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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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bezahlte. Sie war von einer frischen Lebendigkeit und langweilig würde es mit ihr nicht so schnell werden. Ihre Natürlichkeit war zwar nicht ganz echt, wie sie selbst zugegeben hatte, aber sie wirkte. Für eine solche Perfektion musste man sicher lange üben und Ramis glaubte nicht, je etwas anderes als 'natürliche Natürlichkeit' an den Tag legen zu können.
    Indessen schlugen sie einen Weg ein, den Ramis noch überhaupt nicht kannte. Weitere Leute strömten in dieselbe Richtung, alle prächtig anzusehen. Dagegen war Ramis Kleid, das sie für so überwältigend gehalten hatte, bescheiden. Sie dachte an die Frau des Königs, diese Madame de Maintenon, die so dunkel gewandet gewesen war. Wenn sie die Frau des Königs war, warum kleidete sie sich nicht nach der allerneusten Mode? Jeder dieser Menschen hier war schon äußerst exquisit in seinem Erscheinungsbild, bemüht um Aufmerksamkeit. Manche sahen geradezu schrill und verrückt aus, fand Ramis. Wenn sich jemand so in England am Hof zeigen würde, hätte man ihn sicher für überdreht, ja richtig geschmacklos gehalten. Es war ja auch sehr gewöhnungsbedürftig, vor allem für eine Piratin, die seit mehr als einem Jahrzehnt nur geflickte Seemannshemden und -hosen vor Augen gehabt hatte. Mit einem Stich in ihrem Herzen überlegte sie, was Edward mit seiner scharfen Zunge zu all dem Schnickschnack gesagt hätte. Vermutlich aber hätte er schon seine Taschen voll gehabt, bevor er den Mund aufmachte.
    Wie es ihnen allen jetzt wohl geht? Ramis wurde wieder einmal bewusst, dass sie noch immer nichts unternommen hatte, um von hier wegzukommen. Stattdessen wanderte sie als Teil dieses Zirkus herum, in Kleidern, die ihr nicht gehörten. Sie durchquerten eine Reihe von kleineren Sälen, in denen Gemälde hingen, die Szenen aus Legenden oder der Bibel darstellten.
    Die Soirée fand im sogenannten 'Marssalon' statt. Er war fast ganz in Rot und Gold gestaltet und auf der Decke war König Louis XIV mit seinen siegreichen Armeen verewigt. Drei Fenster führten zum Garten hinaus. An der gegenüberliegenden Seite war eine Tribüne für Musiker aufgebaut. Anhand der wenigen Stühle, die in diesem eher kleinen Raum standen, konnte Ramis erkennen, dass hier alle zu einem Kreis der Auserwählten gehörten. Neugierig blickte sie sich um und wunderte sich über die kaum unterdrückte Langeweile in den Gesichtern der Höflinge. Als sie sich wieder nach Adélaide und dem 'Gönner' Ausschau hielt, stellte sie fest, dass sie sie nicht mehr sehen konnte. Ein wenig verloren blieb sie stehen, wo sie war. Zwischen all diesen Menschen, für dies hier eine Selbstverständlichkeit zu sein schien, kam sie sich auch nicht besser vor. Sie hatte ja nicht einmal eine Ahnung, was heute Abend stattfinden sollte. In diesem Augenblick entdeckte sie den Marquis, der seinerseits auf sie zueilte.
    "Madame!" , rief er ein wenig außer Atem, als er vor ihr stand. "Verzeiht mir bitte, dass ich mich nicht um Euch gekümmert habe!" Er deutete einen Handkuss an. "Vor lauter Arbeit bin ich nicht dazu gekommen. Verzeiht, es ist mein erster Tag hier nach längerer Abwesenheit. Ich wollte Euch nicht...mmhh" An dieser Stelle musste auch er nach einem passenden Wort suchen.
    "Das Wort, das Ihr meint, ist sicher kompromittieren."
    Nicht ganz sicher blickte er sie an.
    "Äh ja, ich denke schon. Könnt Ihr mir noch einmal vergeben?"
    "Da gibt es nichts zu vergeben. Im Gegenteil, ich stehe tief in Eurer Schuld. Ich habe Euch schon oft gesagt, dass Ihr mir gegenüber keinerlei Verpflichtung habt."
    "Mein Ehrgefühl ist mir Pflicht genug - obwohl Ihr keineswegs eine Last seid!" , fügte er schnell an.
    Der junge Mann erinnerte Ramis irgendwie an einen glitzernden Fisch, der einem zwar aus der Hand frisst, sich aber nicht halten lässt. Er war sehr freundlich zu ihr, aber auch recht unzuverlässig.
    "Nun, da ich Euch so sträflich vernachlässigt habe, wollt Ihr mich immer noch begleiten?"
    Ramis nickte lahm, doch ganz froh, dass sich jemand ihrer annahm. Er zog sie am Arm durch das Gedränge der Menschen und bugsierte sie zu einem freien Stuhl. Des Öfteren tauschte er nebenher einige Worte mit anderen Damen und Herren aus.
    "Was passiert heute Abend eigentlich?" , verlangte Ramis schließlich zu wissen.
    "Das kommt vor allem darauf an, ob der König heute Abend noch auftaucht. Sonst läuft nicht viel ab. Eigentlich sollte es ein kleines Konzert geben, aber der König fühlte sich plötzlich sehr schlecht. Vielleicht hat man

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