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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Heute abend habe ich das Auto, falls du Lust hast, nach Feierabend noch irgendwohin zu fahren oder so.«
    Ernie blickte sie flüchtig an, während er den Stutzen aus dem Tank zog. Offenbar brauchte Sally genauso dringend eine Tankfüllung wie ihr Auto. Er grinste in sich hinein. Da sie so versessen auf ihn war, würde sie wahrscheinlich auch vor ihm auf die Knie sinken und ihm einen blasen, wenn er es von ihr verlangte.
    »Du kannst ja so gegen halb zehn mal vorbeikommen, und dann sehen wir weiter.«
    »Okay.«
    »Das macht dann fünfzehn fünfzig für’s Benzin.«
    »Oh. Ich hole eben mein Portemonnaie.«
    Gerade als sie sich durch das heruntergelassene Autofenster lehnte, bog Clare in die Tankstelle ein, und Ernie vergaß, daß Sally überhaupt existierte. »Hey, Ernie.«
    »Soll ich volltanken?«
    »Bitte.« Sie lächelte ihn an und vermied bewußt, seinen Anhänger anzustarren. »Ich hab’ dich ja ein paar Tage nicht gesehen.«
    »Hatte zu tun.«
    »Jede Wette.« Clare stützte ihren Ellbogen am Fenster auf und bettete den Kopf auf die Hand. Sie kam gerade von einem neuerlichen Krankenhausbesuch bei Lisa MacDonald zurück und fühlte sich erschöpft, aber nicht länger schuldig. »Du mußt ja im Moment eine Menge um die Ohren haben. Schließlich hast du nur noch eine Woche bis zu deinem Schulabschluß.«
    »Sind Ihre Freunde immer noch da?«
    »Sie wollen bis zur morgigen Parade bleiben. Gehst du auch hin?«
    Ernie zuckte lediglich mit den Achseln.
    »Ich würde sie um nichts in der Welt versäumen«, fuhr Clare fort. »Bestimmt gibt’s auch Krapfen, und die esse ich für mein Leben gern.«
    »Ernie. Hier hast du das Geld.« Sally drängte sich zwischen sie, warf ihre lange Mähne zurück und bedachte Clare mit einem feindseligen Blick. »Vermutlich mußt du dich jetzt um deine Kundschaft kümmern. Ich komm’ dann später vorbei.«
    »Alles klar.«
    Clare sah dem Mädchen nach, das zu seinem Auto zurückging und den Motor anließ. »Wer war das denn?«
    »Sally? Sie ist ein Niemand.«
    »Sally Simmons?« Lachend kramte Clare in ihrer Handtasche herum. »Früher hab’ ich bei ihr Babysitter gespielt. Ich glaube, ich gehe besser nach Hause und hole meinen Schaukelstuhl aus dem Keller.« Sie bezahlte ihn. Plötzlich war ihr viel leichter ums Herz. Was konnte es Normaleres geben als einen halbwüchsigen Jungen mit einer eifersüchtigen Freundin? »Bis später, Ernie.«
    »Tschüs.« Ernies Hand schloß sich um das Pentagramm, als sie davonfuhr.
     
    Sie benötigten dringend weitere Informationen. Wieviel wußte Lisa MacDonald eigentlich? Konnte sie einen von ihnen beschreiben? Diese Fragen tauchten in den geflüsterten Bemerkungen, die von einem zum anderen gingen, immer wieder auf. Furcht breitete sich aus, und derjenige, der sie lenkte, wußte nur zu gut, daß Furcht zu Schwäche und Schwäche zu Fehlern führte.
    Doch die notwendigen Informationen würden eingeholt werden, wie immer.
    Es gab einige unter ihnen, die sich mehr mit Clare Kimball beschäftigten als mit dem Opfer, das ihnen entkommen war. Clare, die sich in ihre Angelegenheiten gemischt hatte, indem sie die zur Opfergabe bestimmte Frau rettete. Clare, die die an ihrer Tür zurückgelassene Warnung entweder ignoriert oder nicht verstanden hatte. Clare, die als Kind den magischen Kreis durchbrochen und mehr gesehen hatte, als sie begreifen konnte. Clare, deren Erinnerungsvermögen eine ständige Bedrohung darstellte.
    Und Clare, die aus Metall und Feuer ein Abbild des Hohenpriesters erschaffen hatte.
    Einige sprachen sich für sie, andere gegen sie aus. Doch die Entscheidung war bereits gefallen.
    Tatenloses Zusehen und Warnungen schienen nichts mehr zu fruchten. Die Zeit zum Handeln war gekommen.
     
    Manche Männer hätten es mit Rosen probiert. Cam hingegen ahnte, daß die herkömmlichen Klischees bei Clare nicht funktionieren würden. Es hatte ohnehin einige Zeit gedauert, bis er sich dazu überwinden konnte, überhaupt den ersten Schritt zu tun, sein Stolz hatte sich dagegen gewehrt. Doch ein derartiges Stimmungstief wie das, welches Cam im Augenblick durchmachte, hätte jeden Mann dazu getrieben, seinen Stolz über Bord zu werfen und als der Klügere nachzugeben. Mittlerweile fiel es ihm immer schwerer zu glauben, daß die Ereignisse der letzten Wochen auf Einflüsse von außerhalb zurückzuführen waren. Dennoch erschien ihm der Gedanke, Emmitsboro könne einen Mörder oder etwas noch Schlimmeres beherbergen, absurd.
    Aber Lisa MacDonald

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