Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
Vom Netzwerk:
ein paar Flüche heraus - ich hatte geglaubt, darüber hinweg zu sein. Zum Glück waren es nur englische Flüche und ich denke nicht, dass man sie hier verstand. Trotzdem schwor ich mir, es sollte nun endgültig das letzte Mal sein, dass ich meinem Zorn freien Lauf ließ. Alle starrten mich schon wieder an. Ich hatte mich gründlich blamiert. In diesem Moment entstand von der Tür her ein Tumult. Ich gewahrte einen Menschen, der sich zwischen den Leuten durchdrängte und sich vor der Comtesse und ihrem Begleiter aufbaute. Ich muss sagen, in Sachen inszenierter Dramatik ist dem Marquis keiner überlegen. Er sah wirklich beeindruckend aus, wenn er wütend war. Ich hatte nicht gewusst, dass er sich schon wieder in Paris aufhielt und erst recht nicht, dass er heute Abend da war.
    "Nehmt das sofort zurück!" , schrie er mit zornblitzenden Augen das Paar an, das unwillkürlich zurückwich. "Keiner beleidigt die Herzogin ungestraft! Nehmt es zurück, oder es wird Euch leid tun!"
    Dem gesamten Saal stockte der Atem, als er tatsächlich seinen Degen zog und ihn dem Mann an die Kehle hielt.
    "Aber, aber, mein Lieber. Nicht so ungestüm", mischte sich die Comtesse ein und legte ihm ihre zarte Hand auf den Arm.
    "Schweigt!" , knurrte er sie an, wobei er sie grob abschüttelte. "Von Euch will ich kein Wort mehr hören, sonst ergeht es Euch wie Eurem Begleiter!"
    Entsetzt wich sie zurück. Sie war sich ihrer Macht über ihn zu sicher gewesen. Ich trat zu den Streitenden.
    "Marquis..." , trotz meinem Ärger auf die beiden musste ich nun als Schlichter herhalten.
    Aber der Marquis beachtete mich geflissentlich nicht.
    "Entschuldigt Euch!" Er verlieh seiner Forderung Nachdruck, indem er mit der Degenspitze die weiche Haut am Hals berührte.
    Der Mann räusperte sich und versuchte zu schlucken.
    "Ich nehme... es zurück", krächzte er. "Es tut mir leid."
    Freundlich reichte ich ihm die Hand und verkündete:
    "Ich nehme Eure Entschuldigung an. Es spricht für Euch, dass Ihr einen Fehler so offen zugeben könnt."
    Der Marquis steckte seinen Degen wieder ein und ließ von dem Mann ab. Überstürzt entfernte sich dieser von ihm. Nun traten auch die Wachen heran und packten den Marquis an den Armen. Duelle und Waffen waren seit einiger Zeit - seit es dadurch so viele Todesopfer gegeben hatte - strengstens verboten. Sie schickten sich an, ihn abzuführen. Der dumme Kerl wirkte allerdings keineswegs verstört. Zufrieden blinzelte er mir zu. Ich konnte nur über seine Unvernunft staunen.
    "Lasst ihn los!" , hörte ich mich im Befehlston sagen.
    Die Wachen hielten inne. Sie drehten ihre Köpfe nach einer Autoritätsperson um, die ihnen meine Forderung entweder bestätigen oder ablehnen konnte. Man lernt eben, wie man Leute beeindrucken kann, wenn man eine Meute Piraten im Zaum halten musste. Da nahten schon der Regent und der junge König, um sich der Sache anzunehmen. Der Herzog d'Orléans warf mir einen scharfen Blick zu und hatte mich sofort als den Stein des Anstoßes identifiziert.
    "Was gibt es hier?" , wandte er sich an den höherrangigen Wachposten.
    Dieser erstattete ihm haarklein Bericht. Der Regent richtete das Wort an den Marquis.
    "Marquis d'Agny, Ihr habt gegen die Ordnung an diesem Hof verstoßen. Deshalb wird man Euch in Gewahrsam nehmen müssen. Ihr könnt hier nicht einfach jemanden mit einer Waffe bedrohen!"
    "Nein!" , rief ich dazwischen "Das ist nicht richtig! Er hat ja nur..."
    "Sollen wir Euch gleich mit verhaften?", unterbrach mich der Regent.
    "Wenn hier jemand verhaftet werden sollte, dann diese Magnon und ihr unverschämter Freund! Es sollte nämlich auch verboten sein, andere aufs hinterhältigste zu beleidigen! Man sollte..."
    Unvermittelt brach ich ab. Kaum eine freundliche Miene um mich herum. Ich, die Außenseiterin sollte gefälligst den Mund halten. Es stand mir nicht zu, über einen von ihnen zu richten. Die Wachen setzten sich wieder in Bewegung, mit dem Befehl, den Marquis einzusperren. Ich beugte mich zu Louis, der neben mir stand.
    "Majestät, Ihr müsst das verhindern!" , tuschelte ich ihm dringlich zu. "Es ist nicht gerecht!"
    Er sah zu mir hoch und überlegte. Ich bezweifelte, dass es in seiner Umwelt so etwas wie Gerechtigkeit gab. Aber er hörte auf mich.
    "Lasst ihn los, Wache!" Alle drehten sich verdutzt nach der kindlichen Stimme um.
    "Aber Majestät..."
    Der Herzog redete auf ihn ein. Ich wusste nicht genau, welche Befugnisse der minderjährige König gegenüber seinem Regent hatte, aber Louis

Weitere Kostenlose Bücher