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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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war Realität; seine erste handfeste Spur. Laut Laborbericht stammte nicht alles Blut auf ihrer Kleidung von ihr selbst. Lisa hatte Blutgruppe Null. Einige der Blutspritzer gehörten jedoch zur Gruppe A. Unter ihren Fingernägeln hatte man winzige Hautfetzen gefunden – ein paar schwarze Baumwollfasern.
    Zusammen mit Bud und Mick hatte Cam den westlichen Teil von Dopper’s Woods, die Gegend, wo Clare Lisa aufgelesen hatte, durchgekämmt, und dort hatten die drei Blutspuren und Anzeichen eines heftigen Kampfes gefunden. Die Auswertung der Spuren bedeutete weitere Laborarbeit, was hieß, daß Cam den Bürgermeister bitten mußte, weitere Gelder flüssigzumachen.
    Doch jetzt brauchte er erst einmal etwas Zeit zum Abschalten, ein paar Stunden, in denen er nicht über Beweisaufnahmen und polizeiliche Ermittlungen nachdenken und sich nicht ständig ermahnen mußte, noch einmal ins Krankenhaus zu fahren, um in Lisa MacDonalds Gedächtnis herumzustochern.
    Clare arbeitete. In ihrer Garage schimmerte Licht, obwohl die Dämmerung kaum hereingebrochen war. In den letzten Tagen war er mehrmals bei ihr vorbeigefahren und hatte sie stets über ihren Arbeitstisch gebeugt vorgefunden, hatte jedoch nie angehalten. Aber jetzt lenkte er seinen Wagen in ihre Einfahrt.
    Alice war bei ihr, stellte er fest, und die beiden unterhielten sich angeregt, während Beatlessongs aus dem Radio tönten.
    »Geh einfach kreuz und quer durch den Raum. Ich kann besser arbeiten, wenn du dich bewegst.«
    »Ich dachte immer, man müsse stocksteif dasitzen und dürfe sich nicht rühren, wenn man einem Künstler Modell steht.« Obwohl sie sich geschmeichelt fühlte, wünschte Alice, Clare hätte sie nicht gerade gebeten, in ihrer Kellnerinnenuniform zu posieren. »Wird das eine dieser modernen Skulpturen, wo mich hinterher keiner erkennt?«
    »Ich weiß ja, wer das Modell war.« Geduldig modellierte Clare den Ton. »Es soll alles ganz flüssig wirken. Wenn ich fertig bin, werde ich es in Bronze gießen.«
    »Mama hat meine und Lynettes Babyschuhe bronzieren lassen.« Alice blickte sich um und lächelte. »Hi, Cam.«
    »Wirst du gerade verewigt, Alice?«
    Diese kicherte. »Sieht fast so aus.«
    Da Clares Hände leicht zu flattern begannen, hielt sie im Modellieren inne. »Kann ich etwas für dich tun, Sheriff?«
    Kühl wie ein Eisberg, dachte Cam und hob eine Braue. »Vielleicht.« Er packte sie am Arm und zog sie hoch. »Komm mal mit.«
    »Was zum Teufel soll das? Du siehst doch, daß ich arbeite!« Clare versuchte, ihn mit einer tonverschmierten Hand beiseite zu stoßen, während er sie die Auffahrt entlangzerrte. Alice sah ihnen mit großen Augen zu. »Hör zu, Rafferty, ich muß diese … diese polizeiliche Brutalität nicht dulden.«
    »Sei nicht so widerborstig, Slim.« Er schob sie auf Buds Pickup zu. »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.«
    Und dort, auf der Ladefläche, lag besagter Holzknubbel, den sie sich so gewünscht hatte. Er wirkte sogar noch spektakulärer als in ihrer Erinnerung.
    »O Mann!« Noch ehe Cam ihr Hilfestellung geben konnte, war Clare bereits über die Seitenwand geklettert und auf die Ladefläche gesprungen. Verzückt streichelte sie über die Rinde. »Wunderschön«, murmelte sie vor sich hin und malte sich bereits aus, was aus dem Holz entstehen sollte.
    »Das ist doch bloß ein Stück Holz«, meinte Alice von der anderen Seite des Wagens her. Sie war verwirrt und enttäuscht zugleich.
    »O nein. Es birgt ein Geheimnis«, erklärte ihr Clare. »Und eine Herausforderung.« Als sie Alice’ Gesichtsausdruck bemerkte, mußte sie lachen. »Weißt du was? In einem Jahr, wenn das Holz soweit abgelagert ist, daß ich damit arbeiten kann, dann mache ich dir daraus eine schöne Schale.«
    »Da würde ich mich freuen«, erwiderte Alice höflich, was Clare erneut zum Lachen reizte. »Warte nur, bis Angie das sieht.« Sie ließ sich auf die Fersen nieder, streichelte das Holz und sandte einen wachsamen Blick zu Cam hinüber, der nur dastand, die Hände auf die Seite der Ladefläche gestützt, und sie schweigend beobachtete. »Ein ziemlich mieser Trick, Rafferty.«
    »Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Ich hab’ mir ausgerechnet, daß du zumindest mit mir reden würdest, wenn ich dir dieses Ding anschleppe.« Er streckte die Hände nach ihr aus. »Soll ich dir runterhelfen?«
    »Danke, es geht schon.«
    Doch gerade, als sie von der Ladefläche springen wollte, faßte er sie um die Taille, hob sie herunter, stellte

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