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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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hier alle an den Tag legten und vor allem die Gegenwart des Herzogs von Orléans. Er wäre ihr auch schon als Mensch zuwider gewesen, aber dazu kam auch noch, dass er sie weiterhin überwachen ließ und von ihr Informationen wollte, die sie nicht hatte. Wie erst vor ein paar Tagen, als er sie zu sich rief. Es war kurz nachdem Guillaume abgereist war. Der Regent verlangte zu wissen, wohin er gegangen war und ob es einen geheimen Hintergrund hatte. Als Ramis ihm keine rechte Auskunft geben konnte - und es auch gar nicht wollte - wurde er wütend und erging sich in Drohungen.
    "Wenn Ihr Euch nicht bald einsichtiger zeigt, werde Euch dazu zwingen müssen!" , zischte er sie an.
    "Wie wollt Ihr das tun?" , antwortete sie. "Ich kann Euch nicht mehr sagen, als ich weiß! Der Herzog teilt mir seine Geheimnisse nicht mit!"
    "Dann strengt Euch mehr an! Wisst Ihr nicht, worum es für Euch geht?"
    Ramis wollte daraufhin gehen, doch er hielt sie auf.
    "Denkt daran, Madame, ich habe mehr Macht als Ihr!"
    "Wenn Ihr die Geheimnisse meines Mannes erfahren wollt, dann wendet Euch lieber an seine Geliebten!"
    "Woher wollt Ihr wissen, dass ich das nicht längst getan habe? Aber ich habe Euch nicht umsonst am Leben gelassen. Zeigt mir endlich, dass Ihr mir nütze sein könnt oder ich muss mir etwas anderes überlegen!"
     
    Ramis hatte diese Worte nicht vergessen und sie waren eine weitere Sorge, die sie während der Fahrt beschäftigte. Es dauerte allerdings nicht sehr lange, bis sie das Schloss erreichten, das eine der wichtigsten Residenzen Frankreichs gewesen war, bis Louis XIV nach Versailles umzog. St.Germain zeichnete sich durch eine äußerst eigenwillige Architektur und seine großen Gärten aus. Der Unterbau war fünfeckig, eine Erinnerung an eine Zeit, in der Schlösser noch wie Festungen aussahen. Nur der Oberbau mit seinen Balustraden und den Rundbogenfenstern milderte diesen Eindruck zu etwas Zierlicherem ab. Ramis schaute den Marquis an. Der schien eingenickt, sein Kopf war zur Seite gesunken und wackelte im Rhythmus der Kutsche mit. Anscheinend hatte er nicht genug Schlaf gehabt in der letzten Nacht. Ramis stupste ihn an, damit er aufwachte.
    "Hhhmm?" , murmelte er und setzte sich auf. "Was ist los?"
    "Wir sind da."
    "Oh!" Hastig zog er sein Justeaucorps zurecht und griff nach dem obligatorischen Dreispitz. "Verzeihung, Madame. Es ist sehr unhöflich gewesen, einzuschlafen."
    "Das hat mich nicht gestört."
    Mit einem Ruck kam die Kutsche zum Stehen. Ein Lakai öffnete ihnen die Türe und half Ramis heraus. Als sie ausgestiegen waren, nahm der Marquis artig ihren Arm. Kaum merklich ließ er dabei seine Finger über ihren Arm gleiten. Ramis beeilte sich zum Eingang zu kommen, wo sie bereits erwartet wurden. Man geleitete sie sofort zu ihren Zimmern im Untergeschoss. Wie für ihn üblich, küsste der Marquis ihr zum Abschied die Hand.
    "Wenn schon nicht Euer Mund, so muss ich mit Eure r lieblichen Hand vorliebnehmen", sagte er bedauernd.
    "Jetzt hört doch endlich auf! Und lügt mich bitte nicht an. Ihr habt meine Hand noch nie gesehen!"
    Hätte er durch ihren Handschuh sehen können, wäre er sicher erschrocken gewesen über die Narben und die Rauheit. Ramis verließ ihn und richtete sich in ihrem Zimmer ein, das recht klein war. Henriette war krank geworden, deshalb hatte Ramis eine andere Zofe mitnehmen müssen. Bald wurde es Ramis zu langweilig, im Zimmer zu hocken. Sie schickte nach dem Marquis, der sofort kam.
    "Was kann ich für Euch tun?" , erkundigte er sich übertrieben hoffnungsvoll.
    Ramis musste grinsen.
    "Eure Gesellschaft, mein Freund. Es gibt hier nichts für mich zu tun. Meint Ihr, man kann die Gartenanlagen anschauen?"
    "Das lässt sich rasch erkunden. Wenn Ihr das wünscht, werde ich es gleich in Erfahrung bringen."
    "Das wäre sehr nett. Ich kann ja gleich mitkommen, hier zu sitzen langweilt mich nur."
    Nach einigen Erkundigungen stand es ihnen offen, in die Gärten zu gehen. Auch hier fand man einen barocken Garten, ähnlich dem von Versailles.
    "Es ist sehr schön hier ", urteilte Ramis.
    Aber innerlich dachte sie sich: Es ist ebenso künstlich wie in Versailles. Wo ist das Natürliche, das Ursprüngliche, das uns doch am nächsten steht? So schön und beschaulich es auch sein mag, es berührt die Seele nicht so wie eine Gegend, die keine Menschenhand verändert hat. Selbst jetzt im Frühling sah man kaum einen Unterschied zum Sommer oder zum Herbst.
    "Wie gerne würde ich das Meer wiedersehen!" ,

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