Dunkle Herzen
sie auf die Füße, drehte ihr Gesicht zu sich hin und wartete einen Augenblick lang ab. »Du hast Dreck an den Händen.«
»Ton.« Verdammt, warum geriet sie bloß bei dem leisesten Körperkontakt gleich aus der Fassung? »Laß mich lieber los, sonst kriegst du ihn auf dein Hemd.«
»Da hast du mir schon was draufgeschmiert.« Vorsichtig zog er sie enger an sich. »Wie ist es dir denn so ergangen?«
»Gut.« Ihr Herz schlug entschieden zu schnell, stellte sie fest.
»Ich denke, ich werde dann mal gehen.« Alice räusperte sich. »Ich sagte, ich gehe jetzt.«
»Nein!« Clare befreite sich energisch aus Cams Umarmung. »Ich meine, ich würde gerne noch eine Stunde weitermachen, wenn du nicht zu müde bist.«
»Ich bin nicht zu müde. Aber in einer Stadt dieser Größe
zahlt es sich nicht aus, den Sheriff zu verärgern«, stichelte Alice.
»Gut erkannt«, lobte Cam und nahm Clare am Arm. »Wie wär’s, wenn wir reingingen? Da können wir uns besser unterhalten.«
Clare überlegte gerade, ob sie lachen oder fluchen sollte, als ein Auto laut hupend die Auffahrt hochkam. »Hey!« Ein Männerkopf tauchte aus dem geöffneten Schiebedach auf. »Kann ein müder Reisender hier ein Nachtlager bekommen?«
»Blair!« Clare rannte auf ihn zu und breitete die Arme weit aus, als ihr Bruder aus dem Auto stieg. Dieser warf einen Blick auf ihre Hände und wich zurück.
»Faß mich bloß nicht an!«
»Was führt dich denn hierher?«
»Ich dachte mir, ich könnte mir mal wieder die Parade ansehen. Hi, Cam.« Blair nahm eine Reisetasche vom Rücksitz, ehe er auf die drei zuging. »Bist du hier zu Besuch, oder steht Clare unter Arrest?«
Gar keine schlechte Idee, sie einfach unter Hausarrest zu stellen, dachte Cam und hielt Blair grinsend eine Hand hin. »Ich mußte etwas abliefern.« Mit einem Finger fuhr er über das Revers von Blairs Jackett. »Netter Anzug.«
»Ich hab’ bis in die Puppen gearbeitet und hatte keine Zeit mehr, mich umzuziehen. Hallo, Alice, schön, dich zu sehen.«
»Hi, Blair.« Alice verfluchte im stillen ihr Erröten. »Clare hat mir gar nicht erzählt, daß du kommst.«
»Sie wußte ja auch nichts davon. Also …« Er zupfte seine Schwester am Haar. »Wie läuft’s denn so?«
Clare blickte flüchtig zu Cam. »Man könnte sagen, die letzten Wochen waren sehr ereignisreich. Angie und Jean-Paul sind auch hier.«
»Hier?« Blairs Augenbrauen stiegen in die Höhe. »In Emmitsboro?«
»Fast schon eine Woche lang. Ich glaube, langsam gewöhnen sie sich ein. So, ich gehe jetzt rein und mache uns ein paar Drinks.«
»Ich komme mit.«
Cam legte Blair eine Hand auf die Schulter, ehe dieser seiner Schwester folgen konnte. »Kannst du mir mal eben mit diesem Geschenk hier helfen?«
»Einem Geschenk? Klar.« Er stellte seine Tasche neben dem Pickup ab und spähte auf die Ladefläche. »Das ist ein Holzklotz.«
»Jawohl.«
»Ein ziemlich großer Holzklotz.« Blair funkelte Cam finster an. »Dieser Anzug besteht zu fünfzig Prozent aus Seide.«
Cam ließ grinsend die Laderampe herunter und sprang auf den Wagen. »Stell dich nicht so an, Kimball.«
»Scheiße.« Blair kletterte hinauf und packte mit an. »Wozu soll das Ding gut sein? Ich kriege Splitter in die Hand.«
»Es ist ein Friedensangebot. Clare ist stinksauer auf mich.«
»Ach ja?«
»Eine lange Geschichte. Paß auf, ich gehe zuerst runter. Himmel, faß doch mit an, ja?« schimpfte er, als Blair den Klotz beinahe auf seinen Fuß fallen ließ. »Vielleicht interessiert dich das Ganze ja«, fuhr er fort, während sie den sperrigen Kloben mit vereinten Kräften zum Haus schleppten.
Rafferty, ich verdiene mir mein Brot damit, mir Geschichten anzuhören.«
»Kannst du morgen nach der Parade in mein Büro kommen?«
»Okay. Gibt es etwas, was ich sofort wissen sollte?«
»Ich schlafe mit deiner Schwester.« Cams Augen bohrten sich in die von Blair. Dieser schien wie vom Blitz getroffen. »Ich denke, das sollte von Anfang an klar sein.«
»Himmel, Cam, was erwartest du denn jetzt von mir?«
»Ich schätze, für Glückwünsche ist es noch etwas zu früh. Wir stellen ihn am besten hier ab.« Cam grunzte vernehmlich, als sie den Klotz neben der Garage zu Boden fallen ließen, und sah zu, wie Blair Staub von seinem Anzug klopfte. »Willst du mir jetzt eine runterhauen?«
»Ich denke darüber nach.«
»Ehe du dich dazu entschließt, muß ich dir noch etwas sagen, was ich ihr bislang noch nicht sagen konnte. Ich liebe sie.«
Blair musterte sein
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