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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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und fragte sich, ob die Marquise sich jedem vollkommen Fremden so offenbarte. Sie schien jedenfalls kein Problem damit zu haben, mit jemandem ins Gespräch zu kommen.
    "Und Ihr wissen, warum er mir gibt so lange Geld? Ich habe meine Art bewahrt. Sein natürlich ist sehr wichtig! Ist zwar nie echt bei Hofdamen, muss man üben. Alles Maske. Natürliche Dame würde überall alles falsch machen. Sehr schwierig!" Sie lächelte Ramis strahlend an, dennoch erkannte diese dahinter den Anflug von Spott. "Ich Euch beibringen, Ihr habt Natürlichkeit, zuviel. Ihr lächelt zuwenig, mehr lächeln, ist viel schöner! Ich Euch will helfen. Weiß, wie das am Anfang ist."
    "Danke, das wäre sehr freundlich. Ehrlich gesagt, Hofmanieren waren noch nie meine Stärke. Ich habe meistens doch das getan, wonach mir der Sinn stand und es war eben das Falsche. Oft habe ich falsche Dinge zur falschen Zeit gesagt."
    "Oui, da Ihr müssen aufpassen! Wir haben viele ungeschriebene Verbote. Sicher noch mehr anders als in England."
    So schwatzte Adélaide weiter, ohne auf ihre Fehler zu achten, die manches kaum verständlich machten. Wenn sie nicht mehr weiterwusste, verfiel sie eben in Französisch. An so einer Stelle wurde Ramis wieder klar, dass es ja schon Mittag war und sie immer noch im Hemd herumsaßen. Wann stand man hier eigentlich auf? Diese Frage stellte sie auch der Marquise, die in ihrer Schilderung des letzten Geschenkes von ihrem Gönner unterbrochen wurde.
    "Ach, das kommt auf dich an. Wenn du nicht arbeiten musst, so wie ich, du kannst lange schlafen. Sicher, Ihr nichts zu tun. Euer Marquis wird nicht so bald vorbeikommen. Er ja auch immer haben sooo viel zu tun. N'ayez pas confiance en lui. Ihr ihm nicht vertrauen. Er Euch wird schnell fallen lassen. Sie verlieren schnell das Interesse, wenn nicht mehr neu. So sind Männer, Anne."
    Es störte Ramis, dass man sie vom Marquis abhängig betrachtete. Aber in Wahrheit war sie eben doch auf ihn angewiesen. Was sollte sie denn anderes tun, als darauf vertrauen, dass er sie ernährte? Ich muss mir etwas ausdenken, nahm Ramis sich vor. Bisher hatte sie keine Vorstellung davon gehabt, wie viel das Leben am Hof kostete. Der Schmuck, die Ballkleider, alles verschlang Unmengen von Geld. Lange würde der Marquis sicher nicht für sie aufkommen, da hatte ihre Zimmergenossin sicher recht. Mildtätigkeit erschöpfte sich für gewöhnlich schnell, wenn einem dafür nichts gegeben wurde und sie einem zur Last wurde. Indem Adélaide plötzlich das Thema wechselte, unterbrach sie Ramis Überlegungen.
    "Kommt Ihr heute Abend à la fête ? Wie sagt man dazu? Es ist nur eine kleine fête . Fest? Oui, ich denke, ein Fest. Heute Nachmittag wird nichts los sein, weil sa Majesté krank sind. Überhaupt nichts mehr los, nur die offiziellen fêtes. Wir Jüngeren immer nur hören, wie trübsinnig das Leben geworden ist und wie schön früher. Traurig für uns, manche ärgerlich. Sie wollen, dass König sterben. Ah non, besser aufhören damit. Es ist nicht gut. Aber seit vier oder fünf Jahren der König ist tout trübsinnig. Trotzdem müsst Ihr seine Gärten sehen. Sie waren sein ganzer Stolz. Leider, wir machen keine Fangspiele mehr, c'est dommage. Das war Spaß und man hat viel frische Luft bekommen. Kommt, wir rufen unsere Zofen und gehen in den Garten."
    Hier musste sie nun doch einmal Luft holen und blickte Ramis an.
    "Wie ist es? Wollt Ihr?"
    Allein schon wegen der Aussicht, hier nicht länger herum sitzen zu müssen, sagte Ramis zu. Aber sie war auch wirklich neugierig auf die berühmten Gärten, die sie nur aus der Ferne gesehen hatte.
    "Es gibt nur ein Problem."
    "Quel?"
    "Ich habe keine passende Kleidung. Eigentlich habe ich nur ein Ballkleid, ein unpassendes Reisekleid und dieses Hemd."
    "Pauvre fille! Wie schrecklich, nichts zu haben. D'Agny Euch hätte wirklich mehr schenken können, wenn er Euch schon herbringt. Vielleicht habe ich ja etwas, obwohl Ihr seid viel dünner und auch kleiner. Mais, lasst es uns ausprobieren."
    Adélaide marschierte zu ihrem Schrank und begann, verschiedene Kleider hin und her zu ziehen, dabei nahm sie manchmal eines heraus, um es anschließend wieder herein zu hängen. Schließlich fand sie ein Stück, das sie zufrieden zu stellen schien. Es war in dunklem Blau und cremigem Gelb gehalten, wobei das Mieder und die kurze Schleppe blau und der Rest gelb waren. Es war in Ramis Augen alles andere als schlicht und schien ihr für einen kurzen Spaziergang völlig übertrieben.

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