Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
Vom Netzwerk:
es schon abgesagt. Entweder man denkt sich etwas anderes aus oder das Konzert findet statt, zurückschicken wird man die Leute vermutlich nicht."
    Ohne Vorankündigung stoppte der Marquis in seinen Ausführungen und blieb stehen. Ramis machte noch ein paar Schritte weiter, bis sie es merkte. Erstaunt drehte sie sich zu ihm um. Offensichtlich hatte er sie schon wieder vergessen. Ramis folgte seinem Blick und erkannte die Dame aus dem Theater, die auf sie so unsympathisch gewirkte hatte.
    "Ich werde Euch ihr vorstellen!" , kam ihm ein in Ramis Augen schwachsinniger Einfall, den er sicher schon länger gehabt hatte.
    Er war bereits auf dem Weg, bevor sie Einwände vorbringen konnte. Wohl oder übel musste Ramis ihm folgen. Die Dame bemerkte sie erst, als die direkt vor ihr standen. Ihre Blicke begegneten sich und sofort spürte Ramis, dass die andere ihre Abneigung aufs Äußerste erwiderte. Sie waren aus ihrem ureigensten Wesen heraus Feindinnen, al s wäre es ihnen bestimmt. Der Marquis küsste der Dame die Hand und stellte sie vor. Wieder stellte Ramis mit einer gewissen Irritation fest, dass Stolz in seiner Stimme schwang, als wäre sie seine Schöpfung.
    "Die Comtesse de Magnon ", erklärte er Ramis.
    Die genannte Comtesse musterte Ramis abschätzig. Sie sagte etwas zum Marquis und ihr Tonfall war eindeutig. Ein Wort daraus erkannte Ramis: Paysanne - Bäuerin. Damit schwenkte die Comtesse herum und schwebte davon. Der Marquis schwieg einen Moment, dann fasste er sich und eilte ihr hinterher, wobei er Ramis einfach stehen ließ. Er rief der entschwindenden Dame etwas nach, worauf diese sich ihm zuwandte. Der Marquis wechselte ein paar Worte mit ihr und sie lachte, dabei sah sie Ramis direkt an. Der Marquis stimmte in ihr Lachen ein. Ramis verstand und bittere Wut erfüllte sie. Man machte sich über sie lustig. Auf einmal hatte sie nicht mehr die geringste Lust, hierzubleiben, sie war völlig überflüssig. Impulsiv verließ sie den Saal, ohne jemandem Bescheid zu geben. Wem auch? Denen war sie ohnehin egal. Zornig streifte Ramis die schrecklichen Schuhe ab, die sie im Gehen behinderten. Der einzige Weg, den sie kannte, war der zu ihrem Zimmer und den schlug sie nun ein. Ihre Füße wurden staubig und tappten über den kalten Stein. Niemand begegnete ihr unterwegs, abgesehen von einigen Soldaten der Schweizer Garde, die hier Wache hielten.
    In ihrem Zimmer angekommen, zog sich Ramis gereizt die Haarnadeln und den ganzen Schnickschnack aus den Haaren und schüttelte es aus. Mit einigen Verdrehungen schaffte sie es schließlich auch, ihr Kleid zu öffnen. Das Korsett schnitt sie einfach mit einer Schere, die auf Adélaides Frisiertisch lag, auf. Während sie so halbentkleidet im Raum stand, überlegte sie, was sie nun tun sollte. Aber für sie stand fest, dass sie nicht hier war, um sich von eitlen Gecken und mit Schmuck behängten Narren verspotten zu lassen. In diesen goldenen Affenkäfig hätte sie nie kommen sollen und es würde sie auch keiner darin halten. Sie würde fortgehen, irgendeinen Weg würde sich schon finden. Oh ja, sie hätte das längst tun sollen! Ramis holte das Reisekleid wieder aus dem Schrank, es war das Schlichteste, das sie finden konnte. Sie wickelte sich noch rasch ein Tuch um den Kopf, einerseits als Schutz vor der Sonne als auch als Schutz vor zudringlichen Augen. Dann legte sie die Schere auf den Frisiertisch zurück. Plötzlich stutzte sie. Eine Schublade stand einen Spalt offen, anscheinend hatte die Zofe nicht richtig aufgeräumt. Die Versuchung war zu groß für Ramis und sie schob die Schublade ganz auf. Sie brauchte doch so dringend Geld und eine Gelegenheit wie diese würde sie nie mehr bekommen. Ihre Finger zitterten vor Aufregung, als sie ein Kästchen herauszog - auch es nicht verschlossen. Ramis hielt den Atem an. Gold- und Perlenketten blitzten darin, mit echten Edelsteinen besetzt, feinster Juwelierschmuck. Damit würde sie auf jedes Schiff gelangen. Hastig wie jeder Dieb leerte sie den Schmuck in ein Tuch und drapierte es unauffällig unter ihren Röcken. Das leise klimpernde Gold gab ihr ein gutes Gefühl und sie freute sich, ihren Plan endlich verwirklichen zu können. Dennoch musste sie erst hier rauskommen, ohne aufgehalten zu werden.
    Gleich einem Schatten huschte sie durch die in ihrer düsteren Eleganz versunke nen Korridore. Einmal musste Ramis sich verstecken, weil jemand vorbeikam. Es war nur ein Diener, der rasch seines Weges ging. Fast wäre alles weitete glatt

Weitere Kostenlose Bücher