubte bitter.
    "Ja, noch mehr, ich war – bin – seine Sklavin. Bitte, Ramis, sei nicht so begriffsstutzig. Und schau mich nicht so misstrauisch an, ich wäre nicht hier, wenn ich dich ihm ausliefern wollte."
    "Woher weiß ich denn, ob das nicht einfach eine weitere Teufelei von ihm ist?"
    "Das wäre ein seltsamer Plan.

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