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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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zurücklegt und keine Fluchtversuche mehr startet. Das Weitere werdet Ihr später sehen."
    "Und Euer Nutzen?"
    "Ihr seid vorlaut, vor allem für eine Diebin. Dabei habe ich mich noch nicht einmal vorgestellt. Dass Ihr angeblich eine englische Adlige seid, die es nötig hat, zu stehlen, weiß ich schon. Vielleicht sollte man doch aus Euch herauspressen, was Ihr sonst noch seid... Aber dann hättet Ihr keinen Nutzen mehr. Nein, Ihr habt Glück. Ich bin der Herzog d'Orléans, Madame, und der Neffe des Königs. Wenn der König stirbt, werde ich vielleicht Regent des Thronfolgers... Seid gewiss, dass Ihr noch von mir hören werdet... Aber kein Wort zu irgendjemandem - oder Ihr seid tot." Damit nahm er ihr die Fesseln ab.
    Ein bisschen zögerlich, weil sie ihm keine Spur mehr traute, stand sie auf.
    "Ach und zeigt mir, wie viel gestohlenen Schmuck Ihr sonst noch so unter Eurem Rock versteckt haltet oder muss ich selbst nachsehen?!" spottete er.
    Ramis entfernte sich eilig von ihm.
    "Kein e Sorge, Madame, mit Vogelscheuchen gebe ich mich nicht ab!" Lachend warf er ihr das Tuch mit dem Schmuck zu.
    Ramis reckte das Kinn, um wenigstens einen Teil ihrer Würde zu retten und riss die Tür auf.
    Draußen nahm sie ein Soldat in Empfang, der sie zu ihrem Zimmer eskortierte - sicherheitshalber. Dort ließ er sie allein, aber Ramis machte sich kein e Illusionen - er würde in der Nähe bleiben und sie überwachen. Durch ihr übereiltes Vorgehen hatte sie nur erreicht, dass sie jetzt endgültig eine Gefangene war. Doch warum? Eines stand jedenfalls fest: Aus Mildtätigkeit hatte der Herzog sie nicht laufen lassen. Was sie dagegen nicht verstand: Was brachte es ihm, sie, eine Fremde ohne Einfluss, in seine Gewalt zu bringen? Ramis fluchte über ihr Pech, es war wie verhext. Aber weg musste sie, jetzt mehr denn je. Erst einmal legte sie allerdings den Schmuck zurück und schloss die Schublade. Anschließend setzte sie sich aufs Bett und grübelte. Nein, ihr fiel kein anderer Weg aus dem Schloss ein, als der an den Wachen vorbei. Und weiter hinten, am Ende der Gärten? Danach musste sie Adélaide fragen. Möglichst schnell, denn Ramis Situation hatte sich drastisch geändert. Plötzlich war ihr Leben bedroht und sie hatte das Gefühl, in etwas hineingezogen zu werden, das sie zugrunde richten würde. Entweder sie tat das, was der Herzog von ihr verlangte - oder sie würde wegen Diebstahls hingerichtet. Immerhin konnte sie sich darauf verlassen, dass die Soldaten und der Verwalter nichts ausplaudern würden, es sei denn, der Herzog hatte nur aufgeschnitten und sein Einfluss reichte nicht weit. Wenn er die Wahrheit gesagt hatte, steckte sie dennoch in kaum geringeren Schwierigkeiten, was auch immer der künftige Regent mit ihr vorhatte. Wartete denn schon der ganze Hof sehnsüchtig auf den Tod des Mannes, dem sie einst als Sonnenkönig gehuldigt hatten? Jeder schien bereits Pläne zu machen, was er nach dem Tod des Königs alles erreichen konnte und hinter dessen Rücken folgte man bereits den Mächtigen von morgen. Ramis hätte am liebsten geschrien vor Wut. Das alles ging sie doch gar nichts an, wieso musste man sie da jetzt reinziehen? Wieder rutschte ihr ein Fluch heraus, als sie eines der Kissen hochhob und es gegen die Wand warf.
     
    Spät in der Nacht klopfte es an der Tür. Ramis holte Luft und richtete sich träge auf.
    "Herein!" , rief sie auf Englisch, jedoch nicht ohne eine gewisse Anspannung.
    Der Marquis steckte den Kopf herein. Erzürnt stand sie auf.
    "Madame..." , begann er.
    "Raus!" , schrie sie. "Wie könnt Ihr es wagen? Verlasst sofort diesen Raum, Ihr verräterische Schlange! Und nehmt Euer Zeug mit!"
    Ramis sprang zum Kleiderschrank und riss das grüne Kleid heraus. Als sie es ihm entgegen schleuderte, warf ihn das Gewicht fast um. Verblüfft von ihrem Wutausbruch starrte er sie an.
    "Aber was...?"
    "Ihr wisst genau, was ich meine! Denkt Ihr ich bin blind und habe nicht mitbekommen, dass Ihr Euch mit dieser angeschmierten Dirne über mich lustig gemacht habt? Ich will Eure falsche Hilfe nicht mehr, die nur egoistische Hintergründe hat!"
    Nun war auch er erbost.
    "Und Ihr seid das undankbarste Weib, das ich je gesehen habe!" Einige französische Flüche folgten und wütend knallte er die Tür zu.
    Wenig später betrat Adélaide den Raum.
    "Was ist los?" , erkundigte sie sich mit Blick auf Ramis mörderische Miene. "Ich hoffe, es nicht liegt an mir, denn ich sein sehr unhöflich zu Euch. Es war eine dumme

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