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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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den beiden Betten befand sich ein Fenster, was dem Marquis nach schon ein Privileg war, da viele Zimmer ohne Licht waren.
    "Gefällt es Euch?" , erkundigte sich der Marquis sich pflichtschuldigst.
    "Es ist vollkommen ausreichend." Ramis fühlte sich elend, sie wollte nur noch schlafen.
    "Dann werde ich Euch Euch selbst überlassen. Gute Nacht, Madame. Ich schicke Euch noch eine Zofe vorbei." Zusammen mit dem Verwalter ging er einen Augenblick später.
    Unschlüssig stand Ramis im Raum herum. Welches Bett gehörte ihr überhaupt? Anscheinend sollte sie auf eine Zofe warten. Dabei wollte sie jetzt endlich dieses sperrige Kleid loswerden und sich hinlegen. Nur konnte sie es nicht alleine ausziehen. Wenig später tauchte die angekündigte Zofe auf. Es war dieselbe wie am Nachmittag. Nach einem artigen Knicks und einem Gruß machte die Frau sich stumm an die Arbeit, da es ohnehin keinen Sinn hatte, Ramis anzusprechen. Sie schminkte die müde Frau ab und half ihr aus dem Kleid, um ihr danach ein spitzenverziertes Hemd zu reichen. Ramis hätte gern noch ein Bad genommen, doch dafür war sie zu müde. Ohne das Kleid und die Perücke fühlte sie sich befreit. Schnell kroch sie in das Bett in der Zimmerhälfte, in der keine persönlichen Dinge herumstanden. Es war kalt und unangenehm glatt. Das war also nun ihr seidenes Bett. Nun ja, vielleicht würde morgen alles besser aussehen. Schon im Halbschlaf, sah sie, wie die Zofe Schminktiegel und das grüne Kleid aufräumte. Als das Mädchen hinausging, schlief sie bereits tief und fest.
     
    Geschäftiges Klappern weckte Ramis. Langsam klärte sich ihr Verstand. Helles Sonnenlicht schien durch das Fenster hinein, es musste längst Mittag sein. Träge wandte Ramis den Kopf, bevor sie endgültig wach wurde. Zu ihrem Erstaunen entdeckte sie eine Frau, die auf der Liege saß und in einem Kasten wühlte. Sie trug nur ein gelbes Hemd, das ihr halb über die Schulter gerutscht war. Strubblige dunkelbraune Haare hingen ihr auf die Schultern. War das ihre Mitbewohnerin? Die Frau blickte auf und hörte auf, in dem Kasten zu rumoren. Neugierige braune Augen fixierten Ramis. Das ganze Gesicht strahlte eine unbeschwerte Fröhlichkeit aus, die fremde Frau gehörte allem Anschein nach zu den Menschen, die immer zu lächeln schienen. Munter stellte sie ihren Kasten ab und kam bis an das Ende der Trennwand. Eine Freundin von konventionellen Auftritten war sie wohl nicht.
    "Bonjour!" , grüßte sie Ramis lebhaft. Anschließend begann die Frau munter drauflos zu plappern, bis sie merkte, dass Ramis sie verständnislos anstarrte. Erstaunt hoben sich ihre Augenbrauen.
    "Tu m'a compris? Non?"
    Schließlich versuchte sie es mit stockendem Englisch.
    "Ihr... Ausländerin?"
    Ramis nickte einsilbig.
    "Woher?"
    "Aus England. Ich bin mit dem Marquis d'Agny hergekommen."
    "Ah, d'Agny! Oui, oui!" , rief die Frau, als würde das alles sagen. "Ihr mir müssen erzählen Eure Geschichte! Ich bin Adélaide de Creury, Marquise. Ihr mich könnt nennen Adélaide."
    "Ich heiße Anne."
    "Ihr seid nicht..." Sie suchte nach einen passenden Wort.
    "Adlige?" , half Ramis ihr. "Nicht mehr. Meine Eltern haben mich enterbt, weil ich einen Katholiken geheiratet habe."
    Adélaide bemühte sic h sichtlich, sie zu verstehen. "Ent-erbt? Was ist das?"
    "Das heißt, dass ich nichts mehr habe, kein Geld, keinen Titel."
    "Wirklich? Und Ihr nicht verstehen ein Wort Französisch?"
    Die Marquise schien sich nicht an ihrer falschen Grammatik zu stören. Verwunderlich, dass sie überhaupt Englisch konnte. Aber wie die Französin sogleich erzählte, hatte ihr Vater darauf bestanden, dass seine Tochter wenigstens etwas lernte. Zwar wollte Adélaide alles über die Neue wissen, aber sie redete doch mehr von sich selbst. Wie Ramis dem gewagten Gemisch aus Französisch und Englisch entnehmen konnte, war sie die Tochter eines kleinen Landadeligen, der ihr eine gute Erziehung zukommen lassen wollte. Aber die junge Frau interessierte sich mehr für das Leben am Hof und gedachte um jeden Preis nach Versailles zu gelangen. Die Gelegenheit bot sich ihr, als ein Gast aus Versailles bei ihnen Zwischenstation machte. Der Gast war sehr angetan von dem frischen und höchst zuvorkommenden Mädchen und nahm sie mit nach Versailles. Und hier war sie nun, leider noch immer unverheiratet. Unbekümmert tat Adélaide kund, dass ihr Gönner ihr die Hofhaltung finanzierte, sie allerdings nicht heiraten konnte, weil er schon eine Ehefrau hatte. Ramis war schockiert

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