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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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blieb. Eine Weile schwieg sie gekränkt, doch seltsamerweise begann sie ohne Vorwarnung wieder unbefangen zu reden, als wäre der erboste Wortwechsel nicht gewesen. War sie denn so oberflächlich, dass es sie nicht kümmerte, oder steckte etwas anderes dahinter? War es ihr denn eine Pflicht, das Gespräch nie versiegen zu lassen, komme da was wolle? Ramis jedenfalls schritt weiterhin kräftig aus. So leicht würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Wieso sollte sie die Zwänge dieses Hofes annehmen?
    Als sie ihren Rundgang endlich beendet hatten, stand die Sonne schon sehr tief. Ramis hatte das Gefühl, tatsächlich nur einen kleinen Teil der Gärten gesehen zu haben. Alles war hier so überdimensional und unübersichtlich. Dennoch gefielen Ramis das Labyrinth und die Menagerie, wie angekündigt. Adélaide führte sie wieder in ihr gemeinsames Zimmer. Immerhin kannte Ramis den Weg dorthin allmählich. Die Zofen warteten bereits auf sie, um sie in Empfang zu nehmen und umzukleiden. Drinnen war die Luft furchtbar abgestanden und stickig. Auch vom Flur wehte ein Gestank herein, der Ramis an einen Abort oder den Geruch morgens in London, wenn die Leute ihre Nachttöpfe einfach aus dem Fenster leerten, erinnerte. Es roch, als hätte jemand den Flur als Toilette benutzt. Bei einem Schloss dieser Größe und so vielen Besuchern aus allen Gesellschaftsschichten waren solche Vorkommnisse wohl unvermeidlich. Hin und wieder machte sich jemand nicht die Mühe, einen Toilettenstuhl oder seinen Nachttopf aufzusuchen. Aber das waren heimliche Schandtaten. Die sanitären Anlagen in Versailles waren erstaunlich modern, wie Adélaide Ramis erläutert hatte: Es gab sogar richtige Baderäume mit Badewannen! Sie waren allerdings nicht für Menschen wie Ramis gedacht, sondern für den König und seine Familie, was sie bedauerte. Immerhin hatte ihr Zimmer einen kleinen Toilettenstuhl, der abgetrennt vom restlichen Raum war.
    Die Zofen richteten die beiden Frauen für die 'petite fête' her, die Adélaide erwähnt hatte. Die Marquise missbilligte, dass Ramis schon wieder das grüne Kleid anlegte.
    "Mehrere Abende das gleiche Kleid ist Zeichen für schlechten Geschmack!" , rügte sie. "Man Euch wird für arm halten!"
    Ramis seufzte. "Ich bin arm, Adélaide. Mehr habe ich nun einmal nicht."
    "Dann Ihr müsst Euch einen reichen Liebhaber suchen, der Euch alles bezahlt!"
    Energisch schüttelte Ramis den Kopf. Dieser Vorschlag gefiel ihr ganz und gar nicht.
    "Nein, da komme ich lieber selbst für meinen Unterhalt auf!"
    "Ha! Wie Ihr wollt das anstellen? Woher das Geld nehmen?"
    Adélaide benötigte noch mehr Zeit als Ramis, ihre Ausstattung war viel aufwändiger. Während sie auf die andere warten musste, langweilte Ramis sich. Was tat man hier in Zeiten, in denen man nichts zu tun hatte? Ein Klopfen unterbrach Adélaides ständiges Geschnatter, das bei ihr in der Tat zwanghaft sein musste.
    "Das wird Franç ois sein!", rief sie aus und fügte für Ramis erklärend an: "Mein Gönner."
    Ihre Zofe öffnete und redete mit jemandem, den Ramis nicht sehen konnte. Bereitwillig trat die Zofe dann zur Seite, um einen Mann einzulassen. Adélaide erhob sich lächelnd von ihrem Stuhl, um ihn zu begrüßen. Während sie sich unterhielten, studierte Ramis den 'Gönner' eingehend. Sie staunte, um wie viel älter als Adélaide er war, sicher schon um die fünfzig, wenn nicht gar noch älter. Er hatte ein schmales Gesicht, dessen Ebenmäßigkeit fast langweilig wirkte, ihm aber auch Strenge verlieh. Der 'Gönner' unterschied sich auch sonst nicht sehr von den anderen Adligen in Versailles. Er trug ein rüschenbesetztes Justeaucorps in mehreren Farben und eine braune Perücke. Zierliche Schuhe vervollständigten die Aufmachung. Als der Mann Ramis entdeckte, stellte er Adélaide eine Frage. Sie antwortete und warf Ramis einen vergnügten Blick zu. Der Mann zog gleichgültig die Augenbrauen hoch und wandte sich dann wieder an Adélaide. Die nickte auf eine neuerliche Frage und nahm den dargebotenen Arm. Ramis kam sich sehr ausgeschlossen vor.
    "Kommt, meine Liebe ", forderte sie da aber die Marquise auf. "Wenn Ihr von Eurem Kavalier nicht abgeholt werdet, Ihr kommt eben mit uns."
    So schloss sich Ramis den beiden an und trippelte mit ihren hohen Schuhen ungeschickt hinter ihnen her, während sie lachten und plauderten. Adélaide strahlte vor Vergnügen. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie sie ihren 'Gönner' so sehr fesseln konnte, dass er ihr alles

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